Radio Fritz führt das Gendersternchen in den Nachrichten ein
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Bei „Fritz“ vom RBB wird künftig gegendert (Symbolbild).
© Quelle: picture alliance/KEYSTONE
Potsdam. Der Jugendsender des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), „Fritz“, startet als erster Radiosender im ARD-Verbund in seinen Nachrichtensendungen mit einer durchgehend gegenderten Sprechweise. Nach mehreren Tests habe sich die Redaktion darauf verständigt, vom 1. September an das hochgestellte Gendersternchen zu sprechen „wie eine winzige Pause“, sagte Programmchefin Karen Schmied dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Redakteurinnen und Redakteure von „Fritz“ werden damit jeweils die männliche, weibliche und diverse Form von Personenbezeichnungen nennen.
Mit der Entscheidung folge die Welle dem Wunsch der Redaktion. „Wir haben eine sehr junge Redaktion zwischen Mitte 20 und Anfang 30. Für die Jüngeren ist Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache ein großes Thema“, sagte Schmied. Das treffe auch auf die Zielgruppe zu, welche die „Fritz“-Welle auf 14 bis 29 Jahre beziffert, die Kernzielgruppe ist zwischen 20 und 25 Jahre alt.
Ein Zeichen der Vielfalt
Jugendliche machten sich intensiv Gedanken darüber, wie sie die verschiedenen Geschlechter in der Sprache fair berücksichtigen können, sagte Schmied. Zudem wolle die Redaktion damit ein Zeichen für die Vielfalt der Lebenskonzepte heute setzen.
Zu Anfang sei das Sternchen-Sprechen zwar ungewohnt gewesen und habe auch etwas seltsam geklungen, sagte Schmied, aber die Nachrichtenredaktion habe sich nach eigenem Bekunden „sehr schnell daran gewöhnt“. Einen großen Regelkatalog hätten die Redakteurinnen und Redakteure dafür nicht gebraucht. „Pro Satz soll es nicht zu viele Sternchen-Formulierungen geben, sonst klingt es zu verwirrend“, sagte Schmied. Dann würden die Sprecherinnen und Sprecher auf geschlechtsneutrale Worte wie „Studierende“ oder „Teilnehmende“ zurückgreifen oder den Satz ganz umformulieren.
Moderatoren können frei entscheiden
Den übrigen Moderatorinnen und Moderatoren außerhalb der Nachrichtenredaktion ist es laut Schmied freigestellt, wie und ob sie die Frage der Geschlechtergerechtigkeit in ihre eigene Sprechweise übernähmen. Manche wollten die Pause für das Sternchen sprechen, andere nicht. Einige hätten eine andere geschlechterfaire Sprechweise gewählt.
Schmied ist überzeugt, dass es nach dem Start auch Beschwerden von Zuhörern wegen der neuen Hörerfahrung bei den Nachrichtensendungen geben wird. Die Redaktion selbst will nach ein paar Monaten die Rückmeldungen auswerten und darüber beraten, wie es mit dem Gendern weitergehen soll.
RND/epd