Großer Hund in Blue Jeans: Bei Sky startet die Gruselcomedy „Wellington Paranormal“
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In Wellington ist buchstäblich der Teufel los – und nicht nur einer: Polizeichef Maaka Pohatu (M.) setzt Mike Minogue und Karen O'Leary gegen das übersinnliche Gewese in Neuseeland ein.
© Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Der Vampir Vladislaw ist mehr als 850 Jahre alt. Da ist man auch unter Langzähnen kein unvernünftiger Jungfuchs mehr, man weiß das Praktische mit dem Angenehmen zu verbinden. „Hören wir uns erst mal an, was für Sicherheitstipps sie noch haben“, sagt er zu seinen Mitvampiren bezüglich der Gäste von der Polizei, „dann bringen wir sie vielleicht um.“ Umbringen ist nicht unwichtig in diesen Kreisen, denn Vampire haben immer Durst, und der Polizist Mike Minogue und seine Kollegin Karen O‘Leary versprechen der Sauger-WG eine angenehme „ruhig Blut“-Mahlzeit.
Denn die Gesetzeshüter sind lässig, schöpfen null Verdacht, dass in dem Haus, zu dem sie „wegen eines möglichen gewaltsamen Eindringens und einer Vielzahl von Schreien“ gerufen wurden, irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte. Dabei schwebt in einem der Zimmer doch ein Vampir mitten im Raum, ein anderer klebt unter der Decke wie eine Spinne. Aber es gibt nur eine Rüge, weil nirgends in der abgewrackten Villa ein Feuermelder zu finden ist.
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Eine eigene Serie für die gespürlosen Gesetzeshüter
Minogue und O‘Leary waren so bar jeden Gespürs für ihre seltsamen untoten Gegenüber in Taika Waititis und Jemaine Clements knallkomischer Vampir-Mockumentary „5 Zimmer, Küche, Sarg“ (2014), dass sie – Vladislav hatte sich das Umbringen letztendlich doch verkniffen – vier Jahre später von den beiden Filmemachern eine eigene Spin-off-Serie bekamen.
In „Wellington Paranormal“, ebenfalls im Pseudodokumentationsstil gefilmt, erleben sie neue Abenteuer mit denjenigen Kräften aus der Twilight Zone, die sich betreff ihres unseligen Treibens auf Neuseeland konzentrieren. Bedenkt man den Kultstatus, den der Originalfilm unter Horror- und Comedyfans genießt, mutet es paranormal an, dass diese Serie – trotz der nicht unerheblichen Entfernung – drei Jahre bis Deutschland brauchte.
Nun aber sind sie hier: Die nüchternsten Polizisten von Kiwi-Country entdecken eines Tages zu Schichtbeginn ein Mädchen, dass sich in einem verrufenen Viertel von Wellington schwallartig erbricht. Nie im Leben würde ihnen dämmern, es könne sich um einen austreibungsbedürftigen Fall von Besessenheit handeln wie damals bei der kleinen Regan in „Der Exorzist“ (1973), auch wenn die junge Dame behauptet, von einem Wesen namens Bazual bewohnt zu werden. Polizistin und Polizist setzen sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses fest und bleiben auch dann auf dem Boden, als die Verhaftete in ihrer Zelle rückwärts an glatten Wänden hochkraxelt.
In Wellington gibt es mehr Dämonenbrut als Taschendiebe
Gut, dass ihr Chef Maaka Pohatu (wie seine Cops spielt das Modern-Maori-Quartet-Bandmitglied unter eigenem Namen) hochsensibel für derlei Gruselgeschöpfe ist. Maaka hat bereits eine Akte über die unheimlichen Vorgänge in der Stadt angelegt, in der es – wie sich herausstellen soll – mehr Dämonenbrut gibt als Taschendiebe.
So landen zwei stinknormale Cops in der Einheit fürs Paranormale. Während sie sich einen Werwolf, der einen Pizzaboten überfällt, als „großen Hund in Blue Jeans“ schönreden, vermutet Chef Maaka hinter den Kühen, die in Bäumen hängen, dass dem Traktorstrahl eines Ufos auf halbem Weg der Saft ausgegangen ist. Dann treffen sie in einer der sechs Episoden der ersten Staffel auch noch auf eine endlose Geisterdiscoparty aus den Siebzigerjahren. Sachen gibt‘s, die gibt‘s gar nicht.
Man will die Leute zum Lachen und Fürchten bringen
Trockener Humor und blutige Bilder kommen gut zusammen. Dass hier vornehmlich auf Lacher gezielt wird, heißt nicht, dass der Horror nicht auf Angst und Schrecken beim Publikum abzielen würde. Auch wenn die Kreaturen der Nacht oft an Horrorstreifen der Fünfziger- und Sechzigerjahre erinnern, sind die Spezialeffekte recht gelungen. Was verhindert, dass die im Billige-Nachrichtensendung-Stil gedrehten Episoden als Trash empfunden werden.
„Akte X“ lässt grüßen. An die bekannteste aller Gruselspezialeinheiten erinnert nicht nur „Wellington Paranormals“ von Clement selbst geschriebene Titelmusik, sondern auch alles sonst. Officer Minogue bringt es auf den Punkt: „Laienhaft gesagt sind wir wie Mulder und Scully. Sie ist wie Scully, weil sie analytisch denkt, sie hat Köpfchen. Und ich, ich bin ein Mann mit braunen Haaren.“
Nach der ersten Episode hat man Blut geleckt, nach der letzten will man mehr von Klugkopf und Braunschopf. Und kann froh sein, dass der Weg der ersten Season zu Sky so lange gedauert hat. In der Zwischenzeit sind nämlich schon zwei weitere Staffeln entstanden. Die Wahrheit ist also Gott sei Dank auch weiterhin irgendwo da draußen – in Neuseeland.
„Wellington Paranormal“, sechs Episoden, von Jemaine Clement und Taika Waititi, mit Mike Monague, Karen O‘Leary, Maaka Pohatu, streambar ab 12. Oktober bei Sky