Fortsetzung bei Netflix

„Emily in Paris“: Amouröse Übersäuerung in der dritten Staffel

Lucien Laviscount (l.) als Alfie, Lily Collins als Emily und Lucas Bravo als Gabriel in der fünften Folge der dritten Staffel der Serie „Emily in Paris“.

Lucien Laviscount (l.) als Alfie, Lily Collins als Emily und Lucas Bravo als Gabriel in der fünften Folge der dritten Staffel der Serie „Emily in Paris“.

Im pinkfarbenen, mit Federn besetzten Kostüm stürzt Emily von der Aussichtsplattform des Eiffelturms malerisch in die Tiefe. Nein, die Szene ist nicht das tragische Ende der Serie „Emily in Paris“, sondern die Eingangssequenz zur dritten Staffel, die sich sogleich als Albtraum erweist.

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Dramatische Ereignisse dieser Größenordnung gehören nicht zum Repertoire der Netflix-Produktion, die sich mit Leib und Seele dem puren Eskapismus verschrieben hat. Im ersten Pandemiejahr wurde die Serie um die aufgeweckte, amerikanische Marketingfachkraft, die sich in der schönen Stadt Paris beruflichen und amourösen Herausforderungen stellen muss, nach Angaben des Konzerns weltweit von 58 Millionen Haushalten gestreamt. Dabei lag der Charme in der ausgewogenen Melange aus aufgedrehter Belanglosigkeit, Pariser Postkartenromantik und der verschwenderischen Einspeisung schriller Modekreationen.

Paris soll Emilys Lebensmittelpunkt werden

In den ersten zehn Episoden ließ Serienschöpfer Darren Star („Sex in the City“) noch die zahlreichen Differenzen zwischen französischer und amerikanischer Kultur genussvoll aufeinanderprallen. In Staffel drei (ab sofort streambar) hat sich die tapfere Emily (Lily Collins) nun erfolgreich an die fremdländischen Gepflogenheiten akklimatisiert und beschließt, dass Paris nicht nur eine Phase, sondern der zukünftige Mittelpunkt ihres Lebens werden soll. Das muss sie allerdings noch ihrer hochschwangeren Chefin Madeline (Kate Walsh) schonend beibringen, die sie zurück zur Zentrale nach Chicago schleppen will und nicht ahnt, dass ihre Angestellte schon bei Konkurrentin Sylvie (Philippine Leroy-Beaulieu) angeheuert hat.

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Emily ist eine einfallsreiche PR-Agentin, aber auch eine Frau, die es allen recht machen will. Ob sie nun Madeline die Treue hält oder unter der Flagge der herrschsüchtigen Sylvie Werbekampagnen lanciert, bleibt ein übersichtlicher Konflikt, der über mehrere Episode ausgewalzt wird.

Wem gehört Emilys Herz?

Keine Entscheidung sei auch eine Entscheidung, lernt Emily im Französischkurs. Dabei beruft sich die Lehrerin sogar auf Sartre, womit dann auch die maximale intellektuelle Tiefe dieser dritten Staffel ausgelotet ist. Um Entscheidungen geht es natürlich auch in Sachen Liebe. Der smarte, britische Boyfriend Alfie (Lucien Laviscount), den sich Emily in der letzten Staffel angelacht hat, fühlt sich von der überarbeiteten Geliebten vernachlässigt und spürt, dass ihr Herz nicht wirklich ihm gehört.

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Die Beziehung zu dem charmanten Koch und ambitionierten Restaurantbetreiber Gabriel (Lucas Bravo), welche bei unregelmäßiger Wärmezufuhr langsam vor sich hin köchelnd den leistungsschwachen Motor der Serie bildet, versucht sich derweil im Freundschaftsmodus. Schließlich hat Emily den zeitweiligen Geliebten wieder an dessen langjährige Lebensgefährtin Camille (Camille Razat) zurückgegeben, die nun ihrerseits heimlich mit der griechischen Künstlerin Sofia (Melia Kreiling) eine Affäre beginnt.

Hin- und hergerissen zwischen zwei Männern

Und weil man gerade dabei ist, wird das Konzept gleich noch auf ein paar Nebenfiguren übertragen. Emilys allerbeste Freundin Mindy (Ashley Park) muss sich zwischen dem zuckersüßen, mittellosen Musiker und einem stinkreichen Modelabel-Erben entscheiden und auch die taffe Sylvie ist hin- und hergerissen zwischen einem jungen Fotografen und ihrem langjährigen Ehemann, mit dem sie in einer sehr offenen Beziehung lebt.

In bewährter Scheibchendramaturgie wird über zehn Episoden hinweg zwischen den verschiedenen Herzschmerz-Hotspots herumgezappt, was dann doch zu einer gewissen amourösen Übersäuerung führt und auf anstrengende Weise langweilt. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die ganze Fantasie der Drehbuchkohorte in die Einbindung von Produktplatzierungen geflossen ist. Geradezu obszön sind die Skriptverrenkungen, mit denen hier zusätzliche Werbeeinnahmen von Luxusautomobilen bis hin zu Fast-Food-Ketten generiert und in die magere Handlung eingebettet werden.

Die dritte Staffel „Emily in Paris“ ist bereits bei Netflix streambar.

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