„How to Tatort“ – Miniserie als Spaß für „Tatort“-Fans
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Sie spielen sich selbst: Das künftige Bremer „Tatort“-Trio Jasna Fritzi Bauer (v. l.), Dar Salim und Luise Wolfram gerät in der Pseudodoku-Serie „How to Tatort“ bei Dreharbeiten in Lebensgefahr. Ein Vergnügen für „Tatort“-Fans – ab 20. November in der ARD-Mediathek.
© Quelle: Georg Wendt/dpa
Das ist mal eine nette Idee: In einer sechsteiligen fiktionalen Dokumentation mit dem etwas unglücklichen denglischen Titel „How to Tatort“ wird das neue Team vorgestellt, das vom kommenden Jahr an in Bremen auf Verbrecherjagd geht.
Und die drei neuen „Tatort“-Ermittler sind keine unbekannten Gesichter: Luise Wolfram hat schon zuvor im Bremer „Tatort“ die unterkühlte BKA-Kommissarin Linda Selb gespielt. Aus ihrer Neben- ist jetzt offenbar aber eine Hauptrolle geworden. Jasna Fritzi Bauer ist trotz ihres recht jungen Alters schon eine bekannte Theaterschauspielerin (unter anderem am Burgtheater) und in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen zu sehen gewesen.
Dass Bauer dabei vor nichts zurückschreckt, auch nicht vor gruseligen Obduktionen, hat sie vor zwei Jahren im deutschen Horrorthriller „Abgeschnitten“ (bei Netflix) mit Bravour bewiesen. Und der im Irak geborene dänische Schauspieler Dar Salim ist in international bekannten Serien wie „Die Brücke – Transit in den Tod“ oder „Game of Thrones“ aufgetreten.
In „How to Tatort“ erleben wir nun, wie dieses Trio sich unter Leitung ihres dauernervösen Regisseurs (Moritz Führmann) auf seine neuen Rollen vorbereitet – in sogenannten Teambildungsmaßnahmen, im Fahr- und Schießtraining und bei Stunts. Und zwischendurch schauen immer wieder gestandene „Tatort“-Größen vorbei wie Anna Schudt (Dortmund), Wolfram Koch (Frankfurt) oder Meret Becker (Berlin), die den Neuen dann mehr oder meist weniger sinnvolle Tipps geben. Für Fans dieser populären Reihe ist das natürlich ein schöner Spaß.
Zu Anfang vermittelt diese insgesamt rund 60-minütige Serie, die zuerst in der ARD-Mediathek zu sehen ist, tatsächlich den Eindruck eine echte Dokumentation zu sein. Jedenfalls kann man sich als Zuschauer die gezeigten Vorbereitungen und Trainings durchaus so auch im wirklichen Fernsehleben vorstellen.
Doch dann werden immer mehr satirische und ironische Töne angeschlagen. Wenn beispielsweise über „die Idioten aus Münster“ und deren unverdient hohe Einschaltquoten gleich mehrfach gelästert wird. Oder plötzlich das Gerücht aufkommt, dass unsere drei Protagonisten nur die zweitbeste Besetzung sind, weil die zuerst ausgewählten Kollegen abgesagt haben. Dazu gibt’s noch kleine Insiderwitze und den wohl tatsächlich üblichen Schauspielerklatsch. Alles nur Mockumentary!
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Das alles ist recht unterhaltsam – nicht zuletzt weil Sebastian Colley das Drehbuch geschrieben hat, der schon mit Jan Böhmermann zusammengearbeitet hat und für Serien wie „Kroymann“ oder „How to Sell Drugs Online (Fast)“ als Autor verantwortlich zeichnet.
Als (echte) Regisseurin ist dagegen Pia Hellenthal verpflichtet worden, eine Spezialistin für Dokumentarfilme („Searching Eva“), die offenbar aber auch ein Talent für Fiktives hat. Und richtig fiktiv wird das Geschehen dann nach der zweiten, dritten Folge.
Die Schauspieler werden Teil eines Krimis
Plötzlich wird das Team, das ein „Tatort“-Team spielen soll, mit einem vermeintlich echten „Tatort“-Fall konfrontiert. Es geschehen nämlich merkwürdige Unfälle, ja sogar gezielte Anschläge auf einzelne Darsteller. Bei einem Auto werden beispielsweise die Bremsschläuche durchschnitten.
Oder ein mitgebrachter selbst gebackener Kuchen verursacht beim Nussallergiker Dar Salim einen allergischen Schock. Obwohl angeblich nur Cashewnüsse verwendet worden sind, und die sind gar keine Nüsse, sondern – für Allergiker ungefährlich – Kerne. Wieder was gelernt.
Natürlich verdächtigt sich das Team erst gegenseitig, macht sich aber dann doch an die Ermittlungsarbeit – wie sie es (und wir Zuschauer) halt in Fernsehkrimis oft gesehen haben. Dabei spielen sie lustig mit Metaebenen und gängigen Klischees, die sie dann allerdings in ihrem zukünftigen realen „Tatort“-Leben vermutlich auch nicht vermeiden können.
Müssen sich „die Idioten aus Münster“ warm anziehen?
Am Ende kommen unsere drei zukünftigen Sonntagsermittler einer Riesenverschwörung auf die Spur. Auch das ist ziemlich amüsant. Kurzum: Wenn sie den Witz dieser Miniserie auch in ihren zukünftigen „Tatort“-Alltag hinüberretten können, dann müssen sich „die Idioten aus Münster“ warm anziehen.
„How to Tatort“, ab 20. November in der ARD-Mediathek, sechs Episoden, Regie: Pia Hellenthal, mit Jasna Fritzi Bauerm Luise Wolfram, Dar Salim
RND