Empörte Reaktionen nach Echo-Verleihung
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Das Rapduo um Farid Bang und Kollegah hat den Echo Hip Hop/Urban National gewonnen – und sorgte damit für harsche Kritik.
© Quelle: DAVIDS/Christina Kratsch
Berlin. Die diesjährige Echo-Preisverleihung wurde seit Bekanntgabe der Nominierungen von einer Antisemitismus-Debatte überschattet. Grund dafür war die Nominierung vom Rapduo Farid Bang und Kollegah für den Echo „Hip Hop/Urban National“.
Wegen antisemetischer Textzeilen waren sie in die Kritik geraten – gerade weil die Preisverleihung auf den Holocaust-Gedenktag in Israel fiel. Die Veranstalter aber blieben bei der Nominierung – am Donnerstagabend ging das Rapduo schließlich mit dem Echo nach Hause. Der Sender VOX meldete zwar gute Einschaltquoten, die Kritikwelle dürfte damit aber noch nicht beendet sein.
„Alle anderen Ehrungen keine Ehre mehr“
Unmittelbar nach der Preisverleihung postete Moderator Thore Schölermann auf Instagram etwa ein Foto von der Echo-Trophäe mit einen Mittelfinger – und eine eindeutige Botschaft an die diesjährige Veranstaltung: „Damit sind alle anderen Ehrungen keine Ehre mehr, sondern einfach nur peinlich ... und das ist schade, weil die anderen sie verdient haben!“
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„Ein verheerendes Zeichen“
Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich empört. Es sei „ein verheerendes Zeichen“, den wichtigsten deutschen Musikpreis an „vermeintliche Künstler“ zu verleihen, die ein gesellschaftliches Klima bedienen, in dem Antisemitismus offenbar wieder normal sei, so Knobloch. Sie sagte „geschichtsvergessene Geschmacklosigkeiten und antijüdische Vorurteile sind keine Kunst, müssen geächtet und konsequent aus dem öffentlichen Raum verbannt werden“. Es dürfe sich auf Basis solcher Musik niemand wundern, dass „Jude“ in Klassenzimmern wieder Schimpfwort sei und jüdische Menschen alltäglich Opfer von Diffamierung und Aggression würden.
„Es ist uns allen ein bisschen peinlich“
Musik-Produzent Alex Christensen sagte nach der Preisverleihung zu BILD: „Ich bin aufgestanden. Es ist ein ungutes Gefühl. Es ist uns allen ein bisschen peinlich.“ Und weiter: „Ich setze mich gerne mit allen Dingen auseinander, aber wenn man über Opfer rappt, die sich nicht wehren können, dann ist für mich eine Grenze überschritten. Dann brauch ich mich mit der Musik auch nicht mehr auseinandersetzen.“
„Gesicht zu zeigen ist etwas anderes!“
Auch Singer-Songwriter Nico Santos wurde deutlich: „Das hat keinem gefallen, außer dem Tisch von Farid und Kollegah. Das war schon krass! Sie haben sich ja auch vor der Verleihung dafür entschuldigt und jetzt plötzlich so aufzutreten. Gesicht zeigen ist was anderes!“
„Auschwitz-Vergleiche gehen nicht“
Olivia Jones sagte der Berliner Morgenpost auf dem roten Teppich, dass beide Rapper hätten ausgeladen werden müssen. Sie würden „sinnlos Hass säen, nur um sich zu promoten.“ Sänger Wolfgang Niedecken fand: „Auschwitz-Vergleiche gehen nicht“. Das sei geschmacklos.
„Provokation hat Grenzen“
Auch Dunja Hayali twitterte nach dem Echo: „Zwei Hip-Hop-Musiker bekommen einen Preis, trotz antisemitischer Zeilen. Und das auch noch am Holocaust-Gedenktag.“ Statt zu pfeifen hätten die anderen rausgehen sollen. „Provokation hat Grenzen!“
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„Der Echo ist ein Verkaufspreis“
Es äußern sich aber nicht nur Kritiker, sondern auch verständnisvolle Kollegen aus der Musikszene: Produzent Mousse T. hat eine nüchterne Sicht der Dinge: „Der Echo ist ein Verkaufspreis. Die Jungs haben die meisten Platten verkauft, deswegen bekommen sie einen Echo. Punkt.“
„Schändlich, dass Antisemitismus eine Bühne bekommt“
Unter den größten Kritiker, die sich bereits im Vorfeld der Preisverleihung klar gegen die Nominierung des Rapduos positioniert hatten, sind unter anderem Campino von den „Toten Hosen“ und Sänger Peter Maffay. Auch das Berliner Büro des „American Jewish Committee“ twitterte, es sei „schändlich“, dass am Holocaust-Gedenktag zwei Rapper, die sich „über Auschwitz-Häftlinge hermachen und zum Teil Antisemitismus verbreiten“, diese Bühne bekommen würden.
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Von RND/lf