Nach massiven Protesten: Whatsapp verschiebt Einführung neuer Datenschutzrichtlinien
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Whatsapp steht wegen neuer Datenschutzbestimmungen in der Kritik. Jetzt macht das Unternehmen einen Rückzieher.
© Quelle: imago images/Roman M��bius
Menlo Park. Nach massiven Protesten von Nutzern verschiebt der Messengerdienst Whatsapp das geplante Update seiner Datenschutzrichtlinien. Das verkündete der Konzern selbst in einem Blogbeitrag.
Die Richtlinien hätten dem Messengerdienst erlaubt, deutlich mehr Nutzerdaten mit dem Mutterkonzern Facebook oder Werbepartnern zu teilen. Innerhalb der EU gilt eine Ausnahme, da die DSGVO den Austausch größtenteils verbietet. Nutzer hätten den neuen Bedingungen bis zum 8. Februar zustimmen müssen, um den Messenger weiter nutzen zu können.
Dies soll laut Whatsapp nun nicht mehr der Fall sein. Konkret heißt es im Blogbeitrag: „Wir verschieben das Datum, an dem Personen aufgefordert werden, die Bedingungen zu überprüfen und zu akzeptieren. Niemandem wird das Konto am 8. Februar gesperrt oder gelöscht.“
Whatsapp-Nutzer wechseln zu anderen Diensten
Statt eines Zwangsupdates wolle man sich schrittweise an die Whatsapp-Nutzer wenden, damit diese die Richtlinien „in ihrem eigenen Tempo überprüfen“ könnten. Eingeführt sollen die neuen Optionen nun erst am 15. Mai werden.
Zuvor hatte es in den sozialen Netzwerken zahlreiche Proteste gegen die neuen Datenschutzoptionen gegeben. Nutzer riefen dazu auf, zu alternativen Messengern zu wechseln. Dienste wie Telegram, Signal oder Threema verzeichneten in den vergangenen Tagen enorme Nutzerzuwächse.
Whatsapp ist mit mehr als zwei Milliarden Nutzern der weltweit erfolgreichste Chatdienst gefolgt vom Facebook-Messenger (1,3 Milliarden). In den vergangenen Wochen hatten Whatsapp-Rivalen wie Telegram, Signal oder Threema einen starken Zulauf gemeldet – weil Nutzer Whatsapp nach der Ankündigung der neuen Datenschutz-Richtlinie verließen. Whatsapp beklagte die Ausbreitung falscher Informationen über die Änderungen, die man bis Mitte Mai verstärkt ausräumen wolle.
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Bessere Kommunikation mit Unternehmen
Die neuen Whatsapp-Bestimmungen betreffen allgemeine Nutzerdaten wie etwa die Aktivität, Angaben zum Smartphonemodell oder zum Standort. Die Chats selbst sind von den Änderungen nicht betroffen, diese sind durch eine Verschlüsselung gesichert und können vom Unternehmen nicht mitgelesen werden.
Laut Whatsapp geht es bei den Änderungen vor allem darum, bessere Möglichkeiten für Kommunikation mit Firmen zu schaffen. An der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chatinhalte nur für die teilnehmenden Nutzer, aber nicht einmal für Whatsapp selbst im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Es sei auch keine erweiterte Datenweiterleitung an Facebook vorgesehen. Außerhalb der EU fließen einige Whatsapp-Nutzerdaten an Facebook zu Werbezwecken oder zur Verbesserung von Produkten – allerdings bereits seit dem Jahr 2016.
Dass Whatsapp auch ein Kanal für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden werden soll, ist schon seit einiger Zeit eine zentrale Idee dafür, wie Facebook schließlich Geld mit dem Chatdienst verdienen könnte. Das Onlinenetzwerk hatte Whatsapp im Jahr 2014 für rund 22 Milliarden Dollar gekauft. Eine weitere Überlegung war Werbung im sogenannten Statusbereich der App, in dem Nutzer für einen Tag Fotos für ihre Kontakte veröffentlichen können. Dies wurde aber auf Eis gelegt.
Rückschlag für Facebook
Für das Unternehmen ist die Verschiebung der neuen Regelungen ein Rückschlag. Seit Längerem plant Facebook eine engere Verzahnung seiner Messengerdienste sowie eine Kommerzialisierung des Messengers Whatsapp. Dieser bringt dem Unternehmen bislang wenig Geld ein, da er komplett werbefrei ist.
Die Gründer von Whatsapp, Jan Koum und Brian Acton, verließen Facebook vor einigen Jahren. Laut Medienberichten gab es Meinungsverschiedenheiten mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Acton ist ein zentraler Geldgeber für die Signal-App – die auf dieselbe Verschlüsselungstechnologie wie Whatsapp setzt. Nach dem Datenskandal um Cambridge Analytica schloss sich Acton Aufrufen an, Facebook zu verlassen.
Mark Zuckerberg stellte zugleich schon vor einiger Zeit den Plan vor, Facebook insgesamt verstärkt auf komplett verschlüsselte Kommunikation auszurichten. Auch sollen Whatsapp, der Facebook-Messenger und die Chatfunktion von Instagram sich eine technische Plattform teilen. Aktuell fordern die US-Regierung und mehr als 40 Bundesstaaten eine Zerschlagung Facebooks mit einer Abspaltung von Whatsapp und Instagram. Eine gemeinsame technische Infrastruktur würde solche Vorhaben erschweren.
RND/dpa/msc