Beschuldigter nach Gleisattacke: “Es tut mir unendlich leid”

Ein Justizbeamter führt den 41-jährigen Angeklagten (r) zum Prozessauftakt in den Gerichtssaal des Frankfurter Landgerichts. Rund ein Jahr nach der tödlichen Gleisattacke am Frankfurter Hauptbahnhof beginnt der Prozess gegen den eritreischen Staatsangehörigen. Der Mann soll einen Jungen und seine Mutter Ende Juli vergangenen Jahres vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Der Achtjährige kam ums Leben, die Mutter konnte sich in letzter Minute retten

Ein Justizbeamter führt den 41-jährigen Angeklagten (r) zum Prozessauftakt in den Gerichtssaal des Frankfurter Landgerichts. Rund ein Jahr nach der tödlichen Gleisattacke am Frankfurter Hauptbahnhof beginnt der Prozess gegen den eritreischen Staatsangehörigen. Der Mann soll einen Jungen und seine Mutter Ende Juli vergangenen Jahres vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Der Achtjährige kam ums Leben, die Mutter konnte sich in letzter Minute retten

Frankfurt/Main. Im Prozess um die tödliche Gleisattacke am Frankfurter Hauptbahnhof hat sich der Beschuldigte zu der Tat geäußert. "Es tut mir unendlich leid, ganz besonders für die Familie", hieß es in einer Erklärung, die der Anwalt des Mannes zum Prozessbeginn am Mittwoch abgab.

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Der Beschuldigte soll einen Jungen und seine Mutter Ende Juli vergangenen Jahres vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Der Achtjährige kam ums Leben, die Mutter konnte sich in letzter Minute retten. Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. (Az.: 5/22 Ks 16/19)

Der aus Eritrea stammende Tatverdächtige ist nach einem vorläufigen psychiatrischen Gutachten wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb nicht angeklagt, sondern beantragt in einem sogenannten Sicherungsverfahren seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, da eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bestehe, dass er weitere Taten begehe.

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Die Familie trauert

Der kurz nach der Tat gefasste Mann hatte am 29. Juli 2019 nicht nur den achtjährigen Jungen, sondern auch dessen Mutter vor den Zug gestoßen. Sie konnte sich rechtzeitig von den Schienen retten. Auch versuchte der Täter, eine 78-Jährige auf das Gleis zu stoßen. Sie stürzte jedoch auf den Bahnsteig und brach sich den Arm. Der Täter floh, wurde aber von Passanten und Polizisten verfolgt und wenig später gefasst.

"Seit dem tragischen Verlust unseres kleinen Sohns und Bruders geht es uns nicht gut", zitierte der evangelische Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht, am Mittwoch aus einer Mitteilung der Familie. "In den vergangenen Monaten stand einzig die Erinnerung und Trauer um unseren kleinen Leo im Vordergrund." Albrecht hatte die Trauerfeier zur Beerdigung des Jungen geleitet. Die Familie werde weiter psychologisch und seelsorglich betreut, sagte er. Sie kritisiere die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen der Bahn: "Schreckliche Taten wie diese sowie tragische Unfälle dürfen in Zukunft nicht mehr geschehen und hingenommen werden."

Blumen am Tatort

Der Täter ist nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Bundespolizei verheiratet und hat drei Kinder. Er lebte seit 2006 in der Schweiz, hatte den Angaben zufolge dort Asyl erhalten, Arbeit gefunden und als gut integriert gegolten. Der 41-Jährige sei bereits an seinem Wohnort in psychiatrischer Behandlung gewesen. Zum Tatzeitpunkt sei er per Haftbefehl gesucht worden. Er soll eine Woche zuvor seine Frau und seine drei Kinder in der Wohnung eingesperrt und eine Nachbarin mit einem Messer bedroht haben. Die deutsche Polizei habe keine Informationen über ihn gehabt.

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Die Tat erregte damals bundesweit Aufsehen. Wochenlang legten Passanten Kerzen, Blumen und Stofftiere am Ende von Gleis sieben ab. An einer ökumenischen Andacht auf dem Bahnhofsvorplatz nahmen mehrere Hundert Menschen teil. Am Rande störten Rechts- und Linksradikale das Gedenken.

RND/dpa/epd

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