„Löwen“ sauer über chaotische Ökogründer – nur einer findet das Produkt „sensationell“
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Alexander Schulze (l.) und Karsten Gaedke präsentieren in der „Höhle der Löwen“ den Duschwassersparer „bluegreen".
© Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer
Gegen eine pfiffige Idee zum Umweltschutz und zum Ressourcensparen kann man ja eigentlich nichts sagen. Und natürlich hatten die beiden Gründer Karsten Gaedke (47) und Alexander Schulze (39), die das Finale einer selten turbulenten Ausgabe der Vox-Reihe „Die Höhle der Löwen“ bestritten, einen Nerv getroffen.
Ihre Erfindung „bluegreen“ (die nach der Aufzeichnung übrigens in „puregreen“ umbenannt wurde) ist im Kern nur ein simples verchromtes Metallteil. Es ist ein Aufsatz für die Dusche, der mit wenigen Handgriffen zwischen den Duschschlauch und die Mischbatterie geschraubt werden kann – und das bei allen handelsüblichen Installationen, wie man sie in Millionen heimischer Haushalte, aber natürlich auch in Hotels oder Fitnessstudios findet.
Der Clou dabei: Das kleine Teil soll den Wasserfluss regulieren und ein Versprechen einlösen. Alexander und Karsten sagen: Mit ihrer Idee könne man bis zu 50 Prozent Wasser einsparen. Wer will das nicht?
Alexander ist „Wellnessduscher“
Ausgangspunkt für die Präsentation, die vergleichsweise harmlos begann, dann aber zu einem hitzigen Hauen und Stechen führte, war ein Geständnis. Der 39-jährige Alexander outete sich als „Wellnessduscher“. Er liebt es, sich unter einem warmen Wasserstrahl zu entspannend – ausdauernd. Was ihn rasch jedoch schockte: der horrende Wasserverbrauch, den seine Leidenschaft verursacht. Pro Wellnessduschgang verbraucht er 120 Liter in zehn Minuten. „Das sind 43.000 Liter Wasser pro Jahr nur allein für mich. So verschwenderisch wollte ich nicht sein, aber auf meine ausgedehnten Duschen wollte ich auch nicht verzichten.“
Also steckte Alexander mit Karsten, dem Lebensgefährten seiner Mutter, der seit Jahren im Sanitärhandel tätig ist, die Köpfe zusammen. „Es gibt zwar bereits Wassersparer für die Dusche, doch die reduzieren lediglich die Durchflussmenge und damit leider auch den Wasserdruck“, meinte der 47-Jährige. Unbefriedigend! „Es tröpfelt dann eher aus der Dusche, und das gefällt keinem“, sagte er in der „Höhle der Löwen“.
„Fluffiges“ Wasser?
Seine Lösung: Der „bluegreen“-Wassersparer ist speziell konstruiert, sodass in seinem Inneren ein Unterdruck entsteht. Durch eine kleine Öffnung an der Seite wird Luft angesaugt, mit dem Wasser verwirbelt – und das Wasservolumen durch die Luft vergrößert. „Das hört sich relativ kompliziert an. Aber denken Sie an Mousse au Chocolat. Das Wasser wird fluffig und angenehm weich“, meinte Karsten gegenüber den „Löwen“.
Fluffiges Wasser? Hä? Selbst der „Videobeweis“, bei dem die beiden Gründer einen gleich großen Behälter jeweils mit beziehungsweise ohne Einsatz des Bauteils befüllten, überzeugte nicht vollends. Was dagegen wie eine kalte Dusche wirkte, war ein Bekenntnis: Zwar arbeiten die beiden Familiengründer angeblich schon seit 2017 an der gemeinsamen Wassersparidee und brachten ihr Produkt bereits auf den Markt. Verkauft wurden dann aber doch lediglich rund 550 Stück – in vier Jahren!
