Kritik zum ZDF-Film

Teenieromanze „Juli tanzt“ mit Botschaft: Komm, lieb dich!

Juli (Jedidah-Isabel Annor) tanzt für ihr Leben gerne. Wenn es sein muss, auch schon vor der Schule.

Juli (Jedidah-Isabel Annor) tanzt für ihr Leben gerne. Wenn es sein muss, auch schon vor der Schule.

„Statur: kurvig“ steht im Profil von Jedidah-Isabel Annor. Kollegin Gisa Flake bezeichnet sich selbst als „Plus-Size-Schauspielerin“. Die Umgangssprache bedient sich ganz anderer Bezeichnungen, die größtenteils verletzend sind, und darum geht es in „Juli tanzt“; dabei erzählt der Film eine Liebesgeschichte.

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Tatsächlich wirkt der Handlungskern wie eine „Herzkino“-Variation für junge Teenager: Freizeitrapper Micky bittet eine Mitschülerin, ihm bei der Gestaltung eines Videos zu helfen. Die tanzbegeisterte Juli geht davon aus, dass sie seine Tänzerinnen anleiten soll, er will jedoch, dass sie selber tanzt; prompt fürchtet Juli, er wolle sich über sie lustig machen. Aber der Rapsong, ein Liebeslied mit viel Gefühl, gefällt ihr; und Micky auch.

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Micky schweigt zum Mobbing

Sein Talent als Tänzer hält sich allerdings in Grenzen; einmal plumpsen sie gar zu zweit zu Boden. Leider hat der Junge einen ziemlich unsympathischen älteren Bruder, der Juli ständig wegen ihres Gewichts beleidigt. Dass Micky zu dem Mobbing schweigt, kränkt sie, doch es kommt noch schlimmer: In der Schule sieht sie, wie er anderen ein Video zeigt und dabei von einem „Monster“ erzählt, das sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn gestürzt und ihn platt gewalzt habe.

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Zum Glück sind Missverständnisse ein unverzichtbares Zubehör aus dem Romanzenbaukasten; auch Drehbuchautorin Maike Rasch bedient sich dieses dramaturgischen Kniffs, um kurz vorm Finale noch mal die Spannung zu schüren (Regie: Melanie Waelde). Das besondere Merkmal des gut 40 Minuten langen Kurzfilms ist jedoch die Musik, denn Juli singt auch.

„The Voice Kids“-Finalistin Rahel unterstützt

Zumindest in dieser Hinsicht brauchte die nicht nur als Tänzerin in ihrer ersten größeren Rolle überzeugende Hauptdarstellerin allerdings Unterstützung: Für die Lieder hat Rahel, „The Voice Kids“-Finalistin 2021, ihre besondere Stimme zur Verfügung gestellt. Davon abgesehen macht Jedidah-Isabel Annor (Jahrgang 2005) ihre Sache ausgezeichnet. Gleiches gilt für Valentin Oppermann. Die Musik ist ohnehin gut, und das nicht nur stimmlich; die Arrangements der eigens für diesen Film entstandenen Lieder sind hörenswert, die Texte passen zur Geschichte.

Damit es nicht nur um Übergewicht geht, hat Rasch eine Nebenebene ersonnen: Julis beste Freundin Mara (Emilia Eidt) will sich ihre Nase operieren lassen. Das Riechorgan ist zwar völlig unauffällig, aber die Probleme vieler Teenager mit ihrem Äußeren sind für Eltern sowieso oft nicht nachvollziehbar; prompt hält Maras Mutter (Flake) das Ansinnen der Tochter für Unfug.

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Klischees über dicke Frauen

Das eigentliche Thema des Films liegt Gisa Flake, in jungen Jahren selbst eine erfolgreiche Musicaldarstellerin, umso mehr am Herzen, müsse sie doch, wie sie sagt, ständig alle Klischee erfüllen, die offenbar auch viele Medienschaffende mit dicken Frauen verbinden: „Einsam, faul, dauerfressend, unsportlich, aggressiv, auf der Verliererseite.“ Sie wehrt sich gegen solche einseitigen Darstellungen: weil sie nicht will, „dass das zwölfjährige Plus-Size-Mädchen am nächsten Tag auf dem Schulhof mit den gleichen Worten beleidigt wird wie meine Figur im Fernsehen“.

Bei „Juli tanzt“ gibt es in dieser Hinsicht keine Bedenken: Die selbstbewusste und pure Lebensfreude verströmende Juli ist ein tolles Vorbild. Im Vergleich zum letztjährigen Spielfilmbeitrag des ZDF zum Programmschwerpunkt Depression („Geheime Schatten“, ebenfalls nach einem Rasch-Drehbuch) wirkt die neue Produktion allerdings sparsamer: Die Handlung trägt sich größtenteils im leeren Becken eines stillgelegten Schwimmbads zu, hier treffen sich Juli und Micky regelmäßig zum Proben, einige Szenen sehen schwer nach Studio aus.

Der Zielgruppe wird‘s egal sein, vorausgesetzt, sie hat nichts dagegen, dass Juli unvermittelt in Gesang ausbricht. Die Schlussszene mit dem Gruppentanz aller Beteiligten kann sich wirklich sehen lassen. Der Film ist Teil des Programmschwerpunkts „Komm, lieb dich!“, den der Kika am 11. Juni ab 19.25 Uhr zeigt.

„Juli tanzt“ ist bereits ab Freitag, 2. Juni, in der ZDF-Mediathek streambar.

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