Marvel-Serie „The Falcon and the Winter Soldier“: Das könnte richtig gut werden

Gleich und gleich gesellt sich gern: Sam Wilson alias Falcon (Anthony Mackie, l.) und Bucky Barnes alias Winter Soldier machen ab 19. März bei Disney+ gemeinsame Sache.

Gleich und gleich gesellt sich gern: Sam Wilson alias Falcon (Anthony Mackie, l.) und Bucky Barnes alias Winter Soldier machen ab 19. März bei Disney+ gemeinsame Sache.

Die Sache mit den Infinitysteinen in den „Avengers“-Filmen war weit hergeholt, gewiss, nüchtern betrachtet ein arg konstruiertes Superheldenbrimborium. Es sorgte aber nicht nur für reichlich Action, sondern auch für Tragödie und Pathos im Überfluss. Die Millionen Menschen, die der gewaltige Thanos verschwinden ließ, wurden im „Endgame“ zurückgeholt, und Iron Man musste beerdigt werden (irgendwann holen sie gewiss auch ihn mit Marvel-Simsalabim zurück).

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Steve „Captain America“ Rogers schließlich verzichtete darauf, von einer Zeitreise wiederzukehren, um endlich sein eigentliches Leben an der Seite seiner geliebten Betty zu leben. Hach! Seinen Schild schenkte er Sam Wilson alias Falcon.

Und was macht der nun in der Auftaktfolge der neuen Marvelserie „The Falcon and the Winter Soldier“? Er übergibt ihn der „Cap“-Ausstellung im Smithsonian Museum. Er begreift den Auftrag zu spät, als er – am Ende der ersten Episode – im Fernsehen eine der Verbesserung des Weltfriedens nicht eben zuträgliche Nachricht erfährt.

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Nur ein kleiner Blick auf den Schatz wurde gewährt

Was soll man sagen über eine Serie, von der man als Rezensent vorab gerade mal eine von sechs Folgen zur Ansicht überlassen bekommen hat? Disney+ ziert sich schon sehr, der schreibenden Zunft mehr als einen Blick auf seine funkelnden Schätze zu gewähren. Es soll am besten nichts verraten werden, außer, dass es sie jetzt gibt und – nach Möglichkeit – dass sie toll sind.

Der Trailer von „TFaWS“ ließ auf eine Buddy-Komödie à la „Nur 48 Stunden“ schließen, die erste Folge löst dieses Versprechen gemeinsamer Abenteuer noch nicht ein. Die Buddys müssen einander noch finden, sich noch definieren, während die von ihnen reparierte Welt wieder die alte werden will. Klar ist, dass „TFaWS“ eine weit klassischere Serie im Marvel Cinematic Universe (MCU) ist als zuletzt die fantasievoll und hinreißend erzählten Abenteuer von Vision und der Scarlet Witch in „Wanda Vision“.

Marvel im Bildschirmformat – das ist ja längst nichts Ungewöhnliches mehr: „Jessica Jones“, „Daredevil“, „Luke Cage“, „Iron Fist“ und „The Defenders“ waren seit 2015 bei Netflix unterwegs, ABCs „Avengers“-nahe und „Defenders“-verlinkte „Agents of the S.H.I.E.L.D.“ machten bis vorigen Sommer Fernsehfurore. Nicht zu vergessen diverse, heute eher putzig wirkende Serien aus vergangenen TV-Zeiten, in denen „Spider-Man“ aussah, als trüge er einen „Spider-Man“-Schlafanzug oder der „Hulk“, als wäre er grün angestrichen.

Die neue Marvel-Serie bringt Bilder wie im Kino

„TFaWS“ aber ist anders als sie alle, „TFaWS“ ist so groß wie Kino. Nachdem wir Sam Wilson/Falcon (Anthony Mackie) erst mal beim Bügeln eines Hemdes gesehen haben, den Schild des Cap auf seinem Quilt, erleben wir ihn bei einer dramatischen Rettungsaktion. „Subtil“ soll er vorgehen beim Auftrag, einen von einer Schurkenorganisation gekidnappten Soldaten in der libyschen Wüste herauszupauken, aber Subtilität und Superhelden vertragen sich eher selten, wenn man nur mal kurz an den armen Leipziger Flughafen aus „The First Avenger: Civil War“ denkt.

