Konsequenzen gefordert

Menschenrechtler berichten von Kriegsverbrechen in Tigray-Region in Äthiopien

Äthiopische Regierungssoldaten fahren auf einem Lastwagen auf einer Straße in der Region Tigray im Norden Äthiopiens.

Äthiopische Regierungssoldaten fahren auf einem Lastwagen auf einer Straße in der Region Tigray im Norden Äthiopiens.

Nairobi. Systematische Massenvertreibungen, Vergewaltigungen, Plünderungen und brutale Tötungen: In der umkämpften Tigray-Region des ostafrikanischen Staates Äthiopien begehen Sicherheitskräfte laut einem aktuellen Menschenrechtsreport schwerwiegende Kriegsverbrechen. Die Menschenrechtsgruppen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) veröffentlichten am Mittwoch einen Bericht, wonach vor allem Sicherheitskräfte aus der Region Amhara für diese Übergriffe im Westen des Bundesstaates Tigray verantwortlich sind.

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Sie fänden mit der Billigung und möglichen Beteiligung äthiopischen Militärs statt, heißt es darin. „Die äthiopische Regierung hat das schockierende Ausmaß dieser Verbrechen beharrlich geleugnet und nichts getan, um sie zu verhindern“, rügt Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch. In dem Bericht ist von einer ethnischen Säuberungskampagne gegen Tigrays Zivilbevölkerung die Rede, die als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu werten sei. Auch regionale Behördenvertreter sollen beteiligt sein. Der Zugang zur Region sei massiv eingeschränkt worden, sodass humanitäre Hilfe kaum ankommt und Hunderttausende von Hungersnot bedroht sind.

„Äthiopische Regierung muss endlich reagieren“

„Die äthiopische Regierung muss endlich reagieren: Sie muss diejenigen Sicherheitskräfte umgehend entwaffnen und aus der Region abziehen, die an Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren“, fordert Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International Deutschland. „Die Reaktionen der internationalen und regionalen Partner Äthiopiens werden der Schwere der Verbrechen, die in West-Tigray verübt werden, nicht gerecht“, rügte er. Hilfsorganisationen müsse ungehinderter Zugang zur Region gewährt werden, alle willkürlich Inhaftierten müssten freigelassen und Menschenrechtsverstöße untersucht werden, fordern die Organisationen in ihrem Bericht.

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Die Konfliktparteien sollten der Entsendung einer internationalen Friedenstruppe unter Führung der Afrikanischen Union nach West-Tigray zustimmen, um den Schutz aller Bevölkerungsgruppen vor Übergriffen zu sichern. Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begann vor rund anderthalb Jahren. Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist der Vielvölkerstaat Äthiopien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Er galt lange Zeit als Stabilitätsanker der Region.

RND/dpa

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