Klimatologin über Warnungen vor Unwetter: „Man hätte nicht überrascht sein sollen“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/Y2VNZ25HNZE3VKFXIDHK2MORPY.jpg)
Die Klimatologin Friederike Otto gab im „ARD-Morgenmagazin“ eine Einschätzung der derzeitigen Extremwetterlage ab: „Man hätte nicht überrascht sein sollen“, sagte sie.
© Quelle: ARD Screenshot
Nach den von Hochwasser besonders betroffenen Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen standen am Wochenende auch einzelne Teile Bayerns, Österreichs und Belgiens unter Wasser. Handelt es sich dabei um einmalige Extremwetterlagen oder zeigen sich damit die ersten Auswirkungen des Klimawandels? Diese Frage diskutierte die Moderatorin vom „ARD-Morgenmagazin“, Susan Link, am Montag mit der Klimatologin Friederike Otto.
+++ Alle Entwicklungen zum Hochwasser im Liveticker +++
Es sei nie nur Wetter oder nur Klimawandel, erklärte Otto, aber: „Alle Wetterereignisse – extrem oder nicht –, die wir jetzt erleben, finden in einer Welt statt, die 1,2 Grad wärmer ist, als sie es zu Beginn der industriellen Revolution war.“ Sie fuhr fort: „Es gibt zwei Wege im Wesentlichen, wie Klimawandel Wetter beeinflusst: Zum einen die Erwärmung. Wir haben mehr Treibhausgase in der Atmosphäre, dadurch wird die Atmosphäre wärmer und das heißt: mehr Hitzewellen, weniger Kältewellen.“ Außerdem könne eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf enthalten, dieser käme dann als Starkregen wieder heraus.
Laschet: Wiederaufbau nach Flutkatastrophe wird Jahre dauern
Unterdessen sehen die Bürgermeister der von der Flutkatastrophe besonders hart getroffenen Gemeinden die Existenz ihrer Gemeinden in Teilen gefährdet.
© Quelle: Reuters
„Es gab Warnungen“
Der Klimawandel habe aber noch einen zweiten Effekt: Durch die veränderte Zusammensetzung der Atmosphäre und der Temperaturunterschiede ändere sich auch die atmosphärische Zirkulation. „Das heißt: wie Wetter entsteht, wo es entsteht und wie es zieht.“ Je nach Lage könne dieser Effekt mal mehr, mal weniger stark ausfallen und somit in manchen Regionen zu vermehrten Extremniederschlägen führen, in anderen Regionen jedoch kaum auffallen.
Im Hinblick auf die derzeitige Extremsituation in Deutschland zeigte sich die Expertin der Oxford University wenig überrascht. Die Wettersituation sei gut vorhergesagt worden, sagte sie: „Es gab Warnungen vom Deutschen Wetterdienst, es gab Warnungen von der Europäischen Flutagentur.“ Außerdem sei dies eben genau die Art von Extremwetter, von denen man nun schon lange wisse, dass es sie vermehrt geben wird.
„Aber“, lenkte sie ein, „dieses Wissen ist eben noch nicht so umgesetzt worden, dass wir gut funktionierende Frühwarnsysteme haben.“ In Bangladesch etwa bekäme jede Bürgerin und jeder Bürger eine Warnung aufs Handy, sobald eine Überschwemmung droht, ganz unabhängig davon, ob die einzelne Person eine spezielle App installiert habe oder nicht.
„Ich glaube, in Deutschland ist uns einfach nicht bewusst, dass Wetter tödlich sein kann“, fuhr Otto fort. „Und dieses Bewusstsein, das müssen wir unbedingt ganz schnell schaffen, damit dann eben auch die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes in Lebensrettungsaktionen umgesetzt werden.“
RND/Teleschau