Mord und Totschlag in der Antarktis: Die Amazon-Serie „The Head“

Die Sommercrew geht – das Winterteam bleibt: Johan (Alexandre Willaume, r.) verabschiedet sich von Erik (Richard Sammel, 2. v. l.). Szene aus der Serie „The Head“.

Die Sommercrew geht – das Winterteam bleibt: Johan (Alexandre Willaume, r.) verabschiedet sich von Erik (Richard Sammel, 2. v. l.). Szene aus der Serie „The Head“.

„Farewell, Summer-Crew!“ heißt es zu Beginn der sechsteiligen spanischen Thrillerserie „The Head“. Die Kamera ist zuvor erst einmal ausgiebig über Eisflächen und schneebedeckte Berge geglitten, durch eine schöne, lebensfeindliche Welt, bevor sie auf die Container der Forscher trifft. Bald kommt die Polarnacht, da bleibt nur eine kleine Wintermannschaft auf der internationalen Antarktisstation „Polaris VI“.

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Für Johan (Alexandre Willaume) bedeutet das, sechs Monate Trennung von seiner Frau Annika (Laura Bach). Noch ein letztes Mal Sex, dann Adieu. Annika will vor allem bleiben, weil sie kein Zutrauen zum Stationsleiter Arthur (John Lynch) hat. Der ist dafür bekannt, sich Teamleistungen rücksichtslos anzueignen. „Wir haben das Bakterium gemeinsam entdeckt“, ruft Annika Johan in Erinnerung. Sie will sich von dem Briten nicht abhängen lassen.

Das „ewige Eis“ als Thrillerort lässt einen frösteln

Eine Thrillerserie mit Handlungsort „ewiges Eis“ – da läuft es einem dank Serien wie „Fortitude“ oder der ersten Staffel von „The Terror“ immer eiskalt den Rücken hinunter. Denn eben noch halbwegs gemütlich warme Forschungsstationen können sich im Nu in ein Tiefkühlgrab verwandeln, aus dem es keine Rettung gibt. Noch heute ahnt man, was den Überlebenden von John Carpenters Sci-Fi-Drama „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) nach dem Abspann widerfahren sein muss – die Temperaturen im Freien waren einfach zu niedrig zum Am-Leben-bleiben.

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In der spanisch-japanischen HBO-Asia-Starzplay-Serie „The Head“ kehrt das Sommerteam dann auch kurz nach der Eingangssequenz schon wieder zur Forschungsstation „Polaris VI“ zurück. Statt eines jubelnden Empfangskomitees werden erst Blutspuren, dann Einschusslöcher, dann sieben Tote und schließlich die versteckte, völlig verängstigte überlebende Stationsärztin Maggie (Katharine O’Donnelly) entdeckt.

Seltsame Mordgeschichte

Aus deren mählich zurückkehrenden Erinnerungen tritt eine seltsame Mordgeschichte zutage. Und das ominöse Bakterium, angeblich die Jahrhundertentdeckung der Biologie und Schlüssel zur Bewältigung der Klimakrise, geistert auch noch durch den Plot. Da denkt man dann auch schon wieder an „Das Ding aus einer anderen Welt“. Hat vielleicht eine neuartige Mikrobe die Crew in Wahnsinn und Mordlust gestürzt? Der Carpenter-Schocker um einen außerirdischen Gestaltwandler am Südpol spielt dann auch innerhalb der Serie eine Rolle. Er ist der Traditionsfilm, mit dem auf „Polaris VI“ der Winteranfang gefeiert wird.

Drei Episoden von „The Head“ wurden zwecks Sichtung zur Verfügung gestellt. Die Schöpfer dieses „Who dunnit?“-Thrills, Alex und David Pastor („Incorporated“) sowie David Troncoso, erzählen darin in weidlichen Rückblenden (zunächst nur Maggies Erzählungen), wie sich nach der ausgelassenen Anfangsphase des Polarwinters alles zum Schlechten wandelte. In der Insel im Eis gehen sich die Isolierten erst auf die Nerven, dann an die Gurgel.

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Das Übliche: Mord - und keine Verbindung zur Außenwelt

So hält Miles (Tom Lawrence) Nils (Chris Reilly) vor, sieben statt der erlaubten fünf Minuten geduscht zu haben, als nächstes wird Miles kniend im Außenbereich gefunden – enthauptet mit einer Säge, woher die Serie wohl ihren Titel bekommen hat. Hilfe kann nicht gerufen werden, der Funk ist kaputt, es gibt keine Satellitenverbindung. Wer mordet, sabotiert auch, oder? Misstrauen zieht herauf: Einer im Rund muss der Mörder sein. Eine Agatha-Christie-Konstellation.

Zwangsläufig ist die Perspektive einer einzigen Augenzeugin nicht besonders vertrauenswürdig. Maggies Satz „Alles fing damit an, dass die Robbe begraben wurde“, ist dabei mysteriös genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Dann wird noch ein Brief der vermissten Annika gefunden, in dem seltsame Sätze stehen wie „Es klebt Blut an meinen Händen“ und „Ich verdiene es, zu brennen.“ Hinzu kommen seltsame Fragen der Ermittler, die frühestens in 48 Stunden eintreffen können. So lange übernimmt Johan, der bald schon einiges an Unwahrheit und Widerspruch entdeckt.

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„The Head“ auf Island gedreht

Gedreht wurde „The Head“ auf Island und einem 2000 Quadratmeter großen Areal auf Teneriffa. Die Musik erinnert in ihrem klaustrophobischen Funkeln an Ridley Scotts „Alien“, der sich arg verzweigende Plot ist allerdings deutlich weniger bezwingend, die Dialoge sind allzu oft von der Stange und die Leistungen der Darsteller reichen von „gut“ (der deutsche Richard Sammel – „Der Name der Rose“) bis „ausreichend“ (Lynch, O’Donnelly). Es würde einem nach Ende der drei Episoden genügen, wenn das mit dem schrägen Robbenbegräbnis und Annikas merkwürdigem Scheiterhaufenwunsch möglichst innerhalb der nächsten Episode ergründet würde. Aber es ist erst Halbzeit.

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Die Serie lässt einen allerdings (leider) auch nicht kalt genug, dass man bereit wäre, sich die Auflösung zu schenken.

„The Head“, bei Amazon Prime Video, sechs Episoden, von David und Alex Pastor, Regie: Jorge Dorado, mit Alexandre Willaume, Katharine O’Donnelly, Richard Sammel (streambar ab 7. Januar).

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