Papst Franziskus bat um Gebete

Ehemaliger Papst Benedikt XVI. ist tot

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sitzt bei einer Messe im Petersdom (Archivbild).

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sitzt bei einer Messe im Petersdom (Archivbild).

Rom. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Das gab der Heilige Stuhl am Samstag bekannt. „Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, teilte Matteo Bruni, Sprecher des Heiligen Stuhls, mit.

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Erst am Mittwoch hatte ein Sprecher mitgeteilt, dass sich der gesundheitliche Zustand des ehemaligen Oberhauptes der katholischen Kirche „in den vergangenen Stunden“ verschlechtert habe. Zuvor hatte der amtierende Papst Franziskus die Gläubigen gebeten, für Benedikt zu beten.

Gegen Ende seiner Generalaudienz im Vatikan hatte Papst Franziskus am Mittwoch um ein „spezielles Gebet“ für den 95‑Jährigen gebeten. „Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche, bis zum Ende“, sagte Franziskus. Ein Sprecher des Heiligen Stuhls sagte später weiter, dass die Situation „für den Moment unter Kontrolle“ sei.

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Benedikt habe drei Tage vor seinem Tod seine Krankensalbung bekommen, teilte Bruni am Samstagmittag vor Journalisten mit. Jener Mittwoch war auch der Tag, an dem Papst Franziskus in seiner Generalaudienz die Gläubigen aufrief, für seinen Vorgänger zu beten. Die Krankensalbung ist in der katholischen Kirche ein Sakrament, man kennt sie auch unter dem Begriff letzte Ölung.

Sorge um Benedikt

Langjährige Weggefährten des Papstes sorgten sich um Papst Benedikt. „Die Lage ist sehr ernst“, glaubte der Theologe Wolfgang Beinert. Bei einem Mann, der auf die 100 zuginge, sei das aber auch kein Wunder. Der Ratzinger-Biograf Peter Seewald wertete die Nachrichten über Benedikts Gesundheits­zustand unterdessen als „sicherlich sehr besorgnis­erregend“. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass Benedikt geistig völlig klar sei. Seewald äußerte jedoch, Benedikt selbst sehne sich seit Langem nach seinem „Heimgang“.

Zuletzt hieß es seit Monaten, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. Geistig aber sei er den Umständen entsprechend fit. Für Aufsehen hatte seine Entschuldigung an die Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche im Februar dieses Jahres gesorgt.

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Nachfolger von Johannes Paul II.

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt freiwillig zurück – als erster Papst seit mehr als 700 Jahren. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit – ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Während des Pontifikats seines Nachfolgers Franziskus lebte Benedikt zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchs­skandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.

Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubens­kongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchen­geschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.

Benedikt XVI.: Auf einer Pilgerreise „nach Hause“

2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977–1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchs­gutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.

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Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er „für die Welt verborgen“ bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.

Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise „nach Hause“.

RND/ag mit Agenturmaterial

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