Dennenesch Zoudé: „Über Männer würde man so nie sprechen“
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Schauspielerin Dennenesch Zoudé.
© Quelle: Jens Kalaene/zb/dpa
„Tierärztin Dr. Mertens“ ist nun dienstagabends zurück im Ersten – und Elisabeth Lanz als Susanne Mertens muss sich in den Folgen plötzlich mit ihrer neuen Chefin auseinandersetzen. Die Zoodirektorin Amal Bekele (Dennenesch Zoudé) hat nämlich eine ganz andere Vorstellung davon, wie man den Leipziger Zoo führen soll. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) spricht Schauspielerin Dennenesch Zoudé über Frauenrollen im TV, Diversität im Fernsehen und Haustiere.
Frau Zoudé, in den neuen Folgen von „Tierärztin Dr. Mertens“ spielen Sie die neue Zoodirektorin Amal Bekele – und die Tierärztin gerät oft mit ihrer Chefin aneinander. Meinem Eindruck nach spielen Sie häufig starke Frauen. Ist das etwas, das Sie sich bewusst aussuchen?
Ist das so? Man hat da ja selbst immer einen ganz anderen Eindruck. Bei „Tierärztin Dr. Mertens“ spiele ich auf jeden Fall zum ersten Mal eine Antagonistin. Für mich war besonders, dass hier zwei Frauen in Führungspositionen sind. Jede hat ihre Vision, aber beide haben auch andere Herangehensweisen und müssen sich gegenseitig ausloten. Ich bin ihre Vorgesetzte und gleichermaßen hat sie die Oberhand über die Tiere.
Ist das eine Seltenheit im deutschen Fernsehen: eine Serie über zwei Frauen in einer Führungsposition?
Das gibt es immer mehr. Die Sichtbarkeit von Frauen sollte sich auch im Fernsehen widerspiegeln. Man muss sich nur mal umschauen: Wo sitzen Frauen? Zurzeit haben wir doch auch drei starke Frauen, die Deutschland anführen.
Wenn Sie jetzt 20 Jahre im TV-Geschäft zurückdenken – hat sich die Art und Weise der Frauenrollen verändert?
Die Fernsehlandschaft hat sich sicher verändert. Das muss man auch gutheißen. Aber es muss noch mehr getan werden. Es wird schon nach Diversität geschaut, doch man sollte nicht nur nach jungen und neuen Talenten schauen – auch Nationalitäten müssen mehr abgebildet werden. Hier können wir noch ein großes Stück weitergehen.
Frauen wird häufig vorgeworfen, bei der Arbeit Stutenbissigkeit an den Tag zu legen …
Da möchte ich gleich etwas zu sagen. Bei Frauen werden häufig Wörter wie Stutenbissigkeit oder Zickenkrieg verwendet. Aber wir sind weder Stuten noch Ziegen. Bei Männern würde man das nie sagen. Wir haben uns an diese Wörter gewöhnt. Das fällt mir in der Pressearbeit für die Serie richtig auf. Ich will diese Wörter gar nicht wiederholen. Denn es geht in der Serie doch um das Kompetenzgefüge und um Machtkampf. Sicher kann es da auch mal knallen. Aber ich finde, dass meine Figur Amal Bekele das sehr raffiniert macht. In schwachen Momenten zweifelt sie. Das ist auch gut so. Es wäre ja langweilig, wenn die Frau immer nur stark wäre. Ich mag gebrochene Figuren, die auch ein Geheimnis bergen.
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Amal Bekele scheint die Arbeit über alles zu stellen. Sind Sie auch ein Workaholic?
In mir steckt Nachholbedarf. Ich habe gerade „Die Inselärztin“ abgedreht und zwei Projekte für Netflix. Jetzt drehe ich für das ZDF den Krimi „Der Staatsanwalt“. Ich konzentriere mich gerade sehr auf die Arbeit und freue mich auf alles, was kommt.
In der Serie unterhalten Sie sich als Dr. Amal Bekele mit der Tierärztin Dr. Mertens (Elisabeth Lanz) über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – und darüber, ob man sich für das eine oder andere entscheiden muss. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich habe meinen Mann Carlo Rola vor drei Jahren verloren und mein Hauptaugenmerk ist jetzt sicher meine Arbeit, an der ich viel Freude habe. Ich habe ein tolles Umfeld, habe Familie und viele Freundschaften und ich suche meine Verbündeten in der Arbeit.
Es klingt so, als wäre Ihre Arbeit auch eine Energiequelle.
Ich ziehe schon viel Kraft und Freude aus der Arbeit. Mich aber nur auf sie verlassen möchte ich nicht. Die Kraft muss auch woanders herkommen, aus dem Leben an sich. Jeden Tag bewusst wahrzunehmen. Ich weiß, wie schnell jemand aus dem Leben gerissen werden kann, das habe ich am eigenen Leib erfahren. Von daher ist die Arbeit nicht alles. Außerdem kann es in diesem Geschäft schnell passieren, dass man nicht mehr gefragt ist.
Haben Sie eigentlich auch mit den Tieren gedreht? In vielen Szenen sind Sie ja eher im Direktorenbüro zu sehen.
Wenig, aber die Momente, die ich hatte, waren für mich immer sehr aufregend. Ich bin nicht mit Tieren groß geworden und habe deswegen großen Respekt vor ihnen. Tiere sind immer instinktgeleitet, egal wie sehr sie an Menschen gewöhnt sind. Ich kenne Tiere aus freier Wildbahn. Meine Kollegin Elisabeth Lanz ist im Gegensatz zu mir eine ganz Handfeste. Ohne Angst geht sie auf die Tiere zu.
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Gab es eine Situation, in der Sie die Tiere besonders beeindruckt haben?
Wir haben den Einspieler mit einem schwarzen Panther gedreht. Der Panther kam mit dem Tierpfleger herein. Ich sollte mich dann neben das Tier stellen, er sei zahm. Plötzlich nahm der Pfleger die Leine ab und ich stand alleine mit dem Panther da. Und schon lief die Kamera. Dann richtete er sich auf. Die Tatze ging hoch in meine Richtung. Ich habe mich ganz ruhig weggedreht. Und dann landeten beide Pfoten auf meinem Rücken. Bam, bam. Der Tierpfleger war hinterher relativ ruhig und sagte: „Alles gut, der wollte nur spielen.“ Und ich sagte: „Sie machen Scherze.“ Die Situation war wahrscheinlich harmlos. Aber mir haben die Knie danach gezittert.
Haben Sie ein Haustier?
Nein. Ich renne auch nicht auf jeden Hund zu. Ich warte, bis er zu mir kommt. Und wenn er kommt, hat er Interesse. Dann bin ich gerne dabei und es wird gestreichelt und geschmust. Zu Beginn habe ich eine gute Distanz. Ich finde, man muss sich erst mal kennenlernen und beschnuppern. Man rennt ja auch nicht auf Menschen zu und umarmt sie gleich.