Verheerende Explosion in Beirut: Die wichtigsten Fragen und Antworten
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Ein Hubschrauber fliegt einen Löscheinsatz nach einer massiven Expolsion im Hafen.
© Quelle: Hussein Malla/AP/dpa
Beirut. Bei einer schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut sterben Dutzende Menschen, Tausende weitere werden verletzt. Die Explosion stürzt die libanesische Hauptstadt, deren Bevölkerung derzeit schon unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise leidet, in ein noch tieferes Chaos. Beirut, in dessen Großraum schätzungsweise bis zu 2,4 Millionen Menschen leben, wurde zur “Katastrophenstadt” erklärt.
Beirut: Hafenmitarbeiter festgenommen
Zwei Tage nach der Katastrophe von Beirut sind 16 Hafenmitarbeiter der libanesischen Küstenstadt festgenommen worden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie viele Menschen wurden getötet und verletzt?
Nach neuen Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad vom Mittwochabend sind mindestens 135 Menschen getötet und weitere 5000 verletzt worden. Das libanesische Rote Kreuz hatte die Zahl der Toten bei der Explosion im Hafen von Beirut am Mittwochmorgen noch mit mindestens 100 beziffert. Beamten in der Hauptstadt des Libanons zufolge sind weitere Menschen in den Trümmern begraben. Weite Teile des Hafens seien zerstört worden, viele Gebäude in Beirut wurden beschädigt.
Sind Deutsche unter den Opfern?
Bei der Explosion ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft getötet worden. Das teilte Außenminister Heiko Maas am Donnerstag mit. “Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen”, erklärte er. “Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts sind in tiefer Trauer um die Kollegin.”
Wie viele Menschen werden noch vermisst?
Rettungshelfer suchen auch zwei Tage nach der Explosion weiter nach Überlebenden. Noch immer werden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes rund 100 Menschen vermisst. Soldaten der Armee, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Freiwillige waren am Donnerstag am Ort des Katastrophe im Einsatz. Mitarbeiter des Zivilschutzes kontrollierten zudem Gebäude, die einsturzgefährdet sein könnten.
Angehörige von Überlebenden hofften auf Lebenszeichen von Vermissten. “Ich warte hier, ich bewege mich nicht weg”, rief eine Frau in der Nähe des abgesperrten Hafens. “Mein Bruder arbeitete im Hafen und ich habe von ihm nichts gehört, seitdem es die Explosion gab.”
Luftaufnahmen zeigen Beirut nach Explosion
Diese Luftaufnahmen zeigen den Ort der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut zwei Tage nach dem Unglück.
© Quelle: Reuters
Wie groß sind die Schäden?
Beiruts Gouverneur Marwan Abbud sagte, es seien Schäden in Höhe von drei bis fünf Milliarden US-Dollar entstanden - „möglicherweise mehr“. Die schweren Schäden machten viele Häuser unbewohnbar. Zwischen 200.000 und 250.000 Menschen hätten ihre Unterkünfte verloren, sagte Abbud. Sie würden mit Lebensmitteln, Wasser und Unterkünften versorgt.
Was war der Auslöser für Explosion?
Nach Einschätzung des libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab könnte eine sehr große Menge Ammoniumnitrat die Detonation verursacht haben. Der Stoff sei vor einiger Zeit auf einem Schiff konfisziert und seitdem im Hafen gelagert worden. Der Ministerpräsident bezeichnete es als “unvertretbar”, dass eine Ladung von schätzungsweise 2750 Tonnen der Substanz in einer Halle am Hafen gelagert wurde – das Ammoniumnitrat habe bereits seit sechs Jahren im Hafen gelegen.
Ammoniumnitrat ist ein Salz, das sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet. Es wird insbesondere zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoffen verwendet. Die Handhabung von Ammoniumnitrat fällt in Deutschland unter das Sprengstoffgesetz.
Ammoniumnitrat ist die Ursache zahlreicher Explosionskatastrophen. In China war der Stoff schon 2015 für eine Reihe tödlicher Explosionen mit 173 Toten verantwortlich.
Wie gefährlich ist die Situation noch?
