Organisiertes Verbrechen in Wien

Wiener „Tatort: Azra“: Was ist das Besondere an der georgischen Mafia?

Im Wiener „Tatort: Azra" ging es um den Kampf gegen die georgische Mafia in Wien. Aber sind die Clans der ehemaligen Sowjetrepublik – bis 1991 war man Teil der UdSSR – tatsächlich so aktiv in der Alpenrepublik? Tatsächlich brachte man vor zehn Jahren Einbrüche in ganz Europa mit dem Wirken der Organisation zusammen.

Im Wiener „Tatort: Azra" ging es um den Kampf gegen die georgische Mafia in Wien. Aber sind die Clans der ehemaligen Sowjetrepublik – bis 1991 war man Teil der UdSSR – tatsächlich so aktiv in der Alpenrepublik? Tatsächlich brachte man vor zehn Jahren Einbrüche in ganz Europa mit dem Wirken der Organisation zusammen.

Der Wiener „Tatort“ und das organisierte Verbrechen – früher war das mal eine sehr kreative Ehe. Viele starke Folgen mit Eisner und seiner Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) erzählten von Clanstrukturen und den eigenen Regeln, die Wiens Unterwelt – auch in der „Zusammenarbeit“ mit der Polizei – ausmachten. Zuletzt war der Wiener „Tatort“ jedoch ein wenig von dieser Erzählwelt abgekommen. Wäre ja auch langweilig, immer dasselbe zu machen.

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Nun aber, im „Tatort: Azra“, widmete man sich der georgischen Mafia und der jungen verdeckten Ermittlerin Azra, die der Verbrecherorganisation mit jeder Faser ihres zierlichen Körpers den Kampf angesagt hatte. Die wichtigsten Fragen danach: Wer war die beeindruckende junge Azra-Darstellerin, und ist die georgische Mafia tatsächlich so mächtig?

Worum ging es?

Als der Bruder des Paten Beka Datviani (Lasha Bakradze) nachts auf einem Parkplatz erschossen wird, versuchen die Ermittler Eisner und Fellner, der schweigsamen Familie irgendwie nahezukommen. Tatsächlich beschäftigt die Polizei eine verdeckte Ermittlerin in einem Club, der von den Datvianis betrieben wird. Die junge Azra (Mariam Hage) kennt Moritz Eisner von früher. Sie kommt aus schwierigen Junkie-Familienverhältnissen, aus denen sie sich herausgekämpft hat.

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Azra ist überzeugt davon, dass sie sich von ihrem Türsteherjob näher an den Kern der Familie heranarbeiten kann. Neben Patenvater Beka gibt es bei den Datvianis noch dessen Tochter und rechte Hand Tinatin (Mariam Avaliani) sowie den heißblütigen Sohn Irakli (Vladimir Korneev). Kann Azra sie alle täuschen und bei ihren Ermittlungen unentdeckt bleiben?

Worum ging es wirklich?

Als Azra ihrem Mentor Eisner eine heikle Mission vorschlägt, die gegen polizeiliche Regeln verstößt, spürt der erfahrene Ermittler die große Versuchung, sich darauf einzulassen. Doch die Mission könnte Azra enorm gefährden. Selbst wenn in dem Verhältnis Eisner/Azra vielleicht noch mehr Potenzial geschlummert hätte: Der „Tatort“ verzichtet auf den ganz großen Psychoplot und wendet sich stattdessen einem spannenden Versteckspiel zu. Das macht er – dank der relativ unbekannten, aber starken Episodendarsteller – ziemlich gut.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) kämpfen in ihrem neuen „Tatort: Azra" gegen die georgische Mafia – mit grenzwertigen Ermittlungsmethoden.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) kämpfen in ihrem neuen „Tatort: Azra" gegen die georgische Mafia – mit grenzwertigen Ermittlungsmethoden.

