Schauspieler Daniel Donskoy: Befreundetes Paar hat sich wegen Verschwörungstheorien getrennt

Lars (Daniel Donskoy, l.) will seine Frau Melanie (Lisa Bitter) von den Verschwörungstheorien abbringen.

Lars (Daniel Donskoy, l.) will seine Frau Melanie (Lisa Bitter) von den Verschwörungstheorien abbringen.

In „Schlafschafe“ geht es um ein Paar, bei dem die Frau plötzlich an Verschwörungstheorien glaubt. Haben Sie das in Ihrem Umfeld auch schon erlebt?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ja, das passiert öfter als man glaubt. Die Meinungen in der heutigen Zeit werden immer schärfer, egal ob es sich um Verschwörungstheorien handelt oder generell ein Schuldsuchen bei jemand anderem. Es kommt vermehrt dazu, dass Menschen das Gefühl haben, für ihre Meinung laut schreien zu müssen. In meinem Freundeskreis kenne ich tatsächlich ein Paar, das sich getrennt hat, weil der Mann Verschwörungsgedanken übernommen hat.

Wie reagieren Sie auf Menschen, die Verschwörungstheorien verbreiten?

Das kommt darauf an, wie wichtig mir die Person ist. Ich habe durch meinen Background und das Arbeiten im medialen Raum gelernt, wie wichtig es ist, zu verstehen, in welchem Kontext man etwas absetzt. Einem Attila Hildmann wünsche ich strafrechtliche Verfolgung. Aber nicht nur bei seinen Anhängern trifft man vermehrt auf abstruse Gedanken. In meinem Freundeskreis hat einer mal zu mir gesagt: „Du kannst nicht abstreiten, dass die jüdischen Eliten da oben irgendwas machen.“ Als ich nachgefragt habe, was er damit meint, kamen klassische Verschwörungselemente wie Echsenmenschen, Qanon, und alles war bunt durcheinander gemischt. Das trifft einen schon sehr, und das war eine Person, mit der mich eine lange Freundschaft verbindet. Da bemühe ich mich natürlich, aufzuklären und zu hinterfragen, woher dieses Gedankengut kommt. Aber wenn jemand nicht möchte, kannst du das Gespräch gleich beenden, weil du jemanden, der an etwas wirklich glaubt, davon nicht abbringen kannst. Wir glauben ja auch an Sachen, die im neuen und alten Testament stehen. Wir glauben, dass Moses das Meer geteilt hat und dass Maria Jungfrau war. Wie unterscheidet man denn da richtig zwischen Religion und abstruser Theorie? Damit relativiere ich nicht etwa das „Querdenker“-Gedankengut. Man darf nur nicht von oben herabschauen und alle Kritiker in einen Topf werfen, das führt zu Spaltung.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ihr Seriensohn gibt den Tipp: „Du musst das Monster auch sehen, damit du es rauswerfen kannst.“ Glauben Sie das auch?

Vielleicht muss man sogar verstehen, warum die Menschen an solche Theorien glauben. Verschwörungstheorien basieren auf Angst, Missmut und fehlendem Vertrauen in Führung. Vielleicht ist das jemand, der seine Arbeit verloren hat oder der sich in der Gesellschaft nicht als wichtig empfindet. Dass Menschen sich heute nicht gebraucht fühlen, liegt auch daran, dass wir eine Kapitalgesellschaft sind, in der Menschen als Bruttoinlandsprodukt gewertet werden. Dabei sind wir alle verschieden und müssen auch nicht alle an dasselbe glauben. Nicht jeder, der daran zweifelt, ob die Bundesregierung alles richtig macht, ist direkt ein Nazi. Dahin gehen wir aber gerade und das ist ein Nährboden für Menschen wie Hildmann, Naidoo, Wendler und Co., die daraus Profit ziehen. Und die treffen auf Menschen, die sich unsicher fühlen und deshalb empfänglicher sind für Gedankengut, was anderen die Schuld gibt. Das sieht man auch an der Figur Melanie in der Serie. Wir versuchen, in der Serie auf die emotionale Ebene zu gehen und nicht auf die politische. Wir heben nicht den Zeigefinger. Trotzdem habe ich, als die Mitteilung zum Drehstart herauskam, direkt eine Hassmail bekommen von einem „Querdenker“-Netzwerk. Das wird auch zur Ausstrahlung wieder passieren. Aber das ist gut, weil wir damit in den Diskurs gehen können. Ich bin bewusst in dieses Projekt gegangen, weil ich sehr gern mit meiner Arbeit zum gesellschaftlichen Diskurs beitragen möchte.

Also erwarten Sie zur Ausstrahlung erneut Hassnachrichten?

Bestimmt. Wenn mich schon Hassnachrichten bei einem RTL-Unterhaltungsformat erreichen, dann wird bei einem so polarisierenden Thema wie dem jetzigen noch mehr kommen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ihre Figur wird in der Serie geimpft. Was würden Sie aktuell für eine Impfung tun?

Ich habe die Hoffnung gehabt, dass ich nach Israel fliegen und mich dort impfen lassen kann, wo die Hälfte meiner Familie lebt. Aber ich darf nicht rein. Meine ganze Familie dort ist schon geimpft. Meine kleine Schwester ist DJ und hat vor Kurzem auf ihrer ersten Party wieder aufgelegt. Ich würde sehr viel dafür geben, auch auf eine Party zu gehen. Sobald es möglich ist, lasse ich mich impfen.

Wenn Sie Impfgegner oder -skeptiker treffen, versuchen Sie die umzustimmen?

Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen, aber ich sage mal so: Wollen Sie wieder Freiheit? Dann lassen Sie doch die nächste „Querdenker“-Demo aus und suchen nach ’nem Impftermin. In Berlin kriegt jetzt jeder Astra, der möchte. Prost.

Alle sechs Folgen der Serie „Schlafschafe“ mit Daniel Donskoy und Lisa Bitter werden am Mittwoch, 12. Mai, ab 0.45 Uhr auf ZDFneo gezeigt, außerdem sind sie ab dem 12. Mai um 10 Uhr in der ZDF Mediathek abrufbar.

Mehr aus Medien

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken