Tiktok soll Videos von Menschen mit Behinderung versteckt haben
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Die App Tiktok steht immer wieder in der Kritik.
© Quelle: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Peking. Die Betreiber der chinesischen App Tiktok haben offenbar gezielt über Monate hinweg Videos von Menschen mit Behinderung ausgebremst. Das hat das Portal Netzpolitik.org recherchiert. Die Journalisten berufen sich auf interne Moderationsregeln und eine Quelle im Unternehmen.
Wie das Portal berichtet, soll Tiktok seine Moderatoren angewiesen haben, Videos von Menschen mit Behinderung zu markieren und ihre Reichweite zu begrenzen – angeblich zum Selbstschutz der Personen. In den Regeln sei die Rede von Nutzern, bei denen Tiktok „auf Basis ihrer physischen oder mentalen Verfassung“ davon ausgehe, dass sie zur Zielscheibe von Angriffen würden.
Auch LGBT- und dicke Menschen betroffen
Weil Mobbing schlimme Folgen für die Betroffenen habe, bekamen Moderatoren die Anweisung, Videos solcher Nutzer grundsätzlich als Risiko zu betrachten, heißt es bei Netzpolitik.org. Auf dieser Liste „besonderer Nutzer“ seien auch LGBT-Personen oder etwa dicke Menschen zu finden, offenbar völlig unabhängig von ihren Inhalten.
Die Regeln seien laut Recherchen des Portals bis mindestens September gültig gewesen. Moderatoren hätten innerhalb von 30 Sekunden entscheiden müssen, ob in einem Video beispielsweise ein „entstelltes Gesicht“, Autismus oder Downsyndrom zu sehen sei.
„Übergriffig und ausgrenzend“
Die Organisation Ability Watch, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzt, nennt das Verhalten gegenüber dem Portal „übergriffig und ausgrenzend“.
Auch Tiktok selbst hat sich inzwischen zu dem Fall geäußert: „Dieser Ansatz war nie als langfristige Lösung gedacht, und obwohl wir damit eine gute Absicht verfolgt haben, wurde uns klar, dass es sich dabei nicht um den richtigen Ansatz handelt“, so eine Sprecherin gegenüber dem Portal. Die Regelungen seien inzwischen durch neue, nuancierte Regeln ersetzt worden. Einzelheiten wolle man dazu aber nicht nennen.
Die App Tiktok steht immer wieder in der Kritik. Dem Videonetzwerk, das zum chinesischen Unternehmen Byte Dance gehört, wird beispielsweise vorgeworfen, politische Inhalte auszublenden. Tiktok gehört gerade bei Teenagern zu den am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerken überhaupt.
RND/msc