Das Metathema des Wiener Krimis war natürlich das Spannungsfeld Vertrauen versus Täuschung in „engen“ Beziehungen. Nicht nur die Mafiafamilie wird von Azras Plan getäuscht, erfährt man am Ende. Auch die väterliche Beziehung Eisners zur jungen Ermittlerin musste sich dem Wahrheitsthema stellen.

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Wer waren die Episodenhauptdarsteller?

Erst mal ein Lob fürs Casting: Alle georgischen Hauptrollen sind tatsächlich mit georgischstämmigen Darstellerinnen und Darstellern besetzt. „Pate“ Lasha Bakradze ist nicht nur Schauspieler, sondern auch ein politisch sehr aktiver Journalist. Vladimir Korneev, der den leicht tumben Schönlingssohn eventuell eine Spur übertrieben zeichnet, tritt auch als Chanson-Sänger auf. Dagegen überzeugt dessen „Filmschwester“ Mariam Avaliani als erbarmungslose Businessfrau der neuen Mafiageneration.

In der Titelrolle des „Tatorts“ glänzt die 31-jährige Österreicherin Mariam Hage. Bekannt wurde die Schauspielerin mit serbischen und libanesischen Wurzeln durch das achtteilige Familiendrama „Trakehnerblut“ (2017), die erste von Servus TV produzierte fiktionale Serie, in der sie die beste Freundin der weiblichen Hauptfigur spielte.

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Was war der beste Dialog?

Zu Beginn des „Tatorts“ ist Eisner skeptisch, ob jener Plan der Kollegen vom Wirtschaftsdezernat funktioniert, die Mafia eher wegen Geldwäsche denn wegen ihrer Morde anzuklagen. „Al Capone haben sie damals auch wegen Steuerhinterziehung drangekriegt“, gibt Fellner zu bedenken. Darauf Eisner: „Ja, in Chicago.“ Fellner fragt: „Ja, und?“ Eisner antwortet: „Wen interessiert bei uns ein Finanzdelikt?“ – Selbstironischer Wiener Humor „at its best“, könnte man sagen.

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Was hat es mit der georgischen Mafia auf sich?

Die georgische Mafia war in Österreich – und auch in Deutschland – vor allem um das Jahr 2010 herum in den Schlagzeilen. Damals schienen die „Diebe im Gesetz“, wie sie sich selber nennen, für eine enorme Zahl bestens organisierter Einbrüche in Westeuropa verantwortlich. Dann gelangen einige Schläge gegen das organisierte Verbrechen aus der ehemaligen Sowjetrepublik (bis 1991) am Schwarzen Meer.

2018 gab es dann Berichte in österreichischen Medien, dass die „Familien“ wieder aktiver würden in der Alpenrepublik – nur diesmal mit anderen, schwerer aufzudeckenden Geschäften im Bereich Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität. Der neue Wiener „Tatort“ geht – am Rande eines persönlichen Rachethrillers – auf diese Entwicklung ein.

Wie geht es in beim Wiener „Tatort“ weiter?

„Dein Verlust“ lautet der Arbeitstitel eines neuen Wiener „Tatorts“, dessen Dreharbeiten im Februar und März 2023 in Wien stattfanden. Darin gerät Ermittler Moritz Eisner selbst unter Mordverdacht. Viele Indizien sprechen dafür, dass er Otto Hübner, einen bunten Hund der Wiener Nachtclubszene, getötet haben könnte. Dieser Krimi wird wohl erst 2024 im Ersten ausgestrahlt.

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Zuvor, vermutlich im Herbst 2023, dürfte die Folge „Bauernsterben“ (Drehbuch: Lukas Sturm, Regie: Sabine Derflinger) laufen. In jenem ORF-Krimi geht es um den Mord am Chef eines Schweinemastbetriebes, der weite Kreise zieht. Thematisiert werden das Spannungsfeld zwischen industrieller und nachhaltiger Landwirtschaft, Beihilfenbetrug und die Aktivitäten von Tierschutz-NGOs.

RND/Teleschau

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