Griechischer Krankenpfleger baut Intensivstation für Familie
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Der Mann arbeitet normalerweise auf der Intensivstation eines Krankenhauses (Symbolbild).
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Agios Athanasios. Gabriel Tachtatzoglou kennt die Zustände an den Krankenhäusern in der Corona-Pandemie. Als die Ehefrau des Intensivpflegers, seine Schwiegereltern und sein Schwager sich mit dem Coronavirus infizierten und erkrankten, brachte er sie deshalb nicht in die Klinik in Thessaloniki, sondern baute für sie zu Hause eine eigene Intensivstation. Mit dieser Entscheidung habe er ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet, sagten seine Angehörigen.
Thessaloniki gehört zu den Corona-Hotspots in Griechenland. Die Intensivstationen in den Krankenhäusern wurden im November, als sich seine Frau und deren Familie infizierten, immer voller. Weil er als Erstkontakt in Isolation musste, konnte Tachtatzoglou ohnehin nicht zur Arbeit gehen und kümmerte sich stattdessen im Haus der Familie im Dorf Agios Athanasios, rund 30 Kilometer von Thessaloniki, um sie.
Der Pfleger lieh sich Monitore und Apparate zur Sauerstoffversorgung
„Wenn wir ins Krankenhaus gegangen wären, weiß ich nicht, wo wir gelandet wären“, sagte die 64-jährige Schwiegermutter von Tachtatzoglou, Polychoni Stergiou. „Das ist nicht passiert, dank meinem Schwiegersohn.“
Um seine Intensivstation in der unteren Wohnung des zweigeschossigen Hauses seiner Familie zu errichten, lieh sich Tachtatzoglou Monitore, Apparate zur Sauerstoffversorgung und andere Ausrüstung, die seine Familienangehörigen womöglich brauchen würden. Tachtatzoglou improvisierte auch. Er verwandelte einen Garderobenständer in einen Halter für Infusionsbehälter. Zu einem Zeitpunkt trug der Garderobenständer vier Behälter mit Antibiotika, Flüssigkeit gegen Dehydration und einem Medikament zur Fiebersenkung.
„Ich wollte meine Schwiegerfamilie nicht der psychischen Belastung der Trennung unterziehen“
„Ich arbeite seit 20 Jahren auf der Intensivstation und ich wollte meine Schwiegerfamilie nicht der psychischen Belastung der Trennung unterziehen“, sagte Tachtatzoglou der Nachrichtenagentur AP. „Zudem lastete bereits sehr viel Druck auf dem Gesundheitswesen.“
Dem Ärzte- und Krankenpflegepersonal wird in den meisten Ländern davon abgeraten, enge Verwandte und Freunde selbst zu behandeln, weil emotionale Bande vermutlich ihr Urteilsvermöglichen beeinträchtigen könnten und ihre Fähigkeiten mindern könnten. Tachtatzoglou gab an, er habe während der Behandlung seiner Familienmitglieder täglich Kontakt zu Ärzten im Krankenhaus Papageorgiou gehabt, wo er arbeite. Er hätte sie ins Krankenhaus gebracht, hätten sie intubiert werden müssen.
Zur Not wäre es ins Krankenhaus gegangen
„Ich habe mich um sie bis zu dem Punkt gekümmert, wo es keine Gefahr darstellen würde“, sagte Tachtatzoglou. „Ich war zu jeder Zeit bereit, sie, falls nötig, ins Krankenhaus zu verlegen.“
Die Gesamtzahl der Toten mit dem Coronavirus in Griechenland stieg von 393 am 1. Oktober auf 635 einen Monat später und 2517 am 1. Dezember. Mit Stand Dienstag gab es 4730 Todesfälle.
Bei der Behandlung infizierte sich der Pfleger selbst mit Covid-19
Tachtatzoglou sagte, er habe ständig darüber gegrübelt, ob er seine Familienmitglieder in Krankenhäuser in Thessaloniki bringen sollte, weil das bedeutet hätte, dass sie sich nicht sehen könnten und eventuell in weiter entfernte Kliniken verlegt würden. „Es gab Zeiten, in denen ich verzweifelt war und ich hatte wirklich Angst, ich würde sie verlieren“, sagte Tachtatzoglou.
Letztendlich überstanden sie alle die Erkrankung. Tachtatzoglou steckte sich aber selbst mit dem Virus an. „Ich habe Vorkehrungen getroffen, als ich sie behandelte, aber ich hatte nicht die persönliche Schutzausrüstung, die es in Krankenhäusern gibt“, sagte er. „Das ist wahrscheinlich, wie ich krank wurde.“
RND/AP