Neue Erkenntnisse

Tödlicher Polizeieinsatz in Dortmund: Nur drei Minuten bis zu den Schüssen – Pfefferspray abgelaufen

Menschen stehen vor einem Zaun, an dem mit Kerzen und Blumen eines von der Polizei erschossenen Jugendlichen gedacht wird. (Archivfoto)

Menschen stehen vor einem Zaun, an dem mit Kerzen und Blumen eines von der Polizei erschossenen Jugendlichen gedacht wird. (Archivfoto)

Düsseldorf/Dortmund. Im Fall um die tödlichen Polizeischüsse auf einen 16-jährigen Flüchtling in Dortmund gibt es neue Erkenntnisse: Zwischen der ersten Kontaktaufnahme von den Polizisten vor Ort mit dem 16-Jährigen und den tödlichen Schüssen auf ihn lagen lediglich drei Minuten, wie laut Nachrichtenmagazin „Spiegel“ aus dem Einsatzprotokoll der Leitstelle der Dortmunder Polizei hervorgeht, aus dem am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags zitiert wurde. Laut einem Bericht für den Rechtsausschuss war zudem das eingesetzte Pfefferspray seit April abgelaufen.

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Der „Spiegel“ berichtet, dass dem Protokoll zufolge die Betreuer am 8. August um 16.25 Uhr den Notruf wählten, gegen 16.30 Uhr trafen erste Polizeifahrzeuge am Ort ein. Sieben Minuten später klärten Beamte den Angaben zufolge „den Innenhof auf“. Um 16.42 Uhr konnten sich Polizisten dem 16-Jährigen „auf drei bis vier Meter nähern, ohne gesehen zu werden“. Um 16.44 Uhr nahm der „Einsatztrupp“ Kontakt zu dem Jugendlichen auf. Um 16.46 Uhr sollte „vorgerückt werden“, er wurde mit Reizgas besprüht. Eine Minute später fielen sechs Schüsse.

Pfefferspray war abgelaufen

Auch das abgelaufene Pfefferspray ist inzwischen Bestand der Ermittlungen. Das Innenministerium hat ein „Wirksamkeitsgutachten“ in Auftrag gegeben, das klären soll, ob das Spray noch voll gewirkt habe. Zudem besitzen die Ermittler inzwischen ein Augenzeugenvideo, das allerdings erst nach den Schüssen beginnt.

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Nach dem aktuellen Ermittlungsstand hatten die Beamten den mit einem Messer bewaffneten Jugendlichen zunächst mit Pfefferspray besprüht. Die Polizisten hatten nach eigenen Angaben bezwecken wollen, dass der Jugendliche das Messer fallen lässt. Das geschah aber nicht. Danach wurde der Jugendliche mit zwei Distanzelektroschockern, sogenannten Tasern beschossen. Es entstanden aber nach ersten Untersuchungen keine Elektroschocks, die den 16-Jährigen außer Gefecht gesetzt hätten.

Der Jugendliche lief mit dem Messer weiter. Wie er es genau hielt, ist offiziellen Angaben zufolge weiter unklar. Ein Polizist erschoss den 16-Jährigen letztlich mit seiner Maschinenpistole. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.

Man sehe die Verhältnismäßigkeit bei dem Einsatz nicht gewahrt, hatte Oberstaatsanwalt Carsten Dombert gesagt. „Die Lage war statisch. Der Jugendliche saß da und tat nichts.“ Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen neben dem suspendierten Todesschützen auf vier weitere Beamte ausgeweitet.

RND/seb/dpa

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