How To Sell Drugs Online (Fast): Ein wilder Trip durch die Kleinstadt-Pubertät

Basteln sich einen hübschen illegalen Drogenshop: Moritz (Maximilian Mundt, links) und sein Kumpel Lenny (Danilo Kamperidis) programmieren im muffigen Kinderzimmer.

Basteln sich einen hübschen illegalen Drogenshop: Moritz (Maximilian Mundt, links) und sein Kumpel Lenny (Danilo Kamperidis) programmieren im muffigen Kinderzimmer.

Köln. Sie ist schnell, sie ist schrill und überdreht: Die dritte deutsche Netflix-Serie "How To Sell Drugs Online (Fast)" (läuft ab dem 31. Mai bei Netflix) will vieles anders machen,als ihre beiden düsteren Vorgänger "Dark" und "Dogs of Berlin". Obwohl die Serie eine Krimigeschichte erzählt, schmeißt die Serie mit grellen Farben, ironischen Einspielern und Comedy wild um sich.

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Aber der Reihe nach: Moritz (Maximilian Mundt) ist eigentlich guter Dinge, denn seine Freundin Lisa (Lena Klenke) kommt nach einem Jahr Schüleraustausch aus den USA zurück. Doch sie hat keine Lust mehr auf ihn, den Nerd, hängt lieber mit dem Schönling der Schule, Dan (Damian Hardung), ab. Zudem interessiert sie sich plötzlich für Drogen. Praktischerweise ist Dan auch der Dealer der Schule in der fiktiven Kleinstadt Rinseln.

Mehr zum Thema: Damian Hardung in der neuen Sky-Serie "Der Name der Rose"

How To Sell Drugs Online (Fast)“: Ein Drogenversand im Kinderzimmer

Also macht sich Moritz mit seinem Kumpel Lenny (Danilo Kamperidis) auf, um Lisa zurückzugewinnen, und baut einen Drogenversandhandel im Darknet, einem versteckten Teil des Internets, auf. Die Geschichte basiert auf einem echten Fall aus Leipzig. Ein Jugendlicher hat dort aus seinem Kinderzimmer heraus den Versandshop Shiny Flakes aufgebaut, erst im Darknet, später sogar im Clearweb, also dem „normalen“ Internet. 2014 flog sein Handel auf, 2015 wurde der dann 20-Jährige zu sieben Jahren Haft verurteilt. Zurzeit soll er laut Machern der Serie, die Kontakt zu ihm hatten, im offenen Vollzug sein.

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Die Serienschöpfer Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann haben dieser Geschichte noch einiges angedichtet: ebenjene vollpubertäre Liebes-Herzschmerz-Geschichte. Es ist eine Erleichterung nach düsteren Netflix-Produktionen wie „Dark“ und „Dogs of Berlin“ eine Serie vor sich zu haben, in der es mal nicht um den tiefen Abgrund geht, sondern um ironisch erzählte Coming-of-Age-Unterhaltung.

How To Sell Drugs Online (Fast) ist eine Mockumentary

Moritz erzählt seine eigene Geschichte – im Stil einer Mockumentary, also einer erfundenen Dokumentation (ein Vorbild könnte die amerikanische Netflix-Produktion "American Vandals" sein), spricht er den Zuschauer direkt an. Dadurch wird die Erzählebene immer wieder mit Kommentaren gebrochen – und mit ironischen Einspielern. "Falls ihr keine Ahnung habt, was das Darknet ist, so seid ihr vermutlich vor 1990 geboren", sagt Moritz süffisant – und prompt wird das Darknet erklärt. Hier zeigt sich die Handschrift der Produktionsfirma bildundtonfabrik, die auch für Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale" verantwortlich ist.

Das schafft Tempo im Erzählen, obwohl die Handlung selbst dicht genug ist. Schließlich müssen sich Moritz und Lenny auch noch mit dem Kleinstadtdealer Buba (Bjarne Mädel) herumschlagen. Denn ihm sind die Jungen auf dem Weg zum Drogenbaron in die Quere gekommen. Bubas Welt ist die analoge. Er führt einen Reiterhof, eine ranzige Pizzeria, verkauft Capri-Sonne und macht bei Problemen kurzen Prozess. Diese Welt ist gewalttätig. Die Charaktere sind überzeichnet – hier die Nerds, da die Coolen. Rinseln scheint bevölkert zu sein von Abiturienten, die vor Langeweile Drogen nehmen und ständig am Handy kleben. Manche Sätze klingen dann schon mal wie Kalendersprüche: "Vielleicht sollte man aufhören zu planen und einfach machen", sagt Moritz angesichts von Zukunftsentscheidungen.

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Die Netflix-Serie zeichnet ein zynisches Bild der Jugend

„How to sell Drugs online (fast)“ beschwört ein starkes Wirgefühl der Generation Z, was dann aber auch alle, die älter sind, ausschließt. Und so fühlt man sich, als ein Mensch jenseits der 25 Jahre, plötzlich alt, denn Social Media ist – in der Serie – zu einer Art Gottheit geworden, der es ohne jedes Hinterfragen zu huldigen gilt. Eigentlich ein zynisches Bild, das die Serienmacher, selbst noch jung, von ihrer Generation entwickeln. Doch gibt es auch Skepsis: Darstellerin Luna Schaller, geboren 2001, glaubt, dass ein Smartphone kein Segen sein muss. „Wenn jetzt die ganze Welt ihr Handy verlieren würde, wäre das schon erleichternd“, sagt sie im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Und dann zu den Drogen: Die Pillen gibt es überall, sie sind ständig verfügbar, Hemmungen gibt es in dieser Hinsicht eigentlich nicht. Angst, dass die Serie zum Drogenkonsum animieren könnte? Hat Stefan Titze, 24 Jahre und einer der Drehbuchautoren, nicht: „Wir klären in der Serie über Drogen auf, aber wir tabuisieren sie nicht. Die Serie bietet viele Perspektiven, und unser Publikum ist ja nicht dumm. Ein aufmerksamer Zuschauer wird sehen, dass bei uns der Drogenkonsum nicht abgefeiert wird.“

„How To Sell Drugs Online (Fast)“ will anders sein als die anderen Serien – als das düstere „Tatort“-Land. Das ist auch gelungen – schrill und abgedreht wie ein visueller Drogentrip, allerdings mit kleinen Logikfehlern. So schreiben sich die Schüler über den Facebook-Messenger – dabei ist das doch so was von 2010.

Von Geraldine Oetken/RND

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