„Friends: The Reunion“: Klassentreffen mit hohem Nostalgiefaktor
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Großes Wiedersehen mit alten Freunden: Joey (Matt LeBlanc), Chandler (Matthew Perry), Rachel (Jennifer Aniston), Phoebe (Lisa Kudrow), Monica (Courtney Cox) sind die Stars in „Friends: The Reunion“.
© Quelle: WarnerMedia Direct, LLC. All Rights Reserved.
„Friends“ war die erfolgreichste Sitcom der Neunzigerjahre. Von 1994 bis 2004 beobachteten Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer wöchentlich, wie Rachel, Phoebe, Monica, Chandler, Joey und Ross als New Yorker Freundeskreis sich stritten, liebten – und vor allem herumalberten. Nun sind die sechs Darsteller Jennifer Aniston, Lisa Kudrow, Courtney Cox, Matthew Perry, Matt LeBlanc und David Schwimmer noch einmal über 15 Jahre nach der letzten Episode zusammengekommen. Wir haben uns das Nostalgiespektakel „Friends: The Reunion“ genau angesehen – Achtung, Spoiler!
Für wen ist „Friends: The Reunion“?
Ganz klar: Für eingefleischte „Friends“-Fans. Es ist wie ein DVD-Extra, das man sich nach einem Binge-Watch-Wochenende noch als Schmankerl reinziehen kann, wenn die Serie zwar schon vorbei ist, aber man noch mehr will. Wer „Friends: The Reunion“ schaut, wird mit einer großen Nostalgiewelle gleich wieder direkt in die Neunziger zurückgespült. Klar, die Zeit ist an den sechs Hauptdarstellern Jennifer Aniston, Lisa Kudrow, Courtney Kox, Matthew Perry, Matt LeBlanc und David Schwimmer nicht spurlos vorbeigegangen. Doch die humoristische Energie, von der die Serie lebt, ist vom ersten Zusammentreffen gleich wieder zu spüren.
Was bekommt man zu sehen?
Ursprünglich erwarteten Fans tatsächlich eine Art Spin-Off-Episode. Doch schnell dämpfte Warner Bros. die Erwartungshaltung: Lediglich die Schauspielerinnen und Schauspieler werden noch einmal auf einer Bühne zusammenkommen. Nach dem Schauen ist klar: Lediglich ist untertrieben. Die sechs, die Rachel, Phoebe, Monica, Chandler, Joey und Ross spielten, tauchen wieder in die Kulissen ein. Sie laufen durch Monica und Chandlers Apartment, lesen zusammen Skripte, es gibt Interviews, Backstage-Aufnahmen und Outtakes. Stars äußern sich, ebenso wie Zuschauerinnen und Zuschauer – in 1 Stunde und 40 Minuten wird die Energie der Originalsitcom wieder aufwendig heraufbeschworen.
Was ist das Besondere am Konzept?
Im Detail ist das tatsächlich viel spannender als das Konzept vermuten ließe: Denn die Macherinnen und Macher sind tief ins Detail gegangen. Sie haben Darstellerinnen und Darsteller aus noch so kleinen Rollen wieder auf die Bühne geholt – in ihren Originalkostümen. Lady Gaga singt als Phoebe-Reinkarnation mit Lisa Kudrow den ikonischen Song „Smelly Cat“. Alte Szenen werden mit neuen Skriptlesungen übereinander geschnitten. Beeindruckend ist dabei, wie exakt die Schauspielerinnen und Schauspieler wieder Rachel, Phoebe, Monica, Chandler, Joey und Ross heraufbeschwören können.
Wenn Stars gefragt werden, warum sie „Friends“ toll fanden, werden nicht nur scheinbar naheliegende wie die K-Pop-Band BTS oder David Beckham gefragt – er sieht sich mit seinem Putzfimmel übrigens als Monica. Auch die Friedensaktivistin Malala Yousafzai äußert sich zu ihrer Liebe zu „Friends“. Menschen aus Ghana sagen, warum sie sich mit der Serie identifizieren, ebenso wie in Mexiko oder Indien. Die Macherinnen und Macher haben es geschafft, bei ihrer Nostalgiewelle an den gesamten Globus und nicht nur die USA zu denken.
