„Höhle der Löwen“: Ärger um Unkrautanarchos überschattet Jubiläumsausgabe
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Einer Art „Luftnummer“: Die forschen Gründer von Saatgutkonfetti sorgten zunächst für ein wenig Partystimmung in der „Höhle der Löwen“.
© Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer
Ausgerechnet zum Staffelfinale und zur 100. Folge, als Konfetti durchs Studio flog, Schaumwein entkorkt wurde und die Jubiläumsstimmung eigentlich übersprudeln sollte, kam es am Montagabend in der Vox-Gründershow zu einem Eklat. Im Zentrum standen mit Georg Kofler und Ralf Dümmel zwei langjährige Weggefährten, die sich nicht nur gut kennen, ihre jeweiligen Geschäftserfolge gegenseitig respektieren, sondern die – wie zuletzt bekannt gegeben wurde – in Zukunft auch unternehmerisch ganz enge Partner sein werden.
Doch diesmal flogen die Fetzen. Und auch Carsten Maschmeyer war mit einer Entscheidung des „Handels-Löwen“ Dümmel alles andere als einverstanden.
Auslöser für das so gar nicht festliche Löwengebrüll war das Gründertrio Christoph Trimborn (31), Katia Filippenko (34) und Philip Weyer (31), das eigentlich ein vergleichsweise harmloses Produkt vorstellte. Und noch dazu eines, das mit seiner Ökoausrichtung den auf Nachhaltigkeit getrimmten Zeitgeist perfekt zu treffen schien.
Partybeitrag zur heimischen Biodiversität
Die Erfinder aus Kassel stellten ihr Unternehmen Saatgutkonfetti vor. Dahinter verbergen sich kompostierbare Partyschnipsel, die nicht nur dabei helfen sollen, den lästigen, oft umweltschädlichen Müll zu vermeiden, sondern auch noch für ein bisschen mehr wilde Pflanzennatürlichkeit im Lande sorgen sollen.
Die Idee: Saatgutkonfetti versteht sich als ökologische Alternative zu herkömmlichem Konfetti, das meistens aus Papier oder Kunststoff besteht. „Saatgutkonfetti ist bunt, bio, vegan, TÜV-geprüft, kompostierbar und enthält Pflanzensamen“, so Christoph Trimborn. „Wenn ich jetzt draußen Konfetti schmeiße, dann können daraus Blumen wachsen. Das wiederum bedeutet, dass man Heimat und Nahrung für Insekten und andere kleine Tiere schafft und somit einen kleinen Beitrag zum Erhalt der heimischen Biodiversität leistet.“
Was den Partygag zur 100. Folge der „Höhle der Löwen“, die von den Investoren auch mit einer großen Torte sowie Schaumwein gefeiert wurde, so charmant machte: Die Saatgutkonfetti-Gründer halten Mischungen mit 24 heimischen Pflanzenarten wie etwa Kornblume, Klatschmohn und wildes Stiefmütterchen vor. Die in pflanzliche Stärkeflocken eingebundenen Samen müssen nicht vergraben werden. Wo sie landen, kann etwas wachsen – im Prinzip sogar ganzjährig.
Carsten Maschmeyer empört sich über Unkrautanarchie
Außerdem setzen die Gründer auf „Regionalität und Saisonalität“, wie sie sagen. So gibt es unter anderem auch Schneekonfetti für weiße Weihnachten oder Laubkonfetti für den Herbst. Rund 4 Euro kostet eines der Pflanzensamenpäckchen. Und das war nicht der erste und einzige Punkt – der vergleichsweise hohe Preis für ein „Wegwerf“-Produkt –, der dann doch die eine oder andere „Löwen“-Augenbraue hochgehen ließ. Nein, der Eklat hatte vor allem mit dem aufreizend lässigen Stil der Gründer zu tun, die sich um Autoritäten offenbar wenig scheren.
So meinte etwa Mitgründer Philip, der schon optisch an einen Großstadthipster erinnert, dass man die Saatgutkonfetti bei der Feier auf einer grünen Wiese auch gleich noch mit den Füßen „pflanzen“ könne. „Es ist nicht verkehrt, wenn man es ein bisschen antanzt“, sagte er. Carsten Maschmeyer, der vermutlich noch nie auf einem Freiluft-Rave war, wirkte da schon ein wenig verwirrt.
