Corona-Hotspot Florida: geringe Impfquote, überlastete Krankenhäuser

Ein Impfzentrum im US-Staat Florida.

Ein Impfzentrum im US-Staat Florida.

Jacksonville. Die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus lässt die Infektionszahlen im US-Staat Florida immer weiter in die Höhe schnellen. Allein in der vergangenen Woche registrierten die Behörden 150.740 neue Infektionen und 1486 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Das sind 15 Prozent mehr als der bisherige, traurige Rekord von 1296 Toten innerhalb einer Woche im Januar.

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Inzwischen entfällt ein Fünftel aller landesweiten Krankenhauseinweisungen wegen Covid auf Florida, besonders betroffen ist Jacksonville, die Stadt im Nordosten von Florida ist das Zentrum der jüngsten Corona-Welle in dem US-Staat. Sobald dort ein Covid-Patient aus dem Krankenhaus entlassen wird, wartet schon der nächste auf das Bett. Doch diesmal sind die Patienten in den fünf Kliniken des Betreibers Baptist Health in Jacksonville jünger und erkranken schneller an dem Virus als die Infizierten im Sommer vergangenen Jahres.

Baptist hat aktuell über 500 Covid-Patienten und damit mehr als doppelt so viele wie auf dem Höhepunkt der Welle im Juli 2020 in Florida. Und der Zustrom lässt nicht nach. Die Klinikleitung verfolgt bang zehn Prognosemodelle, wandelt leerstehende Flächen um, fügt mehr als 100 Betten hinzu und wappnet sich „für das Schlimmste“, wie der kommissarische ärztliche Leiter Timothy Groover sagt.

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Niedrige Impfrate „hat sich wahrscheinlich wirklich gerächt”

Nach Angaben von Justin Senior, Geschäftsführer des Krankenhausverbands Florida Safety Net Hospital Alliance, hatte Jacksonville Anfang Juli eine der niedrigsten Impfraten „und das hat sich wahrscheinlich wirklich gerächt“. Das gilt auch für die umliegenden ländlichen Bezirke.

Die Gesundheitsbehörden bemühen sich nach Kräften, Impfskeptiker von der Immunisierung zu überzeugen. Denn die Kliniken sind längst überlastet. „Die Intensivstationen sind randvoll“, sagt der sichtlich frustrierte Arzt Leonardo Alfonso, der zwischen den Notaufnahmen zweier Krankenhäuser in Jacksonville pendelt und wegen des Personalmangels auch an freien Tagen arbeitet. „Ihnen gehen die Beatmungsgeräte aus. Die Menschen sterben. Es ist so vermeidbar.“

US-Immunologe warnt vor gefährlicheren Corona-Varianten nach Delta
ARCHIV - 19.11.2020, USA, Washington: Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts f��r Infektionskrankheiten, spricht im Wei��en Haus ��ber das Coronavirus.  (zu dpa "US-Immunologe: Nach Delta k��nnte noch gef��hrlichere Variante kommen") Foto: Susan Walsh/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci warnt vor der Entwicklung einer neuen, noch gefährlicheren Variante des Coronavirus.

Impfungen hätten den Anstieg der Infektionen verhindern können, sagt Alfonso. Aber wenn er Patienten frage, ob sie geimpft seien, „schauen sie mich an wie ein geblendetes Reh, mit leerem Blick, so als ob sie es nicht für wichtig gehalten oder von sich geschoben hätten oder gedacht hätten, dass sie jung und gesund seien“.

„Intensivstationen sind randvoll”

Um Menschen wie sie umzustimmen, setzen Experten auf niedrigschwellige Aufklärung vor Ort. „Wir treten vor jedes mögliche Publikum“, sagt Mediziner Groover. Kürzlich warb er an einem Sonntag bei den Besucherinnen und Besuchern eines Gottesdienstes für die Corona-Schutzimpfung. Einige Mitglieder der Gemeinde hatten ihm vorher gesagt, dass sie keine Immunisierung bräuchten, weil Gott sie schütze, wie er erzählt. Nach seiner Rede habe er etwa zehn Handynachrichten von Menschen bekommen, die sich noch am selben Tag die Impfung hätten verabreichen lassen. Inzwischen sei eine große Mehrheit der Gläubigen geimpft.

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In einer anderen Kirchengemeinde, der Impact Church, musste Pastor George Davis innerhalb von nur zehn Tagen sechs Mitglieder unter 35 Jahren beerdigen. Alle waren gesund und nicht geimpft. Inzwischen können Gläubige der Gemeinde jeden Sonntag vor Ort mit einem Medizinexperten über ihre Sorgen bezüglich einer Corona-Impfung sprechen. Davis veranstaltete auch zwei Impftage, an denen sich mehr als 1000 Menschen die Spritze geben ließen.

„Als Pfarrer haben wir ehrlich gesagt nicht viel Zeit, unsere Wunden zu lecken“, sagt er. „Wie Polizisten, die, wenn jemand, den sie kennen, erschossen wurde, immer noch zu ihrer Waffe greifen müssen, um die Übriggebliebenen zu schützen.“

RND/AP/seb

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