Blinder Fleck in der Berichterstattung?

Warum wir so wenig über die Erdbebenkatastrophe in Syrien wissen

Helfer im syrischen Sarmada suchen nach Überlebenden.

Helfer im syrischen Sarmada suchen nach Überlebenden.

Immer wieder kommen neue Korrespondentenberichte und Reportagen aus der Türkei über die Lage vor Ort nach dem schweren Erdbeben, das die Region am frühen Montagmorgen erschüttert hat. Sie beschreiben das Leid und Schicksal der betroffenen Menschen eindrücklich, berichten über Rettungsaktionen und internationale Hilfsgüterlieferungen. Und aus Syrien? Da fehlen die Nachrichten und Bilder, kaum etwas dringt über die Auswirkungen der Katastrophe von dort nach außen.

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Doch woran liegt das und was ist wirklich darüber bekannt, wie es den Menschen vor Ort in Syrien geht? „Im Grunde bekommt man keine belastbaren Informationen aus Syrien über die Folgen des Erdbebens“, sagt Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen, der sich auf die Berichterstattung über Syrien spezialisiert hat, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Es gebe schon Informationen, nur die klassischen journalistischen Werkzeuge, wie die Überprüfung einer Nachricht über zwei unabhängige Quellen, seien so gut wie unmöglich.

Videos der Weißhelme

Ein gutes Beispiel dafür ist die syrische Hilfsorganisation Weißhelme, die in den nicht von Diktator Baschar Hafiz al-Assad kontrollierten Teilen des Landes im Einsatz ist. Sie postet über ihren Twitter-Account Fotos und Videos ihrer Rettungsarbeiten, trauern um Verstorbene und rufen die internationale Gemeinschaft zu Hilfe auf. Es sind punktuelle Einblicke in das Leid, das die gesamte Region erfährt. Doch Berichte von Journalistinnen und Journalisten, die vor Ort unabhängig Zahlen und Bilder einordnen, gibt es kaum. „Aus Syrien gibt es nur einzelne Puzzleteile“, sagt Resch. Er bezweifelt, dass es reicht, um ein Gesamtbild zu erkennen. Es gebe durchaus mutige lokale Reporterinnen und Reporter, doch könnten die aufgrund des Drucks jeweiliger Machthaber nicht immer neutral berichten.

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Doch warum ist Syrien ein blinder Punkt? „Die Lage war schon vor dem Erdbeben volatil. Der Bürgerkrieg tobt schon seit zwölf Jahren“, sagt der Sprecher. Drei Journalisten wurden im vergangenen Jahr getötet. 27 seien zurzeit inhaftiert, die Dunkelziffer ist unbekannt. Als Journalistin oder Journalist nach Syrien zu kommen, sei nicht nur gefährlich, sondern auch sehr schwierig.

Wird Syrien vergessen?

Das Erdbebengebiet in Syrien wird von drei unterschiedlichen Mächten kontrolliert: von dem Assad-Regime, von islamistisch beeinflussten Rebellen und von kurdischen Gruppierungen. „Man braucht viele Papiere und Finanzmittel, um dort hineinzukommen“, erklärt Resch. Seines Wissens nach sind derzeit keine Reporterinnen oder Reporter aus Deutschland vor Ort. Der einzige Weg, der durch nicht Assad-kontrollierte Gebiete führt, ist der über den Grenzübergang Bab al-Hawa, der zwischenzeitlich durch die Zerstörung des Erdbebens nicht passierbar war. Dazu fehle auch wegen des zusätzlichen Schneesturms schweres Gerät, um die Straßen freizuräumen.

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„Ich habe Sorge, dass Syrien vergessen wird, weil es in der Berichterstattung weniger sichtbar ist und dies die Menschen in Deutschland davon abhalten kann, sich mit der katastrophalen Lage der Menschen in Syrien auseinanderzusetzen“, gibt Resch zu bedenken. Dadurch könne auch die Spendenbereitschaft geringer sein.

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