„Umweltsau“: Buhrow erschüttert über Morddrohungen gegen WDR-Mitarbeiter

WDR-Intendant Tom Buhrow. (Archivbild)

WDR-Intendant Tom Buhrow. (Archivbild)

Köln. Intendant Tom Buhrow hat sich „erschüttert“ über Morddrohungen gegen WDR-Mitarbeiter wegen des kritisierten „Umweltsau“-Lieds geäußert. „Wir werden das nicht dulden, ich gehe mit allen juristischen Mitteln dagegen vor“, sagte der Chef des größten ARD-Senders am Montag im „Mittagsmagazin“ auf WDR 2.

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Die Drohungen offenbarten ein erschreckendes Maß an Verrohung. „In unserem Land ist etwas richtig krank, und wir haben alle dazu beizutragen, dass sich das ändert“, sagte Buhrow. „Wir in den Medien müssen etwas demütiger sein (...) und auch mal Kritik ertragen können.“ Gewaltandrohungen lasse man sich aber nicht gefallen.

Der WDR teilte mit, dass er bedrohten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Personenschutz anbiete. Dies gelte sowohl für Festangestellte als auch für freie Mitarbeiter.

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Der WDR wolle zur „Versöhnung in der Gesellschaft“ beitragen, sagte Buhrow. „Wir gehen dieses Jahr auf die Menschen zu und sagen: „Für die nächsten vier Jahre brauchen wir ’ne ordentliche Finanzierung.“ Und ich will auch auf die ältere Generation zugehen und sagen: „Vertrauen Sie uns, wir sind für Sie da.“ Die Gesellschaft als Ganzes müsse sich im neuen Jahr darum bemühen, die zunehmende Verrohung zu stoppen und ein neues Klima zu schaffen.

Scharfe Kritik vom DJV

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte Buhrow zuvor für sein Verhalten scharf kritisiert. Nach der Empörung über das „Umweltsau“-Satirelied war ein freier Mitarbeiter des Senders von Rechtsextremen massiv bedroht worden. Anfeindungen bei Twitter übertrugen sich nur wenige Stunden später auf die Straße – eine Gruppe aus der rechtsextremen Szene versammelte sich am Sonntag vor dem Wohnhaus des freien Journalisten.

Der DJV-Vorsitzende Frank Überall forderte den WDR auf, sich aktiv um den Schutz und die Sicherheit des Mannes zu bemühen. In einer Mitteilung schrieb Überall: „Sowohl der WDR, für den der Kollege arbeitet, als auch die Sicherheitsbehörden sind aufgefordert, Danny Hollek zu schützen.“ Es gehe nicht um Geschmacksfragen von Satire, sondern um den Schutz von Satire- und Meinungsfreiheit.

Distanzierung „wenig hilfreich“

Der freie Journalist hatte zuvor in einem sarkastischen Tweet geschrieben: „Lass mal über die Großeltern reden, von denen, die jetzt sich über #Umweltsau aufregen. Eure Oma war keine #Umweltsau. Stimmt. Sondern eine #Nazisau.“ Der WDR hatte sich daraufhin in mehreren Tweets von der Aussage distanziert – was wiederum auf reichlich Kritik stieß.

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Überall bezeichnete die Distanzierung von WDR-Intendant Tom Buhrow vom „Umweltsau“-Lied ebenfalls als „wenig hilfreich“. „Tom Buhrow muss sich der Frage stellen, ob er mit seiner eilfertigen redaktionellen Distanzierung für den Beitrag nicht all denen Oberwasser gegeben hat, die nicht auf den Austausch von Argumenten, sondern auf das Mundtotmachen kritischer Journalisten aus sind. Wünschenswert wäre eine Versachlichung der Auseinandersetzung.“

RND/msc/dpa


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