TV-Kritik zum Krimi

Neujahrs-„Tatort“ aus Köln: Das Jahr geht gut los

Viktor Raschke (Manfred Zapatka, rechts) wird in seinem Feinkostladen von den Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, links) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragt: Was weiß er über den Brand im Restaurant Wunderlampe?

Viktor Raschke (Manfred Zapatka, rechts) wird in seinem Feinkostladen von den Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, links) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) befragt: Was weiß er über den Brand im Restaurant Wunderlampe?

Das neue Jahr geht gut los – mit einem „Tatort“, der nach der Enttäuschung über die Münchner Weihnachtsfolge mal wieder solide inszeniert und zuweilen richtig gut ist. Schauplatz ist ein Kölner Veedel, also ein überschaubares Stadtviertel, in dem jeder jeden kennt und mit jedem irgendwie vernetzt ist. Dem aber im Film „Schutzmaßnahmen“ (Regie: Nina Vukovic, Drehbuch: Paul Salisbury) die in Köln oft beschworene und besungene Veedel-Romantik fehlt.

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Gezeigt wird das Viertel dagegen vorwiegend in dunklen, schmutzigen Tönen. Die von einer Wirtin betriebene typische Kiezkneipe ist arg herunter­gekommen und überhaupt nicht gastlich, auch die Gäste fehlen. Und auf den Straßen staut sich lärmend der Verkehr. Man muss schon ein ziemlich dickes Fell haben, damit in solch einem Veedel Heimatgefühle aufkommen.

Brandanschlag auf das Restaurant Wunderlampe

So weit, so unschön. Und dann passiert dort ein verhängnisvolles Unglück. Während einer Demo eines rechten Mobs kommt es zu einem Brandanschlag auf das Restaurant Wunderlampe, bei dem der Brandstifter niedergeschlagen wird und in den Flammen stirbt. Das Lokal gehört Freddy Schenks Tochter Sonja und ihrem persischen Verlobten (Timur Isik). Der gute Freddy ist, als er am Tatort erscheint, völlig außer sich, nervös und hat furchtbare Angst um seine Tochter.

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So umtriebig und panisch hat man den Gemütsmenschen jedenfalls lange nicht gesehen. Und sein Darsteller, Dietmar Bär, kann in diesem Film endlich auch mal andere Seiten von sich zeigen. Ja, er entpuppt sich als richtiger Familienmensch, der nahezu alles – auch nicht Korrektes – für seine Liebsten tut. Auch die Darstellerin seiner Tochter Sonja, Natalie Spinell, gehört übrigens gleichsam zu Schenks Familie. So ist sie bereits 1999 im „Tatort: Kinder der Gewalt“ als Tochter Sonja zu sehen gewesen.

War Schenks Schwiegersohn in die Tat verwickelt?

Da Schenks Tochter mit ihrem Verlobten und ihrer Tochter aus erster Ehe direkt über dem ausgebrannten Restaurant wohnt, bringt er die drei als Schutz­maßnahme in einer polizeieigenen Wohnung vorübergehend unter. Während sein Kollege Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) routiniert die Ermittlungs­arbeit übernimmt, kümmert er sich liebevoll um die junge Familie, schläft im Auto vor ihrem Haus und bringt seine Enkelin zur Schule. Eine Maßnahme, die sich als durchaus sinnvoll erweist.

Aber auch Schenk ermittelt dabei weiter, hat gar den Verdacht, dass sein Schwiegersohn in die Tat verwickelt ist, stößt bei seinen Nach­forschungen sogar auf Indizien, die das bestätigen. Aber er teilt seine Erkenntnisse nicht seinem Kollegen Ballauf mit, da er seine Familie schützen will, ja muss.

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Schenk unterschlägt Ermittlungs­erkenntnisse

Das hat Folgen. Als auffliegt, dass er Ermittlungserkenntnisse unterschlagen hat, wird er vom Fall abgezogen. Dennoch kommt es deswegen zwischen den Kollegen nicht zum Streit, angenehm unaufgeregt wird diese Szene von den beiden gespielt. Man ist halt nicht nur Kollege, sondern durch eine jahrelange Freundschaft fest verbunden. Und heimlich ermittelt Schenk natürlich weiter. Alles andere wäre auch nicht glaubhaft.

Inzwischen ist der verbrannte Tote identifiziert worden als Nico Raschke, Küchenhilfe in der Wunderlampe und vor allem Sohn eines im Veedel mächtigen Feinkosthändlers. Der ist eine Art Pate, der alle Geschäfte im Viertel mit seinen Waren beliefert, Geld verleiht und womöglich auch Schutzgelder erpresst. Dass diese mafiöse Figur nicht einer der üblichen Verdächtigen ist, sondern ein deutsch­stämmiger Kölner, ist zwar sehr offensichtlich politisch korrekt gemeint, stört aber nicht weiter – vor allem, weil er von Manfred Zapatka wunderbar fies verkörpert wird.

Die bisher recht eindeutige Geschichte nimmt an diesem Punkt dann eine überraschende Wendung, wird plötzlich wesentlich komplexer, ganz andere, auch unerwartete Themen kommen dabei ins Spiel. Und die Auflösung des Falls ist wahrlich verblüffend.

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Der „Tatort: Schutzmaßnahmen“ läuft am Sonntag, 1. Januar, ab 20.15 Uhr im Ersten.

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