Disco, Konzert und Theater nur für Geimpfte? Was an der Debatte um die Impfpflicht dran ist

Eventbranche fordert Impfflicht: Disco, Konzerte und Theater bald nur nach Corona-Impfung?

Eventbranche fordert Impfflicht: Disco, Konzerte und Theater bald nur nach Corona-Impfung?

Hannover. „Die Kulturveranstalter haben nie eine allgemeine Impfpflicht gefordert“, stellt der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Jens Michow, direkt zu Beginn des Gesprächs klar. Zuvor hatte die „Welt“ berichtet, dass er eine Impfpflicht für alle Gäste und das Personal fordere. Jetzt macht er im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) stattdessen deutlich: „Wir suchen nach einem Weg, der es endlich ermöglicht, dass Veranstaltungen wieder ohne Abstandsregeln wirtschaftlich durchgeführt werden können“.

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Dieser Weg ist mit Corona-Tests aber offenbar nicht möglich: In der Vergangenheit habe der Verband immer wieder gesagt bekommen, negative Testergebnisse würden keine hinreichende Sicherheit bieten, dass von den Personen nicht doch eine Infektionsgefahr ausgehe. „Daher müssen wir uns nun zwangsläufig darauf reduzieren, Veranstaltungen vorerst nur Geimpfte und Genesene zu öffnen“, so Michow.

Veranstaltungen mit Geimpften und Genesenen, aber keine Impfpflicht

Die Konsequenz daraus: Wer nicht geimpft oder genesen ist, darf dann bestimmte Veranstaltungen nicht besuchen. „Wir schließen niemanden aus“, betont aber Michow. Stattdessen gehe es darum, auch Veranstaltungen ohne Beschränkungen anbieten zu dürfen. Dies sei dringend nötig, die ganze Branche kämpft ums Überleben: Es sei nicht wirtschaftlich, wenn 100 Prozent der Veranstaltungskosten lediglich eine Einnahmemöglichkeit von bestenfalls 30 Prozent gegenüberstehen würden. „Da mehr als ein größerer Infektionsschutz als die Impfung nicht denkbar ist, erwarten wir von den Ländern, dass für Veranstaltungen mit diesen Personengruppen die Abstandsrestriktionen aufgehoben werden und die Spielstätten wieder ohne Kapazitätsbegrenzungen genutzt werden dürfen“, fordert Michow gegenüber dem RND.

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„Unsere Branche braucht nach eineinhalb Jahren endlich eine Perspektive und die war immer die Impfung.“ Nun reiche selbst das nicht aus. „Das ist nicht mehr nachvollziehbar“, meint der BDKV-Präsident. „Was sollen über die Impfung hinaus noch für Voraussetzungen vorliegen, um Veranstaltungen ohne Abstandsregeln durchführen zu dürfen?“, fragt Michow. Schließlich sei mehr Sicherheit als eine Impfung nach derzeitigem Stand nicht denkbar.

Michow betont gleichzeitig, dass bei einer Veranstaltung mit geimpften oder genesenen Gästen dann auch das Personal und die Künstlerinnen und Künstler geimpft oder genesen sein müssen. „Das alles hat nichts mit Ausgrenzung oder Impfpflicht zu tun“, merkt der BDKV-Präsident an. Es sei vielmehr „die einzige Möglichkeit, dass der Kulturbetrieb endlich wieder zur Normalität zurückkehren kann und damit auch endlich Künstler, Musikautoren und die vielen von unserem Wirtschaftszweig abhängigen Soloselbständigen wieder Geld verdienen können“.

Politik soll Restriktionen für Veranstaltungen aufheben

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte am Dienstag bereits Restaurants an die Möglichkeit erinnert, nur für Geimpfte zu öffnen. „Die Vertragsfreiheit ermöglicht privaten Anbietern wie Gastronomen eine weitgehend freie Gestaltung ihrer Angebote“, sagte sie. Dies gilt auch für die Event-Branche, zumindest in der Theorie. Denn zwar könne man als Veranstalterin oder Veranstalter selbst bestimmen, dass nur Geimpfte und Genesene zu den Veranstaltungen kommen dürfen. „Allerdings macht das nur Sinn, wenn auch die Landesregierung mitwirken und die Restriktionen für Veranstaltungen aufheben.“ Hier solle die Politik entsprechende Anpassungen vornehmen.

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Offenbar gibt es vonseiten der zuständigen Stellen bereits Überlegungen, auf die Forderung der Veranstalterbranche einzugehen: „Erfreulicherweise gibt es jetzt die ersten Angebote von Behörden, große Veranstaltungen für Geimpfte und Genesene zuzulassen“, kündigt Michow gegenüber dem RND an, ohne auf nähere Details einzugehen. Er hofft aber, dass diese Beispiele Schule machen.

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