Mehr noch: Schnell bissen sich gleich mehrere „Löwen“ an der Praktikabilität des Produkts fest. Tenor: Darf man das überhaupt? Sollte man nicht doch lieber jemanden fragen? So wirkte erneut Maschmeyer, der sich zuletzt in einem Imagefilm von Vox als Großgärtner auf seinem Anwesen in der Provence stilisierte und der gerne von seiner Naturverbundenheit schwärmt, dann doch als ein Mann von Recht und Ordnung. Auch auf dem Grünstreifen!
„Ich kann doch nicht auf einem gepflegten Rasen eine Unkrautmischung verteilen“, wetterte er. Die drei Bioanarchogründer wirkten allerdings so, als ob sie das durchaus anders sehen. „Saatgut kann auch eine Form von Protest sein“, meinte Philip. Damit hatte er bei den Investoren den Bogen überspannt.
„Wir würden uns nicht verstehen“, schimpfte Carsten Maschmeyer und kündigte sein rasches Aus bei der Präsentation an. Menschlich würde man nicht zusammenpassen. Das sah auch für die meisten Zuschauer wohl genauso aus. Ähnlich scharf wurde dann Georg Kofler: „Ich werde nicht investieren“, sagte er. „Ihr seid mir wirtschaftlich zu wenig sattelfest.“
Schier endlose Geheimverhandlungen im Bühnenhintergrund
Nach und nach zogen sich die „Löwen“ vom Konfettispaß zurück. Übrig blieb nur Ralf Dümmel, der anfänglich ganz interessiert an einem Deal wirkte, dann aber immer nachdenklicher und grummeliger wurde. Zunächst sagte er aber: „Ich bin überzeugt, dass ich der Richtige wäre.“
Und tatsächlich war er auch der Einzige, der dem Saatgutkonfetti-Trio einen Deal anbot. Die Gründer wollten ursprünglich 200.000 Euro für nur 10 Prozent der Unternehmensanteile haben. Das kam für Dümmel allerdings nicht in die Tüte. Er bot 200.000 Euro, wollte aber 20 Prozent haben.
Danach wurde es – vorsichtig gesprochen – ein wenig unübersichtlich. Und ungemütlich, vor allem für Ralf Dümmel. Das lag nicht nur daran, dass sich die drei bisherigen Firmenalleineigner über die Maßen viel Zeit ließen, sich im Bühnenhintergrund der „Höhle der Löwen“ ausgiebig zu beratschlagen. Dann präsentierten sie dem zunehmend genervt wirkenden Investor ein eher freches Gegenangebot: 12 Prozent – gerade mal 2 Prozentpunkte mehr als die Ursprungsforderung.
„Ich versteh’s nicht ganz“, begann Dümmel da schon zu granteln. Er schlug 15 Prozent vor, was wieder einen schier endlosen Geheimverhandlungsmarathon im Hintergrund auslöste. Und dann wurden die anderen „Löwen“ unruhig. Partystimmung? Längst vergangen! „Ich würde die jetzt nicht mehr wollen“, schimpfte Carsten Maschmeyer. „Die denken zu lange nach.“
Kofler will Dümmel den Deal ausreden: „Mach es nicht!“
Ganz wütend wirkte Georg Kofler, der Käufer von Ralf Dümmels DS Gruppe (auch wenn die Firmenübernahme in der schon vorab aufgezeichneten Show nicht thematisiert wurde): „Mach es nicht“, beschwor er seinen Kollegen. Doch auch der Hanseat kann stur sein. Er ließ sich auf einen etwas fragwürdigen Kompromiss ein: Zunächst erhält er 10 Prozent an Saatgutkonfetti. Nachdem er den Gründern eine Präsenz in 10.000 Filialen ermöglicht haben wird, sollen es in einem Jahr weitere 5 Prozent sein. Ein Geschäft.
Allerdings war die Laune im Keller: „Schwere Geburt“, meinte Ralf Dümmel. „Ich war in der Zwischenzeit ein bisschen traurig.“ Carsten Maschmeyer konnte sich die böse Spitze nicht verkneifen. „Nach der Konfettistimmung hast du mit denen morgen als Investor Katerstimmung.“
Allerdings: Maschmeyer hatte sogar an der Vox-Torte zur 100. Ausgabe der Show etwas zu mäkeln. „Bei der 125. muss mehr Schoko rein.“ Gute Laune ist was anderes.
RND/Teleschau