Mord im Paradies: Drastische Einblicke in die Welt der Zoos und Tierparks
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Im Zoo Wuppertal frisst ein Löwe einen jungen Ziegenbock aus dem Streichelzoo.
© Quelle: ZDF und Patrick Maauouz
Fröhlich hüpfen die kleinen Ziegen aus dem Streichelzoo durcheinander. Nur wenige Stunden später baumelt eine von ihnen an einem Pfosten im Löwengehege, zuvor getötet von einer Tierärztin. Die Löwen haben Hunger und zerreißen vor den Augen der Wuppertaler Zoobesucher das tote Tier. Was hier gezeigt wird, ist grausam. Aber nichts anderes als die alltägliche Realität. Dass Zoobewohner oft als Futter für die Nachbarn herhalten müssen, ist den wenigsten Besuchern bekannt. „planet e.“ zeigt in Christine Seidemanns „Wenn Tierparks töten - Vom Zootier zum Futtertier“ (ZDF) die tabuisierte Realität hinter Gehegetüren.
Der Film, der am Sonntag, 30. Oktober, 15.45 Uhr, im ZDF zu sehen ist, könnte für Aufsehen sorgen. Dabei hat er keineswegs die Intention, zu skandalisieren. Vielmehr geht es hier um Transparenz, wie auch der Wuppertaler Zoodirektor Arne Lawrenz betont: „Ich glaube, dass wir über die Realität sprechen müssen. Man kann nicht sagen, ich mache dem Menschen eine heile Welt, eine unrealistische Welt, nur damit er sich glücklich fühlt.“
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Giraffe „Marius“ als Löwenfutter
Arne Lawrenz zeigt den Zoogästen lieber die Wirklichkeit als „eine heile, disneymäßige Welt, in der nur geboren und nie gestorben wird“. Während vor wenigen Jahrzehnten eine Zoogeburt eine Sensation war, gibt es aufgrund der verbesserten Bedingungen für die Tiere deutlich mehr Nachwuchs, außerdem werden die Zoobewohner immer älter. Darum kommt es immer wieder vor, dass junge, gesunde Tiere getötet werden, weil entweder kein Platz für sie ist oder weil ihre Gene bereits ausreichend im Zuchtprogramm vertreten sind. Männchen trifft es dabei deutlich häufiger als Weibchen, da in der Natur oft viele weibliche Tiere mit nur einem männlichen zusammen leben.
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Dass der Zoo Kopenhagen Giraffe Marius tötete und an sein Löwenrudel verfütterte, löste weltweit Diskussionen aus.
© Quelle: ZDF und Frank Ronsholt
Arterhaltung hat oberste Priorität
Als vor rund sechs Jahren in Kopenhagen der kleine Giraffenbulle „Marius“ für das Zuchtprogramm uninteressant und daraufhin erschossen wurde, ging ein Aufschrei durch die Medienlandschaft. Inzwischen teilen jedoch immer mehr Zoobetreiber die Ansicht, dass es möglich sein muss, Tiere zu töten, um viele Arten langfristig im Zoo zu erhalten, die in der Natur vom Aussterben bedroht sind.
So erklärt es Dag Encke, Zoodirektor aus Nürnberg, schiebt aber auch gleich nach, dass die zu treffenden Entscheidungen „uns selbst sehr verletzen können“. Seinen Zoo sieht er als eine Art Arche, in der selten gewordene Arten überleben können.
Welche Alternativen gibt es?
Im Film ist zu sehen, wie Giraffenweibchen jeden Morgen die Antibabypille verabreicht bekommen, versteckt in einem Stück Banane. Diese Art von Verhütung oder auch Kastration sind Alternativen zum Schlachten und sicherlich sehr viel publikumsfreundlicher, aber sie haben entscheidende Nachteile: Die Tiere verhalten sich oft anders, wenn sie nicht ständig auch von Jungtieren umgeben sind, wie es in der freien Natur normal wäre. Außerdem kann die Geburtenkontrolle zu Inzest und Überalterung der Population in den Zoos führen. Häufig werden aus diesen Gründen Tiere zwischen den Zoos getauscht.
Für Encke ist klar, dass es in der Zukunft immer häufiger zum Verfüttern von Zootieren kommen wird. Vielleicht sind dann geschlachtete Ziegen in Löwengehegen ein alltäglicher Anblick in deutschen Zoos. Ein spannendes, kaum transparent gemachtes Thema in einer Doku, die mit teils verstörenden Bildern über ethische Herausforderungen berichtet.
RND/Teleschau
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