Anschlag auf US-Zeitung mit fünf Toten: 41-Jähriger muss lebenslang in Haft
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Bei der Attacke im Juni 2018 konnten Einsatzkräfte den Angreifer erst festnehmen, als bereits fünf Menschen gestorben waren (Archivbild).
© Quelle: imago/ZUMA Press
Annapolis. Wegen der tödlichen Attacke auf die Redaktion der Zeitung „Capital Gazette“ im US-Staat Maryland ist der 41-jährige Angeklagte zu einer mehr als fünf Mal lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Bewährungsmöglichkeit verurteilt worden. Der zuständige Richter befand ihn für verantwortlich für die Tötung von Wendi Winters, John McNamera, Gerald Fischman, Rob Hiaasen und Rebecca Smith im Juni 2018. Er hatte sich schon 2019 in allen 23 Anklagepunkten schuldig bekannt, aber auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert. Das Gericht erklärte den Mann jedoch für zurechnungsfähig.
Die „Capital Gazette“ ist eine Lokalzeitung in Annapolis, die am 28. Juni 2018 Opfer eines Anschlags wurde. Der Täter war mit einer Schrotflinte und Rauchgranaten bewaffnet, fünf Menschen starben, zwei weitere wurden verletzt. Bei den Opfern handelte es sich um drei Journalisten, eine Journalistin sowie eine Verkaufshelferin.
Richter attestiert dem Angreifer Herzlosigkeit
Vor der Bekanntgabe des Urteils stellte Richter Michael Wachs fest, dass der Angeklagte keine Reue gezeigt habe. Er habe sogar zu einem Psychiater gesagt, er würde weitere Menschen töten, sollte er jemals freigelassen werden. Zu sagen, dass der Angeklagte eine „herzlose und vollständige Missachtung für die Unantastbarkeit menschlichen Lebens“ gezeigt habe, sei eine riesige Untertreibung, erklärte Wachs. Der Angeklagte lehnte eine Stellungnahme vor Gericht ab.
Ebenfalls vor Bekanntgabe des Urteils hatten Überlebende des Angriffs und Angehörige der Getöteten ihren Schmerz und Verlust beschrieben. Die Tochter von Wendi Winters sagte aus, ihre Mutter sei eines Morgens aufgewacht, zur Arbeit gegangen und nie mehr zurückgekommen. „Der Tag, an dem sie starb, war der schlimmste Tag meines Lebens.“ Die Stunden der Ungewissheit, ob ihre Mutter die Attacke überlebt habe, suchten sie noch immer in Träumen heim. Der Anschlag war eine der schlimmsten Angriffe auf Journalisten in der Geschichte der USA.
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Der Attacke ging ein Artikel über Stalking-Vorwürfe voraus
Die Strafverfolger sahen es als erwiesen an, dass der 41-Jährige aus Rache handelte. Der IT-Techniker hatte Jahre zuvor eine ehemalige Mitschülerin über soziale Medien kontaktiert und sie belästigt, weshalb er in Haft musste. Die Lokalzeitung berichtete 2011 über den Stalking-Vorwurf, die Verleumdungsklage des späteren Attentäters wurde zweimal gerichtlich abgewiesen. Der Mann drohte der Zeitung in Folge dessen, zwei Jahre später setzte er seine Drohungen um.
Die lange und sorgfältige Planung der Attacke - darunter auch Planungen für seine Festnahme und eine lange Inhaftierung - bewiesen demnach, dass er den kriminellen Charakter seines Handelns verstand, argumentierten die Strafverfolger. Weder der Autor des Textes über den Stalking-Vorwurf noch der damalige Herausgeber waren unter den Opfern.
RND/AP/msk