Twitter verzeichnet hohen Nutzerschwund – rechte Accounts profitieren
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Das Logo von Twitter.
© Quelle: Gregory Bull/AP/dpa
Nur wenige Stunden, nachdem bekannt wurde, dass Tesla-Chef Elon Musk Twitter für 44 Milliarden Dollar kaufen wird, verzeichnet der Kurznachrichtendienst offenbar den Verlust Tausender Nutzerkonten. Ablesbar ist dies an den Followerzahlen zahlreicher Prominente. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama, dem auf Twitter die meisten Menschen folgen, hat schlagartig rund 300.000 Abonnenten weniger. Katy Perry, die hinter Justin Bieber auf Platz drei der Rangliste steht, verlor mehr als 200.000 Follower.
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Rechts orientierte Politiker können sich derweil über einen starken Zulauf freuen: Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene hatte am Tag vor der Übernahme durch Musk 539.000 Follower. Inzwischen folgen der 47-Jährigen über 647.000 Menschen. Der umstrittene rechtspopulistische brasilianische Präsident Jair Bolsonaro gewann fast 90.000 Follower binnen eines Tages. Auch der US-Republikaner Matt Gaetz freut sich: „Es ist wirklich bemerkenswert, wie konservative Konten heute massive Follower-Zuwächse verzeichnen“, twitterte er am Dienstag.
Twitter kündigt Untersuchung an
Am Dienstag veröffentlichte Twitter eine Stellungnahme: Der Kurznachrichtendienst erklärte, dass die „Schwankungen bei den Followerzahlen“ von „organischen“ Account-Schließungen herrühren: „Während wir weiterhin Maßnahmen gegen Konten ergreifen, die gegen unsere Spam-Richtlinien verstoßen, was sich auf die Anzahl der Follower auswirken kann, scheinen diese Schwankungen größtenteils auf eine Zunahme der Erstellung neuer Konten und der Deaktivierung zurückzuführen zu sein.“ Man werde die „jüngsten Fluktuationen bei den Followerzahlen“ untersuchen, heißt es weiter.
Immer wieder kommt es zu routinemäßigen Säuberungen der Plattform, bei denen Bots und gefälschte Accounts gelöscht werden. Den jüngsten Nutzerschwund erklärt dies jedoch nicht. Elon Musk hatte angekündigt, durch den Twitter-Kauf die „Meinungsfreiheit“ auf der Plattform stärken zu wollen: „Mein starkes intuitives Gefühl sagt mir, dass eine öffentliche Plattform, der man maximal vertrauen kann und die alle einschließt, für die Zukunft der Zivilisation extrem wichtig ist; die wirtschaftlichen Aspekte sind mir völlig egal“, sagte er auf einer TED-Konferenz in Vancouver am 14. April. Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass es künftig zu noch mehr Hetze und der Verbreitung von Falschinformationen im Netz kommen werde.
Angst vor mehr Hass im Netz durch Musks Twitter-Übernahme
Unterdessen schürt die Ankündigung von Tech-Milliardär Musk, nach einer Twitter-Übernahme die Inhalte-Einschränkungen zu lockern, die Angst vor mehr Hass im Netz. Deutsche Digitalpolitiker äußerten sich besorgt über die möglichen Folgen. Musk bekräftigte, dass aus seiner Sicht alle Äußerungen im Rahmen von Gesetzen erlaubt sein sollten. In der Europäischen Union allerdings sieht das gerade erst beschlossene Gesetz über Digitale Dienste (DSA) eine strengere Aufsicht über Online-Plattformen vor.
Für 44 Milliarden Dollar: Elon Musk übernimmt Twitter
Der Vorstand hat dem Deal bereits zugestimmt, nun müssen noch die Aktionäre grünes Licht geben.
© Quelle: Reuters
Musk hatte sich mit Twitter auf eine rund 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Online-Dienstes geeinigt. Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla hält bisher eine Beteiligung von gut neun Prozent. Die Übernahme hängt davon ab, ob genug Aktionäre ihm ihre Anteile für 54,20 Dollar je Aktie abtreten wollen. Twitter und Musk wollen den Verkauf bis Jahresende abschließen. Sollte eine der Seiten den Deal auflösen, wird eine Strafzahlung von einer Milliarde Dollar fällig, wie aus in der Nacht zum Mittwoch veröffentlichten Unterlagen hervorgeht.
Musk gibt als Grund für sein Interesse an Twitter an, er wolle eine globale Plattform für Redefreiheit schaffen. Er kritisiert, dass es bei Twitter aktuell zu viele Beschränkungen dafür gebe: „Ich bin gegen Zensur, die weit über das Gesetz hinausgeht.“
Über angebliche „Zensur“ bei Twitter klagten zuletzt besonders lautstark vor allem zwei Gruppen: Leute, gegen deren Beiträge wegen falscher oder irreführender Informationen zum Coronavirus vorgegangen wurde, sowie Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, die nicht ohne weiteres behaupten können, ihm sei die Wahl 2020 gestohlen worden. Auch andere Online-Plattformen wie Facebook führten solche Beschränkungen ein, um die Gesundheit von Nutzern zu schützen und eine Eskalation politischer Spannungen zu verhindern.
RND/Teleschau/dpa