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Und so sieht man Falcon fliegen, kämpfen, Kugeln abwehren, wieder fliegen, Raketen umlenken, flughörnchenähnlichen Feinden durch Schluchten hinterherflitzen, die so schmal sind, dass die Spitzen seiner Metallflügel die Felswände rasieren. Die Bilder erfüllen die großen Erwartungen all der kleinen Kinder, die wie wir Superheldencomic-, Film- und Serienfans geblieben sind. Was Serienregisseurin Kari Skaglund („The Handmaid’s Tale“, „The Walking Dead“) und ihr Team hier leisten, ist überragend, das MCU ist weiterhin Garant für Atemloses, auch wenn die Serienmacher danach erst mal den Fuß vom Gaspedal nehmen.

Gut: Bucky alias Winter Soldier (Sebastian Stan), der inzwischen 106-jährige beste Freund von Steve Rogers, bekommt als zweiter Protagonist der Serie auch noch eine Actionszene. Dann ist aber erst mal Heldeneinführung: Die Serie geht auf seelischen Tiefgang, was ihr frommt.

Einsamer Wolf streift durch leeres Leben

Um Bucky ist es einsam geworden, seine Familie ist lange tot, er bekommt das als Zivilist mit dem Sozialen nicht so hin. Als einsamer Wolf streift er durch ein leeres Leben. Ein alter Freund versucht, ihn schließlich mit seiner Tochter zu verkuppeln.

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Man trinkt ein paar Bierchen, spielt Schiffe versenken, aber bevor der Zuschauer den Satz „Das könnte was werden“ zu Ende gedacht hat, ist der Held schon wieder durch die Tür. Wahrscheinlich wird später mehr Herzkino draus, aber emotionsmäßig ist der Winter Soldier einstweilen im Frostmodus.

Superheld Falcon hatte keine festen Einkünfte

Sam Wilson will seiner Familie helfen, will den Krabben- und Fischkutter seiner Schwester renovieren, ein guter Onkel für seine Neffen sein. Dass Undankbarkeit der Welt Lohn ist, muss er beim Kreditinstitut seines Vertrauens erfahren. Der feiste Banker erkennt den Helden zwar und macht das obligatorische Selfie, Geld fürs marode Schiff gibt es aber nicht, sorry. Schließlich hatte Sam in den vergangenen fünf Jahren (die Filmhandlung beginnt nach den Ereignissen von „Avengers: Endgame“) ja keine regelmäßigen Einkünfte.

„Weil ich weg war, wie ein paar Milliarden anderer Menschen auch“, gibt Sam zu bedenken. Aber wo kämen wir hin, wenn der Kapitalismus nach der Errettung der Menschheit anders wäre als hässlich. Am Ende des Tages sind Superhelden genauso arm dran wie du und ich.

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Gespoilert werden soll ja möglichst wenig über das Spektakel, darum nur soviel: Es gibt noch ein paar Auftritte der hellen und der dunklen Seite der MCU-Macht. Ein Supergegner erhebt sein übles Haupt und seine starken Fäuste, in einem edlen Kostüm steckt ein sichtlich unedler Charakter und das Seufzen und der Will-Smith-Blick von Sam deuten an, dass er Captain Americas „Endgame“-Message jetzt verstanden hat.

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Die Sache kann also in der uns nicht zur Sichtung überlassenen Episode zwei losgehen und könnte famos, grandios, richtig perfekt werden. Könnte. Denn mehr als einen Konjunktiv haben wir diesmal, nach nur einer Folge, beim besten Willen nicht zu bieten.

„The Falcon and The Winter Soldier“, bei Disney+, sechs Episoden, Regie: Kari Skogland, mit Anthony Mackie, Sebastian Stan, Daniel Brühl (seit 19. März)

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