Furtwängler-„Tatort: Alles kommt zurück“: Welche Rolle spielt Udo Lindenberg?

Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Udo Lindenberg.

Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Udo Lindenberg.

Die Idee ist derart originell, da spielt es fast keine Rolle mehr, dass die Umsetzung zuweilen übers Ziel hinausschießt: Die Göttinger „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) ist in „Alles kommt zurück“ (26. Dezember, 20.15 Uhr, ARD) im Hamburger Luxushotel Atlantic mit einer Internetbekanntschaft zum Sex verabredet. Als sie im abgedunkelten Zimmer voller Vorfreude unter die Bettdecke schlüpft, muss sie feststellen, dass ihr Rendezvous nie wieder eine Frau beglücken wird. Immerhin kann sie noch einen Blick auf den Täter erhaschen: Offenbar handelt es sich um niemand anderen als Udo Lindenberg. Doch ist es wirklich das Original?

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Was nach Schmunzelkrimi klingt, entpuppt sich als durchaus ernstzunehmender Film, der allerdings immer wieder mal die Grenze zur Parodie streift. Die Sache mit Udo ist natürlich der Knüller der Geschichte, hilft Lindholm aber nicht weiter: Die Handlung spielt größtenteils im Atlantic, in dem der Star seit gut 25 Jahren als Dauergast residiert, aber im Rahmen eines Wettbewerbs tummeln sich gerade ein bis zwei Dutzend Doppelgänger im Haus.

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Charlotte Lindholm tatverdächtig

Zu allem Überfluss ist die zuständige Ermittlerin Jana Zimmermann (Anne Ratte-Polle) überzeugt, dass die Kommissarin aus Niedersachsen den Mann getötet hat. Immerhin ist ihr Partner Ruben Delfgau (Jens Harzer) anderer Meinung. Gemeinsam mit ihm kommt Lindholm einem Komplott auf die Spur, das sich als doppelte Rache entpuppt. Der Tote ist der für eine abseitige sexuelle Neigung berüchtigte „schöne Roy“, und die Tat soll der Kommissarin angehängt werden.

Maria Furtwängler, die sich ohnehin regelmäßig stark in ihre „Tatort“-Krimis einbringt, war hier erstmals auch als Koproduzentin beteiligt. Entsprechend groß war ihr Einfluss vor und hinter der Kamera. Der Einfall, als Gaststar mitzuwirken, stammt allerdings von Lindenberg selbst, dem „Tatort“ ohnehin als damaliger Schlagzeuger des Titelmusikkomponisten Klaus Doldinger verbunden: Der Sänger hatte die Schauspielerin 2019 zu einem gemeinsamen Auftritt bei „MTV Unplugged“ überredet und anschließend gemeint, er könne sich ja mal mit einer „Tatort“-Rolle revanchieren. Deshalb hat die Kommissarin in „Alles kommt zurück“ mehrere Begegnungen mit Lindenberg, wobei die Inszenierung auf reizvolle Weise offenlässt, ob sie diese Momente nicht bloß geträumt hat.

Detlev Bucks erste Arbeit für den „Tatort“

Der Film ist Detlev Bucks erste Arbeit für die Sonntagskrimireihe, und mitunter ist allzu deutlich anzumerken, dass den Verantwortlichen ein besonderes Werk vorschwebte. So wirkt zum Beispiel eine Gastszene mit Kida Khodr Ramadan, als sei der Schauspieler zufällig zugegen gewesen. Das ist zwar amüsant, trägt aber nicht viel zur Wahrheitsfindung bei.

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Witziger ist ohnehin die Mitwirkung von Buck selbst als eigenwilliger Puffbetreiber mit blonder Atze-Schröder-Frisur; Nadeshda Brennicke spielt seine offenherzig dekolletierte Partnerin. Solche Extravaganzen wären im Grunde gar nicht nötig gewesen, schließlich hat das vom Regisseur bearbeitete Drehbuch des für seine bissigen Dialoge bekannten Erfolgsautors Uli Brée („Die Spätzünder“) genug Material für einen ungewöhnlichen Film zu bieten.

Jens Harzer als eigenwillig ermittelnder Kommissar

Unbedingt sehenswert ist „Alles kommt zurück“ allerdings wegen Jens Harzer. Der neben Lars Eidinger vermutlich prominenteste deutsche Bühnenstar verkörpert einen recht eigenwillig ermittelnden Kommissar, der wie er selbst in der illustren „Tatort“-Riege seinesgleichen sucht – zumal sich Delfgau in Lindholm verliebt.

Deutlich unstimmiger ist dagegen die Art, wie Anne Ratte-Polle ihre Rolle interpretiert. Gerade im Vergleich zum ruhigen und mit wenig Aufwand große Wirkung erzeugenden Harzer ist die Schauspielerin viel zu polterig. Viel angenehmer ist Neda Rahmanian, die als Rechtsmedizinerin zwar weniger, aber dafür deutlich pointiertere Dialoge hat („Kommen Sie wieder, wenn Sie tot sind“).

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Krimi wird trotzdem nicht zur Persiflage

Dass der Krimi trotzdem nicht zur Persiflage wird, liegt vor allem an der Handlung: Der Einfall, Bezug auf eine frühere Lindholm-Episode („Der Fall Holdt“, 2017) zu nehmen, ist brillant. Sehr gelungen ist auch Bucks Genremischung. Dass das Hotel aufgrund der Corona-Pandemie kaum Gäste hatte, kam dem Filmteam natürlich sehr entgegen. Buck sorgt in den leeren Gängen für eine latent gruselige Mysteryatmosphäre. Hinzu kommen ein bisschen Kiezkolorit, etwas Romantik und kleine Insiderfreuden; so ist zum Beispiel das Finale mit Musik vom Großonkel der Hauptdarstellerin, Wilhelm Furtwängler, unterlegt. Ausgerechnet dieses Duell, von Buck als tödliches Pas de deux inszeniert, wirkt allerdings eher unfreiwillig komisch als wirklich spannend. Dafür sind die Dialoge stellenweise richtig klasse.

Der „Tatort: Alles kommt zurück“ läuft am 26. Dezember ab 20.15 Uhr in der ARD.

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