„Postillon“-Gründer: „Viele Leute sind nicht auf Satire trainiert“
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„Postillon“-Gründer Stefan Sichermann im Interview.
© Quelle: picture alliance / dpa
Hannover. Stefan Sichermann (42), Gründer und Chefredakteur der Onlinesatirezeitung „Der Postillon“, hält das linke politische Spektrum für humorvoller als das rechte. Satire von rechts sei „die Ausnahme“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Es gab in Deutschland ein paar Versuche mit rechter Satire – aber meistens gleiten die Rechten ziemlich schnell in Plumpheit und Zorn ab. Sie sind meistens schon auf dem Weg dahin, wenn sie anfangen.“
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Sichermann hat Verständnis für Leser, die auf „Postillon“-Meldungen wütend und verständnislos reagieren. „Ich glaube, dass viele Leute nicht so richtig auf Satire trainiert sind“, sagte er. „Wenn du wenig Satire konsumierst, dann trifft sie dich besser. 99 Prozent unserer Leser raffen aber, was wir da tun – und finden es lustig.“
Die Wütenden, die der „Postillon“ gern in seiner Rubrik „Leserbriefe“ zitiert, seien meistens aus zwei Gründen zornig, sagte Sichermann weiter: „Entweder sie checken die Satire und mögen die Botschaft nicht, oder sie checken die Satire nicht und sind aus ganz anderen Gründen sauer. Es gibt ja auch Leute, die lesen nicht mal die Meldung richtig und spulen schon ihr Zornschema ab. Die können sich aus dem Nichts zu einem völlig banalen Thema plötzlich über die vermeintliche Corona-Diktatur aufregen.“ Daran werde sich auf absehbare Zeit nichts ändern: „Solange nicht alle Menschen auf der Welt plötzlich gleichzeitig sehr klug werden, wird es Leute geben, die auf uns hereinfallen oder sich auf unterhaltsame Weise über uns aufregen.“
„Wir haben die Moral nicht gepachtet“
Er selbst sehe sich nicht als Moralisten, sagte Sichermann. „Wir haben die Moral nicht gepachtet. Wir können auch falsch liegen. Wir haben auch schon Mist gebaut. Man darf sich nicht einbilden, dass man über allem steht.“
Die Sarirezeitung „Der Postillon“ wurde 2008 gegründet und ist heute das erfolgreichste Satireportal im deutschsprachigen Internet. Im März 2022 besuchten 11,6 Millionen Leser die Seite. Fünf feste und fünf freie Mitarbeiter sind für den „Postillon“ tätig.
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