Georg Kofler platzt der Kragen: „Nicht mit mir!“
„Dafür, dass ihr das deutsche Installationshandwerk revolutioniert, ist das ein bisschen wenig“, stänkerte Promi-Löwe Georg Kofler und wirkte ziemlich genervt. Noch stärker nervte ihn, dass vor allem Bastler Karsten beim Vortrag teilweise fast abwesend wirkte und die Verzögerung lässig damit entschuldigte, dass man zwischenzeitlich eben keine Gelegenheit gehabt hätte, sich angemessen um die Firma zu kümmern.
„Funktioniert das nicht richtig?“, bohrte auch Carsten Maschmeyer nach. „Da ist doch irgendwas faul.“ Georg Kofler machte dann ganz kurzen Prozess mit den Gelegenheitsunternehmern, die sich zwei Jahre fast nicht um ihre Gründung kümmern konnten oder wollten. „Was ist denn das für eine Gründereinstellung?“, schimpfte er. „Nicht mit mir!“ Und raus war er. „Eine mittlere Zumutung“, ätzte der Südtiroler dann noch. „Um im Dusch-Speak zu bleiben: eher lauwarm!“
Etwas diplomatischer, aber in der Sache genauso angefressen formulierte Nils Glagau seine Ablehnung. „Ich habe hier heute kein Brennen gesehen“, kritisiert er die „Lauwarm“-Duscher. „Da fehlt mir die Vertriebsleidenschaft“, so der Investor. „Das Gesamtpaket hat mich nicht überzeugt.“
Was ist nur in Ralf Dümmel gefahren?
Dann eine nicht für möglich gehaltene Wendung. „Ich finde das Produkt nicht gut“, behauptete Ralf Dümmel und legte eine theatralische Kunstpause ein. „Ich finde es sensationell.“
Tatsächlich wirkte der Handelsexperte, der bekanntlich über beste Kontakte zu allen für „bluegreen“ relevanten Verkaufskanälen verfügt, hellauf begeistert. Fast so wie nach einer erfrischenden Dusche.
„Das ist ein Wahnsinnsthema“, sagte Dümmel. „Ich glaube, dass wir das richtig groß machen können.“ Einziger Haken: Statt der von den Gründern vorgeschlagenen 20 Prozent an der Firma wollte Dümmel 30 Prozent haben. Die 100.000 Euro zahlt er – und er will seine Vertriebspower ins Unternehmen stecken. Da konnte niemand Nein sagen. Schon gar nicht Karsten Gaedke und Alexander Schulze.
Carsten Maschmeyer spottet: „Vier Jahre gepennt“
Plötzlich war der Deal, den die wütenden Löwen vorher schon in der Luft zerrissen hatten, doch noch perfekt. „Ihr könnt ja später noch zusammen duschen“, spottete Nils Glagau über das Überraschungstrio aus den Erfindern und Ralf Dümmel. Plötzlich wollten sich sogar Karsten und Alexander, die sich vorher so aufreizend tiefenentspannt gaben, doch noch am Riemen reißen und Gas geben.
„Ich finde es toll, dass sie jetzt sagen, sie müssen schnell sein“, fasste Carsten Maschmeyer die Blitzwendung im Finale treffend zusammen. „Nachdem sie vier Jahre gepennt haben.“ Da soll noch mal jemand behaupten, ein Trip in die „Höhle der Löwen“ könnte nicht lebensverändernd wirken.
Wenig Einigkeit zeigten die „Löwen“ auch beim jüngsten Gründerduo, das je in der Vox-Show vorsprach. „Ihr habt einen ganz großen Fehler gemacht“, kritisierte Carsten Maschmeyer seine Sitznachbarn, nachdem bei ihnen das Start-up MyTaag abgeblitzt war. Maschmeyer indes entwickelte Vatergefühle für Davis Zöllner (17) und Berkay Cankiran (18), die mit ihrer Softwarefirma Visitenkarten digitalisieren wollen. Er erkannte sich sogar ein wenig in ihnen wieder – warnte aber auch: „Ich bin ein strenger Mentor.“
RND/Teleschau