Maschinenschaden stoppt die „Gorch Fock“ gleich bei erster Probefahrt
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Schlepper ziehen die „Gorch Fock“ auf die Nordsee. Die Hauptmaschine hatte einen Defekt.
© Quelle: Frank Behling
Kiel. Nach einer sechs Jahre dauernden Generalüberholung ist das Marineschulschiff „Gorch Fock“ am Mittwoch zu einer Probefahrt aufgebrochen – und gleich wieder gestoppt worden: Kurz nach dem Ablegen bei der Bremer Lürssen-Werft gab es einen Maschinenschaden, berichten die „Kieler Nachrichten“.
Zwei zivile Schlepper mussten das Schiff daraufhin bei der Fahrt auf der Weser in Richtung Nordsee begleiten, der Marineschlepper „Scharhörn“ übernahm schließlich bei Brake die „Gorch Fock“ und zog das manövrierunfähige Schiff hinaus auf die Nordsee, heißt es weiter.
„Unsere Techniker haben ein defektes Regelventil an der Maschinenanlage als Ursache entdeckt”, sagte Oliver Grün, Sprecher der Lürssen Werft, laut der Zeitung. Das Ventil wurde ausgetauscht und nach einigen Tests sollte die Probefahrt am Abend weitergehen, hieß es zunächst. Wenig später war klar: Die „Gorch Fock“ musste die Probefahrt abbrechen. Die Probleme mit dem Antriebsmotor seien auf See nicht lösbar. Wann das Schiff wieder auslaufen könne, sei noch unklar, berichten die „Kieler Nachrichten”. Die Antriebsanlage müsse komplett überprüft werden.
Die „Gorch Fock“ sollte eigentlich eine zweitägige Probefahrt auf der Weser und der Nordsee absolvieren und am Donnerstag in Wilhelmshaven ankommen. Am dortigen Marinearsenal soll die Endausrüstung des Dreimasters erfolgen, bevor die Truppe ihn am 30. September offiziell wieder zurückerhält. In seinen Heimathafen Kiel soll das Schiff am 4. Oktober zurückkehren. Einen Rückschlag für den Zeitplan bis zur Rückgabe des Schiffes an die Marine erwartet die Werft laut „Kieler Nachrichten“ aber nicht.
Sanierung der „Gorch Fock“ kostete 135 Millionen Euro
In der teuren und verwickelten Geschichte der Sanierung seit Dezember 2015 ist die Lürssen-Werft der zweite Hauptauftragnehmer. Sie arbeitet seit Oktober 2019 an dem Schiff, auf dem die Marine ihren Offiziersnachwuchs ausbildet. Der erste Auftragnehmer, die Elsflether Werft, hatte Insolvenz anmelden müssen. Unter ihrer Regie war es zu den enormen Kostensprüngen gekommen, von geplant 10 Millionen auf 135 Millionen Euro.
Der Bundesrechnungshof warf der Marine eine schlechte Vorbereitung der Sanierung vor. Zeitweise brachte der Problemfall „Gorch Fock“ auch die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bedrängnis. Die Führung der Elsflether Werft ging außerdem undurchsichtigen Nebengeschäften nach. Geld der Marine verschwand. Damit beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Ein Ende der Ermittlungen sei noch nicht abzusehen, sagte ein Sprecher.
RND/dpa/seb