Auftritt in ZDF-Musikshow

Sarah Engels über Musikbranche: „Es ist nicht immer leicht, ernst genommen zu werden“

Sängerin Sarah Engels mit Conchita Wurst beim Reveal-Tag.

Sängerin Sarah Engels mit Conchita Wurst beim Reveal-Tag.

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Was passiert, wenn ein Künstler oder eine Künstlerin einen eigenen Song in einem anderen Genre interpretieren muss? Dieser Frage geht die ZDF-Show „Music Impossible - Mein Song. Dein Sound“ auf den Grund - und zwar mit ziemlich großem Erfolg: Die erste Staffel der von Tom Neuwirth aka Conchita Wurst moderierten Show wurde sogar für einen Grimme-Preis nominiert.

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Mit Schlagersänger Mickie Krause und Tom Gaebel ging die zweite Mini-Staffel letzte Woche mit zwei sehr unterschiedlichen Künstlern los. In Folge zwei trafen nun Sarah Engels und Jennifer Weist aufeinander. Während Engels zwischenzeitlich an ihre Grenzen stieß, setzte Weist ein klares Statement gegen Sexismus und Chauvinismus.

„Die braucht sich nicht wundern, die sexualisiert sich ja selber“

Jennifer Weist ist vor allem als Sängerin der Rockband Jennifer Rostock bekannt, tritt unter dem Namen Yaenniver aber auch solo auf. „Wenn ich meine Musik beschreiben müsste, würde ich sagen: feministisch, laut, meinungsstark“, sagte sie zu Beginn der Folge. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, welches Genre sie erwartet, hatte sie sich bereits für einen Song entschieden: „Hengstin“ - ein Stück gegen Sexismus in der Musikbranche und im Allgemeinen.

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Wenn man sie früher gefragt hätte, ob sie damit Erfahrung gemacht hat, hätte sie verneint. „Heute sehe ich das alles“, erzählte Weist Show-Host Conchita von „Musikerkollegen, die bei Festivals neben der Bühne stehen und sagen, die braucht sich nicht wundern, die sexualisiert sich ja selber“.

Sarah Engels als Rockröhre: „Ich krieg das nicht hin!“

Die beiden trafen sich in einem Kino - ein Hinweis für Weist, die direkt auf Schlager tippte. „Ich hätte niemals gedacht, dass es eine Frau ist und die jünger als ich ist“, sagte sie, als sie erfuhr, dass es sich bei ihrer Mitstreiterin um Sarah Engels handelt. An ihrer Songauswahl hielt sie fest. „Weil ich glaube, dass wir hier eine Message brauchen, die der Song auf jeden Fall hat. Und so ein Genre könnte das auch gut vertragen ...“

Ich war sehr jung, dazu bin ich noch eine Frau. Es ist nicht immer leicht, ernst genommen zu werden.

Musikerin Sarah Engels

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Sarah Engels belegte 2011 den zweiten Platz in der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. „Ich war sehr jung, dazu bin ich noch eine Frau. Es ist nicht immer leicht, ernst genommen zu werden. Ich hatte schon oft das Gefühl, dass ich mich durchkämpfen musste“, sagte die 30-Jährige beim Plausch mit Conchita Wurst, die ihr eine Videobotschaft von Jennifer Weist mitgebracht hatte. „Du solltest stimmgewaltig sein, und vielleicht traust du dich ja auch ein bisschen zu rappen“, riet Weist in dem Clip. Engels sah plötzlich ziemlich besorgt aus. „Ich muss mich da glaube ich erst mal richtig reinhören ...“

Im Studio stieß Engels wenig später schnell an ihre Grenzen. „Ich kann das nicht!“, lachte sie, als sie in der Gesangskabine versuchte, ihren Song „Te Amo Mi Amor“ zu einem Gitarrenbrett zu verwandeln. „Fühl dich mal so, als hättest du am ganzen Körper Tätowierungen! Dann singst du das schon anders“, lautet der Rat ihres Produzenten. „Scheiße“, fluchte Engels. Und auch als wenig später Conchita Wurst auf der Matte stand, wollte es noch nicht funktionieren. „Ich bin gerade etwas überfordert. Ich krieg das nicht hin. Das ist wie Fahrradfahren rückwärts, das funktioniert nicht“, sagt sie. Erst, als Conchita ihr vorschlug, den Text einfach mal zu sprechen, kam Engels langsam rein.

Tränen im Publikum

Jennifer Weist wusste derweil sofort, wo die Reise hingehen soll. „Wir müssen einen komplett neuen Song kreieren“, sagte sie zu ihrem Produzenten. „Streicher, Piano und der Beat müssen geschrieben werden. Das ist schon noch sehr viel Arbeit.“ Auch den Text kürzten die beiden ein. „Das wird ein Hit“, rief Conchita Wurst begeistert, als sie Weist im Studio besuchte. „Aus einer dringlichen Ansage ist eine tiefgründige Message geworden. Ziemlich beeindruckend. Wahnsinns-Künstlerin.“

In einem Berliner Studio trafen Weist und Engels vor Publikum schließlich aufeinander. Nachdem die beiden ihre Songs zunächst im Original performt hatten, ging‘s an die neuen Versionen. Sarah Engels wurde in schwarzer Lederjacke und mit dunklem Lippenstift tatsächlich zur Rockerin. Selbst den Rap-Part, den sie in den Song einbaute, meisterte sie mit Bravour. „Das hat sich schon geil angefühlt einmal so richtig rockig sein zu dürfen. Einfach mal ein bisschen dreckig und laut“, sagte Engels danach. Von Weist gab es Lob: „Es war mega. Ich weiß gar nicht, warum die sich vorher so einen Kopf gemacht hat. Als hätte sie nie was anderes gemacht.“

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Danach schmiss Jennifer Weist sich in einen weißen Anzug und verwandelte „Hengstin“ in eine sanfte Ballade, was Zeilen wie „Ich glaube nicht daran, dass mein Geschlecht das schwache ist / Ich glaube nicht, dass mein Körper meine Waffe ist / Ich glaube nicht, dass mein Körper deine Sache ist“ noch mehr hervorhob. Im Publikum flossen sogar Tränen. „Da krieg ich Gänsehaut, weil ich das so krass finde, was eine Transformation in ein anderes Genre bewirken kann“, beteuerte Weist.

Publikum stimmt für Jennifer Weist

Auch Sarah Engels war sichtlich beeindruckt. „Das war einfach nur geil, vor allen Dingen auch noch mit dieser Message, die dahintersteht.“ Kein Wunder, dass das Publikum per Applausometer am Ende für Jennifer Weist stimmte. Engels war trotzdem happy. „Was ich auf jeden Fall mitnehmen werde, ist dass man sich einfach trauen kann, was Neues auszuprobieren. Und dass man sein darf, wer man will, was man will, wie man will.“

RND/Teleschau

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