TV-Kritik zum Weihnachtskrimi

„Tatort: Mord unter Misteln“: eine Hommage an Agatha Christie

Chief Inspector Francis Lightmyer (Udo Wachtveitl, links vorn) und Constable Ivor Partridge (Miroslav Nemec, rechts vorn) untersuchen Arthur im Kaminzimmer. Lady Bantam (Sunnyi Melles), Charles (Ferdinand Hofer) und Dr. Mallard (Alexander Hörbe, rechts hinten) beobachten sie.

Chief Inspector Francis Lightmyer (Udo Wachtveitl, links vorn) und Constable Ivor Partridge (Miroslav Nemec, rechts vorn) untersuchen Arthur im Kaminzimmer. Lady Bantam (Sunnyi Melles), Charles (Ferdinand Hofer) und Dr. Mallard (Alexander Hörbe, rechts hinten) beobachten sie.

Das ist mal eine Weihnachtsüberraschung für die „Tatort“-Gemeinde: Der 91. Fall der Münchner Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ist eine stilvolle Hommage an Agatha Christie. Verantwortlich dafür ist der junge Kollege der beiden Silberlocken, der gute Kalli (Ferdinand Hofer).

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Er hat Freunde und Kollegen des Morddezernats zu einer Weihnachtsfeier samt eines Krimidinners einge­laden. Es gibt ein Opfer, sechs Gäste, und jeder von ihnen könnte der Täter sein. Nur der Butler nicht, der spielt den Ermordeten. Fiktiver Schauplatz dieser mörderischen Geschichte ist ein typisch englisches Herren­haus in den Zwanzigerjahren, in der die beiden Polizeidetektive „Detective Chief Inspector Francis Lightmyer“ und „Detective Constable Ivor Partridge“ ihren Spürsinn unter Beweis stellen sollen.

Kein echter Mord, keine echten Verdächtigen, kein echter Täter

Als Leitmayr und Batic von diesem Spiel erfahren, würden sie am liebsten fliehen. Ähnlich geht’s vermutlich auch vielen Zuschauenden, die mit diesem ungewöhnlichen „Tatort“ nichts anfangen können. Mit einem Fall ohne echten Mord, ohne echten Täter, ohne echte Verdächtige und mit zuweilen antiquiert wirkenden Dialo­gen. Kurz: Mit einem klassischen „Tatort“ hat dieser Film, den Jobst Christian Oetzmann nach einem Drehbuch von Robert Löhr inszeniert hat, nicht das Geringste zu tun. Doch wer am zweiten Weihnachtstag noch in Fest­tagslaune ist, mit oder ohne Rotweinunterstützung, kann durchaus seinen Spaß an diesem typischen Agatha-Christie-Fall haben.

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Jedenfalls lassen sich Leitmayr und Batic schließlich überreden und nehmen an dem Spiel teil. Danach wechselt die Handlung sofort in die Zwanzigerjahre, in besagtes Herrenhaus. Aus den geladenen Gästen werden eine resolute Lady (Sunnyi Melles) samt Sohn (Hofer), eine entzückende Sängerin (Katharina Schlothauert), ein verhuschtes Zimmermädchen (Marie Rathscheck), ein prüder Vikar (Joshua Jaco Seelen­binder) und ein trinkfester Doktor (Alexander Hörbe). Und auf dem Orientteppich liegt der tote Butler, als Lightmyer und Partrige am Tatort erscheinen. Ausstaffiert wie alle Mitspielenden im Stil der Zwanziger.

Jeder der Anwesenden ist irgendwie verdächtig

Was dann beginnt, kennt man aus zahlreichen klassischen Kriminalfilmen, aber auch aus deutschen Fernseh­krimis der 60er- und 70er‑Jahre. Jeder der Anwesenden ist irgendwie verdächtig oder verhält sich jedenfalls so. Und es entwickelt sich bald ein fröhliches Mörderraten. Die Stichworte und Hinweise dafür liefert der jeweilige Kommissar, dem man fast beim Denken und Kombinieren zuschauen kann. Am Schluss wird der Täter dann überführt. Und das Ganze spielt sich meist an einem überschaubaren Ort, einem Salon oder Wohnzimmer ab.

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Das mag man spannend, vielleicht nostalgisch finden oder einfach nur verschnarcht. Packend ist die Geschichte, die einem bei diesem Krimidinner aufgetischt wird, leider nicht, sondern bestenfalls ein netter Partygag. Ein Gag, der – das muss man gerechterweise sagen – zwischendurch tatsächlich lustig ist, auch ohne Rotweindoping. Besonders wenn die Mitspielenden mal kurz ihre Rolle verlassen und anmerken, dass sie eigentlich keine Krimis schauen, sondern höchstens mal einen „Tatort“ oder „Polizeiruf“. Oder wenn sie bewusst wie Laienschauspieler agieren, die gestelzte Dialoge („Sie alle haben zunächst als verdächtig zu gelten“) wie auswendig gelernt sprechen. Bemerkenswert ist die gute, weil detailfreudige Ausstattung. Und dass am Schluss ausgerechnet eine Winkekatze hilft, den Täter zu überführen, ist auch ein hübscher Einfall.

Der „Tatort: Mord unter Misteln“ läuft am 26. Dezember ab 20.15 Uhr in der ARD.

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