„Impfluencer“ lässt sich trotz Hassbotschaften nicht einschüchtern

Der Allgemeinmediziner aus Neu-Ulm will trotz vieler Hassbotschaften auch weiterhin für Coronaimpfungen werben.

Der Allgemeinmediziner aus Neu-Ulm will trotz vieler Hassbotschaften auch weiterhin für Coronaimpfungen werben.

Neu-Ulm. Der schwäbische Hausarzt und Impf-Befürworter Christian Kröner will sich auch im kommenden Jahr trotz Bedrohungen weiter für Corona-Impfungen stark machen. Der Mediziner aus Neu-Ulm wurde im vergangenen Jahr in ganz Deutschland bekannt, weil er offensiv für die Corona-Impfung warb. Deswegen wurde er oft beleidigt und erhielt Morddrohungen. Einer der Täter wurde mittlerweile zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. In anderen Fällen liefen die Verfahren noch, berichtet Kröner. Er lasse sich nicht einschüchtern und mache weiter, betont er.

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Das Amtsgericht in Günzburg schickte vor wenigen Wochen einen Mann, der Kröner per Nachricht auf das Handy attackiert hatte, hinter Gitter. Drei Monate ohne Bewährung lautete das Urteil. Der Angeklagte habe einschlägige Vorstrafen gehabt, erklärte eine Sprecherin des Gerichts das harte Urteil. Kröner hatte in zahlreichen Fällen Anzeige erstattet. Die Kripo sei an den Fällen dran, berichtet Kröner. „Es werden nicht wenige Täter ermittelt“, sagt er.

Humorvoll über Impfung informiert

Kröner hatte zunächst Ende 2020 mit einem Infoblatt über die damals startenden Corona-Impfungen für Aufsehen gesorgt. Auf dem Patienten-Informationszettel räumte er mit Vorurteilen gegen die Schutzimpfung auf – auch auf humorvolle Weise. Das Dokument wurde auf Facebook ein Hit und tausendfach geteilt. Kröner wurde so bundesweit bekannt und zu einem gefragten Ansprechpartner der Medien – mittlerweile bezeichnet sich der Allgemeinmediziner auch selbst als „Impfluencer“.

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Zwischenzeitlich hatte er bekanntgegeben, dass es bei der Lagerung der Impfstoffe in seiner Praxis zu einer kleinen Panne gekommen war, weil Medikamente möglicherweise etwas zu warm wurden. Kröner bot seinen Patienten Antikörpertests an. Letztlich habe es trotz der vermuteten Unterbrechung der Kühlkette keine Probleme mit seinen Impfungen gegeben, die Patienten hätten ihm den Vorfall auch nicht übel genommen, sagt der Mediziner rückblickend.

Genesene nicht vor Varianten geschützt

Mit seinen Impf-Angeboten macht Kröner weiter. So lud er kurz vor Weihnachten noch zu einem „Kinderimpftag“ ohne Voranmeldung für Fünf- bis Elfjährige ein. Zudem informiert er auf Twitter über die aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen. Er wies Genesene beispielsweise kürzlich darauf hin, dass sie gegen die neue Omikron-Variante keinen ausreichenden Schutz hätten. „Hilft ähnlich gut wie ein Feuerlöscher bei einem Wasserschaden“, lautete sein Fazit über den Schutz nach Erkrankungen mit anderen Varianten. Die Betroffenen sollten sich „unbedingt impfen lassen“.

Angesicht solch einer weiter offensiven Impf-Kommunikation steht Kröner nach wie vor im Fokus der Impfgegner. Mittlerweile liegen nach Angaben eines Sprechers des Polizeipräsidiums in Kempten mehr als 250 Fälle bei den Ermittlern. Die Bedrohungen seien zwar weniger geworden, sagt Kröner. „Aber es hat nicht aufgehört.“ Wenn man einmal als Befürworter von Impfungen bekannt sei, bleibe man „Feindbild“.

Auch die Probleme mit Omikron seien kein Argument gegen eine Impfung mit den bisherigen Präparaten, betont er. Der Infektionsschutz sei zwar tatsächlich nicht mehr so gegeben, aber die Betroffenen hätten meist milde Verläufe. „Der Schutz vor schwerem Verlauf und Tod, was ja das Entscheidende ist, der ist immer noch sehr, sehr gut.“

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RND/dpa

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