Video geht viral: Mann ringt in Bahnunterführung mit Wildschwein
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NAIKOBZW5EGACUQHNCPGXXMX4U.jpg)
Mit Wildschweinen ist nicht zu spaßen, sie können Menschen schwere Verletzungen beibringen.
© Quelle: Lino Mirgeler
Barsinghausen. Es waren augenscheinlich sechs Wildschweine, die am Sonnabend Barsinghausen unsicher machten. Stadt und Polizei riefen zur Vorsicht auf, da es sich laut lokalem Jagdpächter um wenigstens ein Muttertier mit ihrem Nachwuchs handelte.
Unglaublich: Auf der Videoplattform Tiktok ist jetzt ein Kurzfilm zu sehen, wie ein Mann in der Unterführung an der S‑Bahnhaltestelle Barsinghausen versucht, eines der Tiere festzuhalten. Das Video hat in kurzer Zeit mehr als 164.000 Likes bekommen.
Das allerdings sollte man tunlichst sein lassen, sagt Hegeringleiter Wolfram Klöber: „Wenn die Tiere unter Stress geraten und jemand zwischen ein Muttertier und Frischlinge kommt, kann es sehr gefährlich werden.“ Die Tiere seien in der Lage, dem Menschen tiefe Wunden zuzufügen. Wer die Wildschweine sieht, sollte umgehend die Polizei alarmieren.
Hannovers Stadtjäger Heinz Pyka sagt sogar: „So viel Dummheit kann es gar nicht geben, sich mit einem Wildschwein anzulegen.“ Das seien Kuscheltierromantiker aus der Stadt. Er habe am Maschsee einen Keiler geschossen, der 21 Zentimeter lange Hauer gehabt habe. Pyka: „Die sind messerscharf und können einen Menschen buchstäblich aufschlitzen.“ Im Höhenzug Deister gibt es mehrere Gedenksteine, die Wanderer an die tödlichen Begegnungen von Jägern mit Wildschweinen erinnern.
Zu Behauptungen in den Kommentaren zum Video, das Wildschwein in Barsinghausen könnte Tollwut gehabt haben, sagt Pyka: „Das ist Quatsch. Tollwut ist in Deutschland so gut wie ausgestorben.“ Er kenne keinen einzigen aktuellen Fall. Und wenn überhaupt, seien Füchse betroffen – jedoch keine Wildschweine.
Mit Muttertier ist nicht zu spaßen
So ist in dem Video ein noch nicht ausgewachsenes Schwein zu erkennen, das dann auch eher vor dem Mann versucht zu fliehen, als ihn anzugreifen. Trotzdem habe sich der Mann in Gefahr begeben, betont Hauptkommissar Christian Ebeling aus dem örtlichen Polizeikommissariat. „Der Mann konnte sich nicht sicher sein, dass sich das Muttertier nicht in der Nähe befindet. Und mit denen ringt man dann nicht mehr. Mit denen ist nicht zu spaßen.“
Die Wildschweinrotte war am vergangenen Samstagvormittag gegen 11 Uhr in Barsinghausen im geschlossenen Verbund in Richtung Deister getrabt. Als sie die ersten Häuser erreichten, müssen sie getrennt worden sein, denn anschließend meldeten Bürger Sichtungen an zahlreichen Orten der Barsinghäuser Kernstadt.
Auf einem bei Facebook hochgeladenen Video war zu erkennen, wie fünf Tiere über eine Kreuzung liefen. Auch andere Nutzer berichteten von Schweinen. Laut Barsinghausens Hegeringleiter Wolfram Klöber gelangte die gesprengte Rotte dort in Gärten, wobei ein Tier sogar in einen Gartenteich fiel, sich aber selbst wieder befreien konnte.
Vonseiten der Polizei hieß es, die Rotte sei wohl in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder zurück in den Deister gelangt. Klöber hatte berichtet, die Rotte sei im Bereich eines Naturfreundehauses am Samstagmorgen aufgescheucht worden. Offenbar sind die Tiere dann zunächst in nördliche Richtung gerannt. Vermutlich beendete die stark befahrene B65 ihre Flucht, sodass sie umkehrten.
Zwei Unfälle mit Schweinen
Personen wurden nach Angaben der Polizei bei der Flucht der Schweine nicht verletzt. Lediglich zwei Unfälle registrierten die Beamten. So melden zwei Autofahrer einen Zusammenstoß mit einem Tier. Bei beiden Unfällen entstand lediglich „minimaler Sachschaden“, wie Hauptkommissar Ebeling sagte.
Die Polizei hatte nach den ersten gemeldeten Wildschweinsichtungen am Sonnabend umgehend den für Barsinghausens Innenstadt zuständigen Jagdpächter informiert. „Wir müssen zunächst entscheiden, ob von den Tieren eine konkrete Gefahr für Personen ausgeht“, erklärt Ebeling. Falls dies der Fall ist, werde überlegt, das Wildschwein zu betäuben oder zu erschießen. „Betäubungsgewehr und Schütze werden bei der Region Hannover angefragt. Das kann im Ernstfall aber zu lange dauern“, sagt Ebeling. Blieben nur noch Polizei oder Jäger, um das Tier zu töten. „Die Polizei hat allerdings anders als der Jäger, der mit einem Gewehr schießt, nur Kurzwaffen mit kleinem Kaliber. Im schlechtesten Fall verletzen wir das Tier nur und machen es noch wilder“, so Ebeling. Diesmal sind alle Tiere mit dem Leben davongekommen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.