Melbourne überholt Sydney: Wer ist die Größte im ganzen Land?
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Ein Blick vom Eureka Skydeck, dem höchsten Wolkenkratzer in Melbourne.
© Quelle: picture alliance / NurPhoto
Sydney. Über 100 Jahre war Sydney die größte Stadt Australiens und Melbourne die zweitgrößte. Doch jetzt hat sich das Blatt gewendet, wie die lokale Zeitung „Sydney Morning Herald“ berichtet. Inzwischen hat Melbourne 18.700 Einwohner mehr als Sydney. Letzteres verdankt die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria, die in der Vergangenheit wiederholt zur lebenswertesten Stadt der Welt gekrönt worden ist, jedoch rein einer Formalität.
So verwendet die australische Statistikbehörde ABS verschiedene Methoden zur Berechnung der städtischen Bevölkerung. Beispielsweise klassifiziert sie sogenannte „signifikante städtische Gebiete“, Regionen mit mehr als 10.000 Einwohnern. Eine Aktualisierung der geografischen Grenzen nach der Volkszählung von 2021 verschob Melbournes „signifikantes Stadtgebiet“ und bezog den Bezirk Melton am nordwestlichen Stadtrand mit ein. Durch diesen Zusammenschluss stieg die Bevölkerung bereits im Juni 2021 auf 4.875.400. „Die Volkszählung von 2021 hat uns gezeigt, dass Melton und der Rest des Großraums Melbourne jetzt statistisch gesehen ein zusammenhängendes Gebiet sind“, sagte der ABS-Demograf Andrew Howe dem „Sydney Morning Herald“. Diese Grenzänderungen würden bedeuten, dass Melbournes Stadtgebiet 2018 bereits das entsprechende Äquivalent Sydneys überholt habe, wie die Zeitung am Montag berichtete. Der Großraum Sydney ist dabei immer noch bevölkerungsreicher als der Großraum Melbourne.
Nur eine Frage der Zeit
Bereits Anfang des Jahres berichteten lokale Medien, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis Melbourne Sydney überholen werde. Damals hieß es, dass die südliche Metropole Sydney bis 2031/2032 übertrumpfen werde. Bis dahin soll Melbourne voraussichtlich sechs Millionen Einwohner haben, mehrere Hunderttausend Menschen mehr als Sydney.
Als Gründe dafür wurde damals angeführt, dass Melbourne mehr qualifizierte Menschen aus anderen Ländern aufnimmt, aber auch mehr Menschen innerhalb Australiens nach Melbourne ziehen. Letzteres ist ein Trend, der bereits vor der Pandemie begann. Aufgrund der extrem strengen Lockdowns in der Stadt kehrte er sich zwar kurzzeitig wieder um, doch inzwischen setzt sich die Tendenz wieder fort. Zudem ist die Geburtenrate in Melbourne nicht zuletzt aufgrund der ersten beiden Gründe höher als in Sydney.
In Zeiten des Goldrauschs schon mal übertrumpft
Dass Melbourne Sydney bevölkerungsmäßig vom Thron stößt, ist in der Geschichte übrigens schon einmal passiert, und zwar während des Goldrauschs im späten 19. Jahrhundert. Dieser ließ Einwanderer auf der Suche nach dem wertvollen Edelmetall in den Bundesstaat Victoria strömen. Melbourne wuchs dadurch schnell und zog zahlenmäßig an Sydney vorbei.
Doch auch wenn Melbournes Bevölkerung Sydneys inzwischen übertrumpft, so wird eine Rivalität zwischen den Städten mit Sicherheit auch weiterhin bestehen bleiben: Der Streit darum, welche Stadt die schönere oder bessere von beiden ist. Für Dominic Perrottet, einen früheren Premierminister von New South Wales, dem Bundesstaat, in dem Sydney liegt, ist die Antwort eindeutig. „Wir haben den besten Hafen der Welt, das Opernhaus, die Blue Mountains, die besten Strände und sie haben dieses Federation Square-Ding“, spottete er einst. „Nein, Sydney ist der richtige Ort, das wissen wir alle.“
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Ein „alter“ Zwist
Perrottets Argumente für Sydney sind die typischen Punkte, die auch Sydneysider regelmäßig anführen, wenn es um die Frage geht, welche Stadt die bessere ist. Melburnians dagegen verweisen weniger auf die natürliche Schönheit ihrer Stadt, sondern mehr auf das vielfältige kulturelle Angebot und die niedrigeren Lebenshaltungskosten.
Wie „alt“ der Streit der beiden Millionenstädte bereits ist, zeigt übrigens auch, dass die australische Hauptstadt Canberra aus diesem Zwist heraus entstanden ist. Denn nachdem sich die Australier weder auf Melbourne noch auf Sydney als Hauptstadt einigen konnten, plante man einst eine Stadt in der Mitte – nämlich Canberra.