Flugzeug stürzte zwischen Rio und Paris ab: Airbus und Air France freigesprochen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2PQ4K64AQBBDLFQBGZAMZTR6LY.jpeg)
Ein Trümmerteil des abgestürzten Air-France Flugzeugs AF 447.
© Quelle: BRAZILIAN AIR FORCE/efe/epa/dpa
Paris. Fast 14 Jahre ist es her, dass eine Air-France-Maschine auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris in den Atlantik stürzte und 228 Menschen in den Tod riss. Nach jahrelangem juristischen Tauziehen wurde am Montag in Paris ein Urteil für die Airline und den Hersteller Airbus gesprochen. Die Unternehmen wurden freigesprochen.
Beide Konzerne mussten sich in dem Prozess um den Unglücksflug wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung verantworten. Die Konzerne hatten die Verantwortung zurückgewiesen.
Flugzeug geriet über dem Atlantik in eine Unwetterfront
Die Air-France-Maschine des Flugs AF 447 war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt in eine Unwetterfront geraten und von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330 stürzte in den Atlantik. 228 Menschen starben, darunter 28 Deutsche. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/36BPLHTRNREKBMM5BP57YKICFI.jpg)
Trümmer des Air-France-Flugzeuges werden aus dem Atlantik geborgen.
© Quelle: picture alliance/dpa/MAXPPP
Airbus wurde in dem Verfahren vorgehalten, die Folgen eines Ausfalls der Pitot-Sonden für die Geschwindigkeitsmessung unterschätzt zu haben. Diese waren auf dem Flug vereist. Air France soll seine Piloten nicht ausreichend geschult und auf eine Extremsituation wie bei dem Unglücksflug vorbereitet haben, hieß es in der Anklage.
Ein Expertengutachten hatte 2012 geurteilt, die Crew sei nach dem Ausfall der Pitot-Sonden mit der Lage überfordert gewesen. Eigentlich sei die Situation beherrschbar gewesen.
Analyse der Flugschreiber: Piloten reagierten falsch auf Warnsignale
Die Daten der Flugschreiber ergaben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen - im englischen Fliegerjargon „stall“ genannt - falsch reagiert hatten. Dies ließ den Jet schnell an Höhe verlieren und schließlich abstürzen. Anders als zu erwarten schwieg die Überzieh-Warnung zwischendurch aber, als eine bestimmte Geschwindigkeit unterschritten wurde, das Flugzeug also längst nicht mehr flog, sondern nur noch durchsackte.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/V6AST5XTZVHBVGKFZMUKDTE4CE.jpg)
Die Flugdatenschreiber wurden erst fast zwei Jahre nach dem Absturz gefunden.
© Quelle: picture alliance / dpa
Die Staatsanwaltschaft sagte in ihrem Schlussplädoyer, es werde unklar bleiben, weshalb die Piloten so handelten, wie sie es taten. „Airbus und Air France konnten zu dem Zeitpunkt begründet daran glauben, dass die Ausbildung und Prozeduren hätten reichen müssen, um die Situation der AF 447 zu händeln.“ Airbus und Air France, die die Verantwortung für den Absturz von sich wiesen, verlangten Freispruch. Die Verteidigung von Airbus pochte darauf, lediglich auf das Recht zu hören, und bat, eine „menschlich schwierige, aber technisch und juristisch gerechtfertigte Entscheidung“ zu treffen.
2019 hatten Ermittlungsrichter ein Verfahren zunächst abgewiesen. Die Begründung damals: Der Unfall sei auf eine Kombination von Elementen zurückzuführen, die noch nie vorgekommen sei. 2021 schickte ein Berufungsgericht Airbus und Air France dann doch auf die Anklagebank.
RND/dpa