Über der Hauptstadt des Libanons lag nach dem Vorfall eine dichte Rauchwolke. Das Portal Beirut.com berichtete, dass sich in dem Rauch der Explosion giftige Gase wie etwa Salpetersäure befinden könnten. Die Einwohner der Stadt wurden aufgefordert, sich nicht im Freien zu bewegen und ihre Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Unklar ist zudem, wie stark beschädigt die Gebäude im Umkreis der Explosion sind und ob noch Folgeschäden möglich sind. Bei der Detonation soll unter anderem das berühmte Gebäude der libanesischen Elektrizitätsgesellschaft in der belebten Rue Armenia vollständig eingestürzt sein.
Auch auf das Gesundheitssystem hat die Explosion Auswirkungen: Eine der wichtigsten Kliniken der Hauptstadt, das Hariri-Krankenhaus, hatte am Vormittag verkündet, nahezu keine Kapazitäten mehr zu besitzen, um Covid-19-Patienten aufzunehmen. Der Libanon leidet derzeit unter einer zweiten Welle der Pandemie, in den vergangenen Tagen wurden so viele Neuansteckungen gemeldet wie niemals zuvor.
Gibt es einen politischen Hintergrund?
Bisher gibt es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund. US-Präsident Donald Trump war am Dienstagabend allerdings anderer Meinung: “Sie scheinen zu denken, dass es ein Anschlag war, dass es eine Art von Bombe war”, sagte er unter Berufung auf seine militärischen Berater. Laut CNN widersprachen drei Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, die jedoch anonym bleiben wollten, den Aussagen ihres Präsidenten. Es gebe bislang keinerlei Hinweise auf einen Anschlag, sagten sie gegenüber CNN.
Trump bezeichnet Explosion in Beirut als mutmaßlichen Bombenanschlag
US-Präsident Donald Trump hat nach der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut den Menschen im Libanon sein Mitgefühl ausgesprochen.
© Quelle: Reuters
Welche Länder unterstützen den Libanon?
Die EU hat dem Libanon nach der schweren Explosion in Beirut Nothilfe in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Geld soll zum Beispiel medizinische Ausrüstung finanziert werden, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab mitteilte. Weitere Hilfen könnten je nach Einschätzung der humanitären Lage vor Ort folgen, hieß es. Von der Leyen bot dem Libanon zudem die Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt an.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron traf am Donnerstag zu einem Besuch in Beirut ein. Dort will er seine Solidarität mit Opfern bekunden und mit Regierungsvertretern zusammentreffen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich bereits kurz nach dem Vorfall “erschüttert” gezeigt, wie die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Kanzlerin bei Twitter zitierte. “Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten.”
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Deutschland stehe dem Libanon in der “schweren Stunde zur Seite”, twitterte Außenminister Heiko Maas. Auch die Europäische Union, die USA und Frankreich – frühere Mandatsmacht des Libanon – stellten Unterstützung in Aussicht.
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Frankreich hat nach einer Explosion mit zahlreichen Todesopfern in der libanesischen Hauptstadt Beirut Unterstützung zugesagt. Das Land schicke Hilfe in den Libanon, schrieb der französische Staatschef Emmanuel Macron auf Twitter: “Wir werden mehrere Tonnen Sanitätsmaterial im Libanon einsetzen. Notärzte werden Beirut schnellstmöglich erreichen, um Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen.”
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Frankreich schickt zwei Militärflugzeuge in den Libanon, teilte der Élysée-Palast mit. Unter anderem werden 55 Angehörige des französischen Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten befördert. Etwa ein Dutzend französische Notärzte soll zudem so rasch wie möglich nach Beirut entsandt werden.
Auch Libanons Nachbarland Israel hat humanitäre Hilfe angeboten. “Unter Anweisung von Verteidigungsminister Benny Gantz und Außenminister Gabi Aschkenasi hat Israel sich an den Libanon durch internationale diplomatische und Verteidigungskanäle gewandt”, teilten beide Minister in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Der libanesischen Regierung sei “medizinische humanitäre Hilfe” angeboten worden. Der Libanon und Israel haben keine diplomatischen Beziehungen. Offiziell befinden sich die beiden Nachbarländer noch im Krieg.
Auch US-Präsident Donald Trump versicherte, die USA “stehen bereit, dem Libanon zu helfen”.
RND/ros/msc/dpa