Jauch, Kerner und Cantz erleiden Quizshow-Schmach: „Kommt nicht in den Jahresrückblick“
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Für Johannes B. Kerner (links), Günther Jauch (Mitte) und Guido Cantz war bei der Premiere von „Gipfel der Quizgiganten“ wenig zu holen.
© Quelle: RTL / Markus Nass
Einer der alten Witze über die deutschsprachige Fernsehlandschaft beginnt so: „Demnächst kommt ein ‚neuer‘ Krimi ins Programm.“ Oder am besten gleich „ein neues Quiz“. Eine Sensation? Eher nicht! Tatsächlich zählen die Raterunden, bei denen es um Geld und Ehre geht, zu den Publikumslieblingen im deutschen Fernsehen.
So richtig originell ist an Dauerbrennern wie „Wer wird Millionär?“ oder dem „Quiz-Champion“ im ZDF aber schon lange nichts mehr. Allerdings: Eine wohltuende Ausnahme gibt es. Es war zuletzt der rundum gelungene Versuch, mit viel Augenzwinkern und einem Schuss Anarchie in der noch neuen Pro-Sieben-Reihe „Wer stiehlt mir die Show“ das Quizgenre neu zu erfinden.
Der Montagabendneustart „Gipfel der Quizgiganten“ wäre auch gern so ein Beispiel für eine Neuerfindung gewesen. Aber: Daraus wurde nichts. Denn so richtig zündete die Idee mit den „Giganten“ nicht. Und damit wirkte auch der großspurige Begrüßungsspruch von Palina Rojinski unangemessen. „Das ‚R‘ in RTL steht heute für ‚Revolution‘“, stand offenbar auf einer ihrer Moderationskarten.
Das war einer der schwächeren Sprüche an einem Abend, an dem zumindest die 36-Jährige später kaum etwas falsch machte. Im Gegenteil: Rojinski möchte man als Showgastgeberin gerne öfter sehen. Und warum denn nicht: auch bei RTL.
Wenn die Heiligen Drei Könige schwitzen
Doch vom Sender ins Rampenlicht gerückt werden sollte eigentlich ein Herrentriumvirat: Günther Jauch, Johannes B. Kerner und Guido Cantz vereint in einer Show! Sie mussten ihre erfolgsverwöhnten Egos einmal zurücknehmen und als Team antreten. „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam“, sagten sie.
Palina Rojinski nahm den Eifer der Herren, die sie respektlos als eher „mittelalt“ vorstellte, zur Kenntnis. Allzu respektvoll ging sie nicht mit ihnen um. Für sie waren Jauch, Kerner und Cantz die „Heiligen Drei Könige“ der Quizwelt. Aber eben auch nicht mehr ganz junge Herren, die ins Schwitzen gerieten. Und das nicht nur bei den Kopfaufgaben, sondern bei mehr oder weniger originellen Sporteinlagen.
Üblicherweise haben die „mittelalten“ Alphamänner die Hoheit über ihre Sendungen. Diesmal merkten sie rasch, dass sie sich unterordnen und manchmal auch Spott ertragen mussten. „Jetzt hätten wir gerne Fragen aus dem Mittelalterbereich“, scherzte Günther Jauch. Rojinski lotste ihnen per Fingerschnippen Fragen aus Kategorien wie „Damals & heute“ zu. Die konnten die Herren mal gut, mal besser, oft aber auch gar nicht beantworten. So weit, so Quiz. Was allerdings auffiel: In Shows wie „Wer wird Millionär?“ haben oft der Charme, aber auch der Irrsinn Methode. Beim „Gipfel der Quizgiganten“ waren die Aufgaben solide nüchtern, aber auch ein wenig altbacken. Wortwitz bei den Fragen? Kaum.
Wenig weltmeisterlich: Günther Jauch beim Sport
Ähnlich wirkten die Spieleinlagen – unter anderem Dartwerfen, für das der Könner Max „Maximizer“ Hopp vorbeischaute. Oder Elfmeterschüsse auf ein großes Tor, in dem die Nationaltorhüterin Almuth Schult stand. Irgendwie nett ausgedacht, aber auch nicht wirklich zwingend ungewöhnlich. Vor allem Günther Jauch blieb sich beim Sport aber treu. Er ist nun mal alles andere als ein Bewegungsass. Und seine Schusstechnik beim Fußball ist sehr ausbaufähig. „Der kommt nicht in den Jahresrückblick 2022″, frotzelte Palina Rojinski nach einem besonders schwachen Kick.
Besser lief‘s für die Altvorderen erwartungsgemäß bei den Kopfaufgaben. Als Herausforderer für das „Giganten“-Trio Jauch-Kerner-Cantz traten siegreiche „Giganten“ der Showgeschichte an. Es waren Kandidaten, die in anderen Quizshows schon mal Geld gewonnen hatten. Jan Stroh aus Hamburg schien eingangs vor Stolz zu platzen. Der mittlerweile 38-jährige Quiznerd hatte 2019 eine Million Euro bei Jauch gewonnen. Nun kam er nicht über die erste Runde hinaus und schied aus. „'Wer wird Millionär?‘ war offenbar ein bisschen einfacher als der ‚Gipfel der Quizgiganten‘“, scherzte Palina Rojinski.
Finalüberraschung: Der Jackpot wurde leergeräumt!
Doch schnell wendete sich das Blatt: Gegen die 52-jährige Dorothée Zensen und später gegen den 60-jährigen Thomas Kinne unterlagen die „Giganten“. Im Finale trafen Jauch, Kerner und Cantz dann wieder auf ihre Endgegner: Zensen und Kinne, einer der sogenannten „Jäger“ aus der ARD-Quizshow „Gefragt – Gejagt“, bestritt die Entscheidungsrunde gegen das Trio – im Schnellbuzzern. Und dann war die Schmach für die Showmaster perfekt: Sie verloren, ihre Gegner sackten zusammen 85.500 Euro ein!
So richtig „gigantisch“ war dieser Erfolg dann allerdings trotzdem nicht. Und die Show, die eigentlich das kleine Wunder einer erneuten Quizwiederbelebung wahrmachen wollte, erwies sich als etwas flauer, wenn auch unterhaltsamer Scherz. Einen echten Witz hatte dann sogar noch Palina Rojinski zum Schluss im Angebot. Auch sie wollte eine Art Quizfrage stellen: „Was macht ein Clown im Büro?“, wollte sie wissen. Sie antwortete selbst: „Faxen.“ Es war ein altbackener Gag, der letztlich passte.
RND/Teleschau