RND-Interview

Oliver Mommsen: „Es werden Zugeständnisse gemacht zulasten des Mittelstandes“

Oliver Mommsen.

Oliver Mommsen.

Herr Mommsen, Frau oder Geld, diese Frage stellt sich Ihrer Filmfigur, dem Paketzusteller Henry. Wie würden Sie entscheiden?

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Schmetterlinge im Bauch – da kannst du mit Kohle nicht viel erreichen. Du kannst dir vielleicht ein bisschen oder sogar viel mehr gönnen als andere, aber irgendwas wird trotzdem immer fehlen. Ganz klar, ich plädiere für die Liebe.

Wenn man sich wahre Liebe nicht kaufen kann, wie sieht es aus mit dem kleinen bisschen Glück?

Ich habe mir von meiner ersten Gage einen Videobeamer gekauft, den ich mir immer gewünscht hatte. Wenn man also genau weiß, was man sich wünscht, kann man sich wohl ein bisschen Glück kaufen – für den Moment. Sich selbst dauerhaft glücklich kaufen, das funktioniert nicht. Um beim Videobeamer zu bleiben: Der Aufwand hat mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Leinwand im Wohnzimmer aufhängen, in der Küche Platz fürs ‚Publikum‘ schaffen – wahrscheinlich waren es am Ende gerade einmal sechs Filmabende, die wir geschafft haben.

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Macht Reichtum aber vielleicht automatisch zum Unsympath?

Nein, überhaupt nicht. Ich kenne ein paar sehr reiche Leute, denen ich jeden Cent gönne, weil sie fantastische Menschen sind und Freude daran haben, andere an ihrem Reichtum teilhaben zu lassen. Andererseits gibt es natürlich auch schwarze Schafe, die auf Kosten anderer oder der Umwelt und mit zum Teil kriminellen Machenschaften sehr viel Geld angehäuft haben. Aber das ist meines Erachtens nicht die Mehrheit.

Sind Sie glücklich?

Mein Beruf, den ich aus Leidenschaft ergriffen habe, entwickelt sich tatsächlich immer mehr zum Traumberuf. Hier darf ich mich richtig austoben, darf mich reiben und über meine Grenzen gehen. Dieser Beruf fordert mich ganzheitlich, sprich emotional, rational und körperlich, und darüber bin ich glücklich. Den Kindern geht es gut. Wir sind gesund. Meine Mutter wird 80. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Henry verdient „15 Cent über dem Mindestlohn“. Was macht Armut mit der Gesellschaft?

Der Laden wird uns irgendwann um die Ohren fliegen. Dabei haben wir in Deutschland fast noch paradiesische Zustände, im Gegensatz etwa zu Südamerika, wo die Schere zwischen Reichtum und Mittelstand meilenweit auseinanderklafft. Aber wenn Deutschland nicht bald besser auf seinen Mittelstand aufpasst, wird es auch hier richtig rund gehen. Aus Angst, irgendwelche großen Unternehmen könnten abwandern, werden Zugeständnisse gemacht zulasten des Mittelstandes. Da kann man gar nicht anders, als richtig sauer zu werden.

Sie waren selbst ernannter Klassenclown und scheinen bis heute eine diabolische Freude daran zu haben, dem Boulevard Schlagzeilen zu liefern. Zufall oder eine Art Stilmittel?

Weder noch. Ich wähle die Freiheit und nicht die Selbstkontrolle. Viele meiner Kollegen scheuen sich davor, bei einer Gameshow oder einem Quiz mitzumachen, aus Sorge, sich zu blamieren. Das bin ich nicht. Ich neige eher zum Frontalzusammenstoß. Gerade war ich bei einem Special von „Buchstaben Battle“ und bin nicht mal über A hinausgekommen. Na und, was soll’s? Ich habe keine Angst davor, dass Menschen mich so sehen, wie ich bin. Im Gegenteil, meine ganze Arbeit zielt darauf, immer durchlässiger, immer offener, immer klarer zu werden. Trotzdem kontrolliere auch ich ein bisschen, schon um nicht noch dem letzten Idioten Futter zu liefern.

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Früher gab es ein paar Tageszeitungen und drei Programme. Da konnte man seine Karriere noch ein bisschen gestalten. Heute aber hast du es kaum noch im Griff. Du sagst etwas, und kurz darauf überrollt dich ein Shitstorm. Trotzdem laufe ich nicht mit Sonnenbrille durch die Gegend oder verstecke mich. So war ich schon immer. Nicht umsonst bin ich von einigen Schulen geflogen und habe viele Wochenenden, wenn die anderen gefeiert haben, im Kämmerlein meine Strafe abgesessen.

„2 unter Millionen“ läuft am Freitag, 13. Januar, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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