Und sonst? Die unglaubliche Stardichte. Neben den oben Erwähnten tänzeln für eine kleine Präsentation der absurdesten Kostüme Cara Delevingne, Justin Bieber und Cindy Crawford über einen Laufsteg. Doch es sind teilweise auch wirklich wertvolle Beiträge dabei: Kit Harington analysiert sehr genau die physische Komik der Darsteller. Denn auf dem Papier mögen die Szenen vielleicht gar nicht unbedingt komisch sein, mit ihrer Energie, exaktem Pausengefühl und Gelassenheit bringen sie die Witze auf den Punkt.
Gibt es Enthüllungen?
Moderator und Lieblingsbrite der Amerikaner, James Corden, fragt geradeheraus nach Affären am Set – auch wenn dies die einzige unbequeme Frage ist, die er stellt. Und siehe da: David Schwimmer und Jennifer Aniston waren während des gesamten Drehs ineinander verschossen. Nur kamen sie nie zusammen, weil einer der beiden irgendwie immer in einer Beziehung war. Allerdings ist das tatsächlich die größte Neuigkeit, die man in „Friends: The Reunion“ erfährt.
Sonst wird das Format vor allem durch viele kleine Anekdoten angereichert – zum Beispiel, dass Matt LeBlanc kurz vor dem Casting betrunken auf einen Toilettensitz fiel und deswegen mit riesiger Wunde antanzen musste. Apropos Casting: Wie gut die Besetzung zusammengestellt war, wird jetzt auch bei diesem Klassentreffen im Rückblick noch einmal deutlich. Die Darstellerinnen und Darsteller ähneln ihren Figuren einfach extrem – sie spielen im Prinzip nur eine extrem überdrehte Version ihrer selbst.
Was fehlt?
Kleine Sätze lassen aufhorchen und zeigen, welche Seite bei dieser „Reunion“ nicht gezeigt wird. Die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler sind mit „Friends“ unerwartet weltweit berühmt geworden – die Serie soll laut Moderator James Cordon bis heute über alle Plattformen hinweg eine Milliarde mal gesehen worden sein. Wenn Matthew Perry sagt, dass er beim Spielen vor Livepublikum am liebsten jedes Mal sterben wollte, weil er Angst hatte, dass die Lacher ausblieben, bekommt man nur einen kleinsten Eindruck davon, wie groß der Erfolgsdruck gewesen sein muss. Dass es nicht immer ein Selbstläufer gewesen sein muss. Perry hat sich früher bereits häufiger über seine Medikamenten- und Alkoholsucht während der „Friends“-Dreharbeiten geäußert. Bei der „Reunion“ wird dies mit keinem Wort erwähnt. Dunkle Seiten, schwierige Themen werden nicht behandelt. Als eine Besucherin im coronabedingt kleinen Publikum nach 45 Minuten fragt, ob es etwas gab, das sie bei „Friends“ nicht mochten, antwortet David Schwimmer nur: der Affe. Und das Gespräch wird auf die nächste vergnügliche Anekdote gelenkt.
Gibt es jetzt noch mehr?
Nein. Definitiv nicht. Lisa Kudrow sagte, dass es auch nie die Idee gegeben hat, eine weitere Staffel oder ein Spin-off zu drehen. Nur vielleicht noch einmal ein neues Zusammenkommen wie dieses hier. Aber dafür wollen die Produzentinnen und Produzenten sowie die Darstellerinnen und Darsteller nicht noch einmal 15 Jahre warten.
„Friends“ ist in Deutschland ab sofort bei „Sky Ticket“ zu sehen.