Vermummte skandieren „Ausländer raus“: Jugendherberge nach Gerüchten angegriffen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EVRCZVK5Z7FFOTR5FNBQ7LLIIQ.jpg)
Vermummte Männer überfielen eine Jugendherberge. (Symbolbild)
© Quelle: imago/Christian Ditsch
Bagenz. Nach Gerüchten um eine tote Frau am Spremberger Stausee in Brandenburg und einer Vergewaltigung durch Ausländer hat es einen Übergriff auf eine ehemalige Jugendherberge gegeben. Vermummte Unbekannte zogen nach Polizeiangaben am Mittwochabend mit Baseballschlägern und Zaunlatten vor die Herberge und warfen Pyrotechnik auf das Grundstück. Dabei wurde niemand verletzt.
Nach Aussage von Zeugen rief die Gruppe lautstark „Ausländer raus!“. Die Polizei suchte mit einem Hubschrauber nach den Männern. Sieben Tatverdächtige im Alter zwischen 18 und 26 Jahren wurden später vorläufig festgenommen.
In sozialen Medien sei verbreitet worden, dass am Montag in der Nähe der Talsperre Spremberg eine Frau getötet und eine weitere vergewaltigt worden sei, hieß es von Seiten der Polizei. Bei einem angeblichen Polizeieinsatz in der Herberge seien dann zwei „Ausländer“ geflohen.
AfD verbreitet Statement auf Facebook
Polizei und Staatsanwaltschaft Cottbus widersprachen den Berichten über eine tote Frau am Stausee. Auch Ausländer seien zu dem Zeitpunkt nicht in der Jugendherberge gewesen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Cottbus am Donnerstag. „Eine Kindergruppe hält sich dort auf.“ Wegen einer angezeigten Vergewaltigung ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt.
AfD kritisiert Polizei
Der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag, Thomas Jung, nahm die Sache dennoch zum Anlass, die Polizei per Pressemitteilung zu kritisieren. Die Beamten seien mittels einer „Nachrichtensperre“ verdonnert worden „stillzuhalten“. Jung stellte eine Verbindung zur Razzia gegen Rechtsextremisten in Cottbus her. Dort hätten „alle verfügbaren Polizeikräfte“ Wohnungen von „angeblich rechtsextremen Fußballfans“ durchwühlt – mit „mageren Ergebnissen“, so Jung. Diese Beamten hätten an anderer Stelle gefehlt.
Polizei-Sprecher Torsten Herbst wies diese Darstellung zurück. „Die Politisierung halte ich für absoluten Nonsense“, sagte Herbst. Gerade beim Verdacht der Vergewaltigung gehe die Polizei nicht schon zum Zeitpunkt der Anzeige an die Öffentlichkeit. Erst wenn man „valide Informationen“ und strafprozessuale Maßnahmen eingeleitet gesammelt habe, komme eine Veröffentlichung infrage. Aktuell ermittelten die Behörden „gegen unbekannt“.
Weiterlesen:
Polizei präsentiert Ergebnisse nach Neonazi-Razzien
Von RND/dpa/uw