Neustart für die IAA in München: Mobilität im Zeichen des Klimaschutzes
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Eine Neuerscheinung der Mobilitätsmesse IAA wird der Volkswagen ID.5 GTX sein.
© Quelle: Martin Meiners/Volkswagen AG/dpa
Anfang September schauen Mobilitätsexperten aus aller Welt nach München: Am Dienstag, 7. September, präsentiert die Internationale Automobilausstellung (IAA) fünf Tage lang an verschiedenen Standorten in der bayerischen Landeshauptstadt die jüngsten Entwicklungen und Produkte aus der Welt der Mobilität. Die IAA war einst die wichtigste Automobilausstellung der Welt, doch zuletzt hatte sie 2019 in Frankfurt am Main dramatisch an Bedeutung verloren. Ob der Umzug nach München und das neue Konzept die zuletzt entstandenen Lücken schließen werden, wird man erst sagen können, wenn nach Toresschluss Bilanz gezogen wird.
Der Verband der Automobilindustrie, mit rund 600 Mitgliedern Deutschlands größter Industrieverband, hat als Ausrichter der IAA das Konzept völlig umgekrempelt: Weg von der zuletzt heftig kritisierten Nabelschau der einzelnen Marken, die sich hemmungslos selbst feierten, hin zu einem für alle offenen Event, das das gesamte Spektrum gegenwärtiger und künftiger Mobilitätsangebote umfasst. Dass so wichtige Namen wie Toyota oder der neue Superkonzern Stellantis mit seinen Submarken Opel, Peugeot, Citroën, Jeep, Fiat, Alfa Romeo oder Maserati nicht dabei sind, ist bereits im Vorfeld ein Dämpfer, von dem noch niemand weiß, wie belastend er ist.
Auch der VW Konzern schickt lediglich seine Hauptmarken VW, Audi und Porsche nach München. Doch das Automobil ist nur ein Baustein im neuen Konzept der Veranstalter – so werden beispielsweise Fahrradhersteller die gesamte Welt der Zweiräder ausrollen und dem Publikum zugänglich machen.
So nachhaltig und sauber kann moderne Mobilität sein
Denn ein zweiter neuer Grundgedanke im neuen Veranstaltungskonzept ist die möglichst breite Einbindung der Öffentlichkeit in die IAA – Probefahrten mit Autos, Fahrrädern oder Leichtfahrzeugen auf extra angelegten Teststrecken, den „Blue Lanes“, sollen zeigen, wie nachhaltig und sauber moderne Mobilität bereits sein kann und natürlich auch mögliche Proteste von Klimaschützern und Autogegnern möglichst im Keim ersticken – eine Gegendemo ist bereits für den 11. September angekündigt.
Trotzdem: Klimaschutz ist ein weiterer Leitgedanke auf der Agenda der Veranstalter. Mobilität will sich als Lösung vieler Probleme, nicht als deren Verursacher präsentieren. Neben den Möglichkeiten zum Testen sollen Kunstevents, Konzerte und gastronomische Angebote auf den sogenannten Open Spaces, verschiedenen lokalen Schwerpunkten in München, die Neugier der Passanten wecken.
Auf dem Münchner Messegelände werden in einem sehr viel kleineren Rahmen als früher auch ganz klassisch Autos ausgestellt. Dazu kommen eine Vielzahl an Diskussionsrunden und Vorträgen, die sich hauptsächlich mit der Zukunft der Mobilität, vorrangig also mit alternativen Antriebskonzepten und selbstfahrenden Autos, befassen wollen. Inwieweit das eventuell noch durch die steigenden Corona-Zahlen eingebremst werden kann, ist noch unklar.
Standort München zu dezentral?
Ob die Wahl für den Standort München eine gute Entscheidung war, muss sich ebenfalls erst zeigen. Denn tatsächlich werden sich wegen der Corona-Pandemie nicht so viele internationale Gäste auf den Weg nach Bayern machen wie erhofft. Und ob die Deutschen die Reise nach Süddeutschland auf sich nehmen, ist ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen. Zentrale Standorte in der Mitte der Republik hätten hier sicherlich Vorteile.
Automobilmessen waren jahrzehntelang die wichtigsten Treffen der Automobilindustrie. Für einige Tage konnten sich Fachleute und das Publikum in konzentrierter Form informieren, woran die Hersteller arbeiteten und welche Entwicklungen die Industrie umtrieben. Doch mit dem Siegeszug des Internets begann die Erosion der großen Automobilmessen. Zuerst langsam, dann immer schneller – einen ersten dramatischen Einschnitt gab es, als die deutschen Hersteller nahezu geschlossen dem bis dahin wichtigsten Jahresauftakt, der North American International Autoshow in Detroit fern blieben.
Die Weltpremieren waren bereits allesamt bekannt, das Interesse rechtfertigte den enormen finanziellen Aufwand für die Messen in Übersee nicht mehr. Neben dem allgemein sinkenden Publikumsinteresse – lediglich Verkaufsmessen wie die Autoshows in Los Angeles oder New York zogen noch Gäste an – machte das Coronavirus zuletzt legendären internationalen Automessen wie dem Genfer Automobilsalon oder dem Paris Autosalon den Garaus. Ob diese Veranstaltungsform mit neuen Ideen wieder zu alter Größe zurückfindet, wird sich von Dienstag an in München zeigen.