Netflix-Doku „Britney vs. Spears“: von der Geschichte überholt
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Popstar Britney Spears im Jahr 2007.
© Quelle: imago images/ZUMA Press
Dokumentarfilmer dokumentieren für gewöhnlich abgeschlossene Kapitel. Sie recherchieren, sortieren, analysieren und verdichten alles zu einer Geschichte, deren Ende am Anfang schon feststeht. Es sei denn, das Kapitel ist nicht abgeschlossen, sondern wird während der Dreharbeit noch geschrieben und betrifft die Dokumentarfilmer persönlich; dann gleicht die Dokumentation einer Reportage, besser noch: einer Langzeitstudie. Wie „Britney vs. Spears“ von Erin Lee Carr.
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Die preisgekrönte Journalistin war zehn, als sich ihr Leben um den Megastar der späten Neunziger drehte. Sie war 18, als er trotz globaler Popularität vom eigenen Vater entmündigt wurde. Und sie war 28, als ihr dieser Vormundschaftsfall zu willkürlich erschien, um ihn unkommentiert zu lassen. So machte Erin Lee Carr mit ihrer Kollegin Jenny Eliscu über den Justizskandal eine Netflix-Doku, die auch deshalb bemerkenswert ist, weil sie sich nur Tage nach der Erstausstrahlung gewissermaßen selbst überholte.
Ein siedend heißer Cold Case
Anders als Samantha Stark, deren Sky-Porträt „Framing Britney Spears“ Anfang 2021 das gesamte Leben der gefangenen Pop-Queen beschrieben hat, konzentrieren sich Carr und Eliscu auf die Zeit nach 2007, als das Leben der damals 25-Jährigen infolge einer dreckigen Scheidung aus den Fugen geriet. Ständig selbst im Bild, sehen wir den Filmemacherinnen dabei zu, wie sie sich mithilfe wechselnd wichtiger Zeitzeugen vom Freund des Opfers bis zum Anwalt des Täters wühlen. Wie sie über Berge visueller und schriftlicher Belege ins tiefe Tal eines profitgetriebenen Komplotts vorstoßen. Und wie sie dort vorwegnehmen, was nur Stunden nach der Premiere Wirklichkeit wurde.
Denn am Mittwoch hat ein US-Gericht Jamie Spears‘ 13-jährige Vormundschaft über seine Tochter aufgehoben und dem Thriller vom Boulevard der Eitelkeiten damit ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Das allein macht diesen sieden heißen Cold Case im Stile einer Presenter-Reportage schon sehenswert. Und rasend unterhaltsam.