Rettung nach über 200 Stunden

Nach Erdbeben: Wie können Menschen zehn Tage lang unter Trümmern überleben?

Rettungskräfte suchen in der türkischen Provinz Kahramanmaras nach Überlebenden.

Rettungskräfte suchen in der türkischen Provinz Kahramanmaras nach Überlebenden.

Adana. Auch nach zehn Tagen unter Trümmern werden immer noch Menschen lebend gerettet, wie etwa die Istanbuler Feuerwehr berichtet. Dass dies möglich sei, liege vor allem am Wetter, sagte der Vize-Vorsitzende der türkischen Ärztekammer in Adana, Ali Ihsan Ökten, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. „Die Körperfunktionen der Verschütteten fährt bei dem Wetter runter“, so rette sich der Körper selbst.

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Wäre die Katastrophe im Sommer passiert, hätten Menschen niemals so lange ohne Wasser überleben können. In Antakya etwa steigen Temperaturen im Hochsommer häufig auf mehr als 30 Grad.

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Zahl der Toten nach Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt auf über 40.000

Es gibt auch gute Nachrichten. Mehr als eine Woche nach der Katastrophe werden noch Überlebende in den Trümmern gefunden.

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Ökten: „Sehr, sehr viele sind in den Trümmern erfroren“

Aber auch die, die nun gefunden würden, seien absolute Ausnahmen. Denn auch das Winterwetter stelle natürlich ein Risiko dar: „Sehr, sehr viele sind in den Trümmern erfroren“, so Ökten.

Er vermutet, dass viele der nun Geretteten irgendeinen Zugang zu Wasser gehabt hätten. In manchen Regionen habe es zwischendurch geschneit und geregnet. Auch das könne die Wasserversorgung mancher Verschütteter gewesen sein.

Mehrere Menschen nach fast zehn Tagen lebend geborgen

Zuletzt ist ein Junge nach Feuerwehr-Angaben knapp zehn Tage nach den schweren Erdbeben aus den Trümmern gerettet worden. Der 13 Jahre alte Mustafa sei nach 228 Stunden in der Stadt Antakya befreit worden, teilten die Istanbuler Einsatzkräfte am Mittwochabend mit. Auf einem Video ist zu sehen, wie Feuerwehrkräfte und Bergarbeiter versuchen, den Jugendlichen anzusprechen, der dann auf einer Trage aus den Trümmern gebracht wird. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

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Am selben Tag soll laut Medienberichten in der Provinz Kahramanmaras bereits eine 45-jährige Frau lebend geborgen sein sollen. Das berichtete unter anderem der staatliche Sender TRT. Sie war demnach 222 Stunden lang verschüttet. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zwei Brüder, die Berichten zufolge am Dienstagmorgen gerettet wurden, erzählten unterdessen türkischen Medien, wie sie so lange unter den Trümmern überleben konnten. Demnach hatten sie Zugang zu Proteinpulver, das sie in ihrem eigenen Urin aufgelöst hätten. So berichtete es etwa der Sender CNN Türk.

DRK-Bundesarzt hält Urin als Überlebensquelle für unwahrscheinlich

Es kursieren immer wieder Berichte, dass Menschen überlebt hätten, weil sie ihren eigenen Urin getrunken hätten. „Urin reicht nicht für 10 Tage“, sagt Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und Direktor für Anästhesiologie an der Uniklinik Köln. Es brauche also eine andere Versorgungsquelle.

Menschen, die nun aus den Trümmern geborgen würden, seien in der Regel unterkühlt und ausgetrocknet, wenn sie nicht andere Verletzungen hätten. Hinzu kämen wohl auch posttraumatische Störungen. Kinder hätten grundsätzlich keine größeren Überlebenschancen - sie kühlten schneller aus und seien in der aktuellen Situation eher sogar gefährdeter als Erwachsene.

RND/nis mit dpa

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