Meine Frau, die „Querdenkerin“: ZDFneo zeigt Serie „Schlafschafe“
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Die Mutter einer kleinen Familie mutiert zur Corona-Verschwörungstheoretikerin - in der ZDFneo-Miniserie "Schlafschafe" mit Lisa Bitter und Daniel Donskoy.
© Quelle: ZDF und Raymond Roemke
Mainz. Im linearen Fernsehen zu nachtschlafender Zeit (Mittwoch, 12. Mai, 0.45 Uhr, ZDFneo), aber durchaus ein Mediatheken-Tipp: Die neue ZDFneo-Serie „Schlafschafe“ hat es in sich. Die Story scheint dem Alltag in Zeiten der Corona-Pandemie entliehen: Wem soll Grundschüler Janosch (Emil Brosch) noch glauben? Seiner Mutter Melanie (Lisa Bitter), die plötzlich an Verschwörungstheorien glaubt, oder seinem Vater Lars (Daniel Donskoy), der seiner Frau beweisen will, dass alles nur großer Unsinn ist?
Eigentlich leben der Handwerker und die ehemalige Kite-Surferin glücklich zusammen. Doch dann fallen Lars mitten seltsame Dinge an seiner Frau auf. Die Rauchmelder an den Zimmerdecken sind abgeschraubt. Angeblich wartet Melanie auf neue Akkus. Und der kleine Janosch soll nicht in die Schule gehen, weil er sich angeblich immer noch nicht von einem Infekt erholt hat.
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Bald findet Lars heraus, dass - laut Melanie - die Rauchmelder der Überwachung dienen und Kinder durch das Tragen von Masken schwer geschädigt werden können. In sechs nur etwa 15 Minuten langen Episoden entspinnt sich ein Horror namens: meine Frau, die Corona-Verschwörungstheoretikerin. Mit zwei natürlich-charismatischen Eltern-Darstellern und einem gut gecasteten Kind überzeugt die Serie in klassischer Spielfilmlänge mit der authentischen Bearbeitung eines hochaktuellen Themas: Was tue ich, wenn ein Mensch im nächsten Umfeld plötzlich zum „Corona-Leugner“ oder „Querdenker“ mutiert?
Wahrheiten im Strudel der Jetzt-Empfindung
Drehbuchautorin Zarah Schrade sowie Drehbuchautor und Regisseur Matthias Thönnissen hatten schon vor Corona vor, einen Fiction-Stoff über Verschwörungstheorien in Szene zu setzen. Aus aktuellem Anlass musste dann alles ganz schnell gehen. Für solche Fälle hat ZDFneo ein Genre - und wohl auch das Budget - namens „Instant Drama“ erfunden. Stoffe wie auch bereits die Serie „Drinnen“ mit Lavinia Wilson im Corona-Lockdown sollten so schnell geplant und realisiert werden.
Die Idee: Man will fiktional schnell reagieren auf Dinge, die in der Welt passieren - und in rotzig hingeworfener Webserien-Ästhetik Wahrheiten im Strudel der Jetzt-Empfindung herausarbeiten. Mit „Schlafschafe“, der wohl ersten deutschen Serie über „Querdenker“ und andere Verschwörungstheoretiker, ist dies auf durchaus berührende und keineswegs ironisierende Art gelungen.
„Als die Idee, eine Serie über Verschwörungsmythen zu machen, auf dem Tisch lag, war sofort klar, dass das keine Dramaserie werden sollte, die in zwei Jahren zu sehen ist, sondern dass wir damit so aktuell wie möglich sein wollten“, erklären die verantwortlichen Redakteurinnen Petra Tilger und Karina Ulitzsch. Sie betonen: „Unser Ziel war es, die Motive, aus denen eine ganz normale junge Frau zur Verschwörungstheoretikerin wird, zu ergründen. Dabei nichts zu verurteilen, aber auch nichts zu verharmlosen.“ Die Serie nehme deshalb beide Figuren, die „Querdenkerin“ ebenso wie das „Schlafschaf“, erst einmal ernst - „aber sie bezieht eine klare Haltung“. Mit dem Begriff „Schlafschaf“ bezeichnen Befürworter alternativer Theorien wie zum Beispiel „Querdenker“ übrigens jene Menschen, die gängigen gesellschaftlichen Narrativen folgen und von der „großen Verschwörung“ noch nichts mitbekommen haben.
RND/Teleschau