Sekte meldet sich bei Pflegefamilie: Verschwundene Elfjährige aus Bayern ist offenbar bei leiblichen Eltern
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Die vermisste Elfjährige aus Bayern ist offenbar bei ihren Eltern.
Dillingen. Das vermisste elfjährige Mädchen aus Eppisburg im Landkreis Dillingen (Bayern) ist offenbar bei ihren leiblichen Eltern. Das berichtet der Bayerische Rundfunk (BR).
Der Sender bezieht sich auf eine E-Mail der Sekte „Zwölf Stämme“, der die Eltern demnach angehören. Ein Sektenmitglied habe den Pflegeeltern der Vermissten eine E-Mail geschrieben. Sie sollten sich keine Sorgen machen, dem Mädchen gehe es gut, sie sei bei ihren Eltern, hieß es darin. Der Sprecher des Polizeipräsidiums in Augsburg sagte, die Mail müsse noch überprüft werden, ob sie authentisch sei. Derweil hat die Polizei Ermittlungen wegen des Verdachts auf Entziehung Minderjähriger eingeleitet, teilt ein Polizeisprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit. Doch werde weiter in alle Richtungen ermittelt.
Mädchen seit acht Jahren bei Pflegeeltern
Eine Rückkehr zu den leiblichen Eltern hatte der Pflegevater bereits vermutet, nachdem die groß angelegte Suchaktion der Polizei erfolglos geblieben war. Die leiblichen Eltern hatten regelmäßig Kontakt zu ihrer Tochter, besucht hatten sie sie zuletzt Ende September, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Das Mädchen war am Samstag zum Joggen gegangen und nicht mehr nach Hause gekommen. Sie lebt seit acht Jahren bei den Pflegeeltern.
Die Polizei hatte am Sonntag mit einem Aufgebot von rund 100 Einsatzkräften nach einem verschwundenen Mädchen gesucht. „Nach einer Ausreißer-Geschichte sieht das nicht aus“, sagte Polizeioberkommissar Markus Trieb. Nach dem Mädchen wird öffentlich gefahndet. Die Suche blieb zunächst ohne Erfolg.
Behörden befreiten 40 Kinder aus „Zwölf Stämme“-Sekte
2013 war den Eltern von 40 Kinder, die in der Sekte lebten, das Sorgerecht entzogen worden, weil Schläge zu den Erziehungsmethoden in der Gemeinde gehören. Durch mehrere Gerichtsverfahren wurde dies nachgewiesen. Auch gingen die Kinder nicht zur Schule, sondern wurden von teils nicht qualifiziertem Personal unterrichtet. 2015 siedelten die Mitglieder der Sekte nach Skalna in Tschechien über. Es wird vermutet, dass dies aufgrund der Strafverfolgung geschah. Auch die Elfjährige befindet sich seit acht Jahren, also 2013, in einer Pflegefamilie. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord bestätigt dem RND, dass das verschwundene Mädchen zu der Gruppe Kinder gehörte, die aus der Obhut der Sekte herausgeholt wurde.
Laut BR sollen zwei Geschwister der verschwundenen Elfjährigen noch immer bei ihren Eltern leben. Wo sich das Mädchen derzeit genau aufhält, ist noch unklar. Es wird laut Polizei nun auch geprüft, ob die Elfjährige in einer der beiden Sektengemeinschaften in Tschechien ist, erklärte der Polizeisprecher am Montag. Ob die tschechische Polizei dort bereits aktiv geworden ist, ist nun nicht bekannt. Details zu den bisherigen Maßnahmen wollte der Sprecher des Präsidiums in Augsburg nicht benennen.
RND/msc/dpa