Deutschlehrerin aus Charkiw kündigt in ARD-Schalte an: „Sind bereit, auf die Straßen zu gehen“
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Die derzeitige Situation in ihrer Heimatstadt Charkiw sei "schrecklich", berichtete Natalia Belaschkowa im Interview mit Ingo Zamperoni.
© Quelle: ARD
„Morgens mussten wir aus unserem Bett rausspringen, weil die Stadtmitte einfach beschossen wurde“, erzählte Natalia Belaschkowa. Die Deutschlehrerin, die am späten Dienstagabend in den „Tagesthemen“ mit Ingo Zamperoni über die derzeitige Lage in ihrem Heimatland sprach, lebt im ostukrainischen Charkiw. Mit rund 1,5 Millionen Einwohnern ist Charkiw die zweitgrößte Stadt des Landes und wird derzeit von der russischen Armee bombardiert. „Wir haben aus dem Fenster gesehen, wie die Raketenschüsse durch die Straße fliegen. Zwei Passanten waren tot“, berichtete Belaschkowa.
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Die Situation in Charkiw sei „schrecklich“, so die Ukrainerin. Besonders betroffen seien die Häuser am Stadtrand, die direkt an Russland grenzen. Große Sorgen mache sich Belaschkowa außerdem um ihre Mutter, die in Balaklija, etwa 100 Kilometer von Charkiw entfernt, lebe. „Dort finden seit drei Tagen Luftangriffe statt“, erklärte sie. „In der Stadtmitte befinden sich ein großes Munitionslager und ein Militärwerk.“ Eine Flucht komme für Belaschkowa jedoch auch aufgrund ihrer Mutter nicht infrage, wie sie erklärte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir unsere Eltern hier einfach verlassen.“
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© Quelle: Reuters
„Das wichtigste Ergebnis der letzten Tage ist, dass die Ukraine jetzt so einig ist wie nie zuvor“
In ihrem Zuhause in Charkiw seien sie und ihre Familie derzeit mit Strom, Heizung und Wasser versorgt. „Die Warteschlangen vor den Geschäften sind groß, aber im Großen und Ganzen haben wir genug Lebensmittel“, berichtete Belaschkowa. In den nächsten Tagen erwarte sie allerdings weitere Angriffe: „Es scheint mir, dass das Nachbarland noch nicht alle Kräfte eingesetzt hat.“
Ihre Stadt werde jedoch kämpfen, betonte Belaschkowa. „Das wichtigste Ergebnis der letzten Tage ist, dass die Ukraine jetzt so einig ist wie nie zuvor. Wie es scheint, gilt das auch für Europa“, stellte sie fest. Die europaweite Solidarität rühre sie, auch, weil sie die Unterstützung nicht erwartet habe. Nun sei es an der Zeit, sich zur Wehr zu setzen, so Belaschkowa: „Wir sind bereit, auf die Straßen zu gehen.“
RND/Teleschau